Nahost

"Ursache noch unbekannt": Hisbollah äußert sich zu Pager-Explosionen – 8 Tote und 2.750 Verletzte

Das libanesische Gesundheitsministerium spricht von über 2.700 Verwundeten und 8 Toten. Das ist die vorläufige Opferzahl nach den massenhaften Explosionen von Kommunikationsgeräten, die von Hisbollah-Mitgliedern genutzt wurden. Erstmals äußerte sich nun die schiitische Organisation selbst zu dem Vorfall.

Zahlreiche Hisbollah-Mitglieder wurden heute durch Explosionen ihrer Funkmeldeempfänger zum Teil schwer verletzt. Die Explosionen der sogenannten Pager ereigneten sich vor allem im Südlibanon und in den südlichen Vororten von Beirut.

Zunächst war von Dutzenden Verletzten die Rede, dann von Hunderten. Inzwischen spricht das libanesische Gesundheitsministerium gar von 2.750 Verletzten. Zudem wurden demnach acht Menschen bei den Vorfällen getötet.

Zuvor hatte die Hisbollah in ihrer ersten zur Explosion der Kommunikationsgeräte von drei Toten gesprochen, darunter einem Kind.

"Am Dienstag, dem 17.09.2024, um ca. 15:30 Uhr explodierten mehrere als 'Pager' bezeichnete Nachrichtenempfangsgeräte, die sich im Besitz mehrerer Mitarbeiter verschiedener Hisbollah-Einheiten und -Institutionen befanden. Diese Explosionen, deren Ursachen noch nicht bekannt sind, führten zum Märtyrertod eines Mädchens und zweier Brüder sowie zu einer großen Anzahl von Menschen mit Verletzungen verschiedener Schwere",

so die Gruppe.

Die Hisbollah ließ zudem verlauten, dass sie "derzeit eine umfassende sicherheitspolitische und wissenschaftliche Untersuchung" durchführe, um die Ursachen zu ermitteln, "die zu diesen gleichzeitigen Explosionen geführt haben".

Zu den Verletzten zählt auch der iranische Botschafter im Libanon. Wie das staatliche Fernsehen bestätigte, benutzte Mojtaba Amani einen der Pager. Der iranische Botschafter sei nach leichten Verletzungen wohlauf, so der Medienbericht.

Wie konnte es zu den Explosionen kommen?

Der Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden äußerte sich zu Spekulationen, wie es zu den Explosionen gekommen sein könnte. In den Geräten könnte Sprengstoff platziert worden sein, oder, so die andere Vermutung, durch einen Hack waren die Akkus zum Überhitzen und schließlich zum Explodieren gebracht worden. Snowden hält die Hack-Variante für unwahrscheinlich. Der in Russland lebende Whistleblower schrieb dazu auf X:

"Da immer mehr Informationen über die explodierenden Piepser im Libanon eintreffen, scheint es nun wahrscheinlicher zu sein, dass es sich um implantierten Sprengstoff und nicht um einen Hack handelt. Und warum? Zu viele übereinstimmende, sehr schwere Verletzungen. Wenn es sich um überhitzte Batterien handeln würde, die explodieren, würde man viel mehr kleine Brände und Fehlzündungen erwarten."

In sozialen Medien verbreiten sich Videos, die die Folgen der Explosionen zeigen sollen. Darunter auch folgende Aufnahme, die entstanden sein soll, nachdem ein Pager explodiert war, der auf dem Tisch lag.

Andere Aufnahmen aus Krankenhäusern zeigen zahlreiche Patienten mit klaffenden Wunden am Oberkörper, die die Pager offenbar während der Explosion bei sich am Körper trugen.

Experten machen Israel für die Explosionen verantwortlich, das sich aber bislang nicht zu den Vorfällen geäußert hat. So weist der Militäranalyst Elijah Magnier auf den immensen Aufwand hin, der nötig gewesen sei, um die Geräte einzeln zu präparieren.

Es handele sich um einen "sehr ausgeklügelten Angriff, der normalerweise in diesem Ausmaß die Zusammenarbeit von mehr als einer Einheit erfordert", so Magnier gegenüber Al Jazeera. Der Analyst weiter:

"Wenn es dem israelischen Geheimdienst gelungen ist, die an die Hisbollah gelieferten Pager zu kompromittieren, so [schließt dies] nicht aus, dass es ihm gelungen ist, sich Zugang zu den Lieferungen Irans zu verschaffen, denn Iran beliefert die Hisbollah mit dem größten Teil ihrer Ausrüstung."

Eine Operation dieses Ausmaßes erfordere "das Vorhandensein von hochexplosivem Material, selbst in kleinen Mengen, und sehr viel Zeit, um sich an jeden einzelnen Pager zu setzen und manuell ein bis drei Gramm hochexplosives Material einzubringen und dennoch die Funktionalität des Pagers, des Bildschirms und der gesamten Elektronik zu erhalten, ohne dass all dies beeinträchtigt wird", verdeutlicht Magnier.

Der Analyst hält es für plausibel, dass der israelische Geheimdienst den Sprengstoff mit Unterstützung eines Drittlandes platziert hat, bevor er die Hisbollah erreichte. Der Sprengstoff sei dann wahrscheinlich per Radiofrequenz zur Detonation gebracht worden.

Die Iraner würden jetzt wahrscheinlich alle ihre Produkte und Ausrüstungen überprüfen, um sicherzustellen, dass niemand an dem, was sie erworben haben, herumgepfuscht hat, so Magnier.

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