Unterernährung, Krankheiten und Kindersterblichkeit im Gaza-Ghetto
Von Maria Müller
Im Gazastreifen leidet jedes sechste Kind unter zwei Jahren an akuter Unterernährung, erklärte UNICEF, die UN-Organisation für den weltweiten Schutz von Kindern. Die Bombardierung der Stadt Rafah, der letzten Zuflucht von rund 1,6 Millionen Palästinensern im Süden der Enklave, und die Blockade humanitärer Hilfe durch Israel lassen die Todesziffern von Kindern in die Höhe schnellen.
Laut verschiedener Hilfsorganisationen sollen seit Beginn der militärischen Invasion in Gaza bis heute zwischen 10.000 bis 12.000 Minderjährige umgekommen sein. Man kommt nicht umhin, all diese "Maßnahmen" mit den Zuständen in den Ghettos und mit deren Rolle zu vergleichen. Hat der Gazastreifen die Funktion eines Ghettos im Rahmen des Völkermordes an der Bevölkerung Palästinas?
Laut dem Bericht des Global Nutrition Cluster, einer Hilfsorganisation unter der Leitung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), essen über 90 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 23 Monaten sowie schwangere und stillende Frauen nur zwei oder weniger Lebensmittelarten pro Tag, was als "schwere Nahrungsmittelarmut" gilt. 64 Prozent der Familien essen nur einmal am Tag, während Erwachsene in 95 Prozent der Haushalte ihre Nahrungsmenge einschränken, um ihre Kinder zu ernähren.
Ted Chaiban, stellvertretender UNICEF-Exekutivdirektor für humanitäre Hilfe und Versorgungseinsätze, sagte:
"Im Gazastreifen steht eine Explosion vermeidbarer Kindersterblichkeit bevor, die das bereits vorherrschende unerträgliche Niveau der Kindersterblichkeit noch weiter erhöhen wird."
Chaiban betonte außerdem:
"Wenn der Konflikt jetzt nicht endet, wird sich die Ernährung der Kinder weiter verschlechtern, was zu vermeidbaren Todesfällen oder Gesundheitsproblemen führen wird. Sie beeinträchtigen die Kinder in Gaza für den Rest ihres Lebens und werden möglicherweise generationsübergreifende Folgen haben."
Trinkwasseranlagen zerstört
Gleichzeitig leidet die Bevölkerung unter einem Mangel an sauberem Trinkwasser. Das lebenswichtige Gut fehlt in 81 Prozent der palästinensischen Familien. Im Durchschnitt gibt es im Gazastreifen nur ein Liter Wasser pro Person und Tag. Die Kapazität der Trinkwasseranlagen ist auf nur noch einen Bruchteil der üblichen Produktion gesunken, viele Wasser-, Sanitär- und Hygieneeinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört.
Die Bevölkerung hat keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser, zu Toiletten und Waschbecken, und vertriebene Kinder und ihre Familien können nicht das erforderliche Hygieneniveau aufrechterhalten, um Krankheiten und chronischem Durchfall vorzubeugen, einer der Hauptursachen für Kindersterblichkeit in allen Notsituationen. Die Ausbreitung von Krankheiten ist eine weitere Herausforderung. Mindestens 90 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind von einer oder mehreren Infektionskrankheiten betroffen.
Mike Ryan, geschäftsführender Direktor des Gesundheitsnotfallprogramms der Weltgesundheitsorganisation WHO, sagte:
"Hunger und Krankheit sind eine tödliche Kombination."
Er fügte hinzu:
"(…) hungrige, geschwächte und zutiefst traumatisierte Kinder werden häufiger krank. Kranke Kinder, insbesondere bei Durchfall, können Nährstoffe nicht gut aufnehmen. Deshalb ist die aktuelle Situation in Gaza gefährlich und tragisch."
Die UN-Kinderschutz-Organisation UNICEF rief dazu auf, dass die Jungen und Mädchen in Gaza mit verzweifelter Dringlichkeit humanitäre Nothilfe brauchen. Die registrierten Fälle von Darminfektionen bei Kindern unter 5 Jahren nehmen sprunghaft zu und gehen in die Zehntausende, ebenso wie Fälle von Krätze, Windpocken, Hautausschlägen und Atemwegsinfektionen.
Systematisch zerstörte Gesundheitsversorgung
Die wenigen funktionierenden Krankenhäuser müssen auf die hohe Zahl der im Konflikt verletzten Patienten reagieren, sodass sie Krankheitsausbrüche nicht ausreichend behandeln können. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO können gegenwärtig nur 15 Krankenhäuser im gesamten Gaza bei einer Bevölkerung von 2,2 Millionen ihre Arbeit ganz oder teilweise aufrechterhalten.
Israel hat seit dem 7. Oktober 150 Gesundheitszentren und 32 Krankenhäuser in Gaza zerstört. Im Süden des Landstreifens, wo sich inzwischen fast 2 Millionen Menschen auf wenig Raum konzentrieren, sind nur noch drei Krankenhäuser aktiv. Das prangerte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Ashraf al-Qudra, am 24. Februar in einem Interview mit dem Sender Al Jazeera an.
Außerdem verhindere Israel die Einfuhr von medizinischem Gerät, Material und auch Treibstoff in die Küstenenklave. Ein Großteil der Menschen sei ohne medizinische Versorgung, so auch die Kinder. Der Notdienst des Gazastreifens appellierte am selben Tag an die internationale Öffentlichkeit, alles zu tun, um die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und Lebensmitteln zu ermöglichen.
Laut der Presseagentur EFE berichtete Ashraf al-Qudra, dass viele Opfer immer noch unter den Trümmern und auf den Straßen eingeklemmt seien und Retter sie nicht erreichen könnten. Zudem bombardierten die israelischen Streitkräfte in Beit Lahiya im Norden des Gazastreifens bereits zerstörte Gebäude und Infrastruktur, um Menschen endgültig unter den zerstörten Häusern zu begraben. Die Zahl der Todesopfer gibt EFE mit 29.410 an, davon überwiegend Frauen und Kinder. Die Verletzten betragen rund 69.737 Personen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO bat Israel mehrfach, einen sicheren Korridor für die humanitäre Hilfe in die belagerten Gebiete von Gaza zu ermöglichen. Solche Anträge wurden von Israel stets abgelehnt.
Kein Geld mehr für die UNRWA-Hungerhilfe
Die UNRWA-Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen für Palästina, die seit über 60 Jahren die palästinensische Bevölkerung mit dem Nötigsten versorgt, wird nun aufgrund eines israelischen Geheimdienstmanövers bedroht. Nach einer "geheimen" Anschuldigung des Mossad ohne jeden Beweis gegen diese Organisation haben Anfang Februar innerhalb von 24 Stunden neun Spender-Staaten ihre Finanzierungen eingestellt, darunter Deutschland und Großbritannien. Aus diesem Grund kann die UNRWA nur noch bis Ende Februar arbeiten, wenn die Finanzierungen nicht wieder aufgenommen werden. Der Sprecher der Organisation, Christopher Gunnes, sagte vor der Presse:
"Das ist ein Verstoß gegen die Völkermordkonvention, weil es das Leben von 1,2 Millionen Menschen zerstören wird, die schon vor dem 7. Oktober an den UNRWA-Lebensmittelausgabestellen Schlange standen."
Eine so widerspruchsfreie und schnelle Reaktion in einer politisch sehr riskanten Frage ist nur nach vorherigen zwischenstaatlichen Absprachen möglich. Deshalb stellt sich erneut die Frage: Ist Gaza ein Ghetto?
Mehr zum Thema – Heuchelei und Völkermord: Wen der Westen tatsächlich entkolonialisieren sollte
Quellen
https://www.hispantv.com/noticias/palestina/576574/pma-comen-suficiente-gaza
https://www.newtral.es/guerra-en-gaza-ninos/20240112/
https://www.unicef.org/es/emergencias/ninos-ninas-gaza-necesitan-ayuda-emergencia-desesperadamente
https://www.hispantv.com/noticias/palestina/577978/oms-15-hospitales-gaza
https://www.hispantv.com/noticias/palestina/580344/israel-destruye-hospitales-gaza
https://actualidad.rt.com/actualidad/499738-onu-gaza-punto-testigo-explosion-muertes
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.