Nahost

Libanon: Israelische Armee tötet stellvertretenden Hamas-Führer mit Drohnenangriff

Bei einem Drohnenangriff in einem Vorort Beiruts wurde der stellvertretende Hamas-Führer Saleh al-Aruri getötet. Die Organisation, wie auch US-Quellen, machen Israel für den Angriff verantwortlich. Die libanesische Hisbollah droht mit unmittelbaren Konsequenzen. Israel nennt den Vorgang eine "chirurgisch genaue Attacke".

Bei einer Explosion in dem südlich der libanesischen Hauptstadt Beirut gelegenen Vorort Dahieh wurden am Dienstag der hochrangige Hamas-Funktionär Saleh al-Aruri sowie zwei Anführer der Hamas-Elitebrigaden Izz ad-Din al-Qassam getötet. Lokale Ermittler, wie auch die Hamas, beschuldigten unmittelbar die israelische Militärführung des Attentats. Laut dem US-Sender CNN habe ein anonymer US-Beamter mitgeteilt, dass Israel den Anschlag ausgeführt habe. Al-Aruri war der stellvertretende Leiter des politischen Büros der Hamas und einer der Gründer der Qassam-Brigaden. Libanesischen Medienberichten zufolge wurden bei dem Anschlag mindestens sechs weitere Menschen getötet.

Die israelische Seite bestreitet die Vorwürfe der gezielten Anschlagsdurchführung. In einem Interview mit dem US-Sender MSNBC erklärte Mark Regev, ein hochrangiger Berater des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, er habe "die Berichte" über den Anschlag zur Kenntnis genommen, um zu ergänzen:

"Israel hat nicht die Verantwortung für diesen Anschlag übernommen. Aber wer auch immer es getan hat, muss sich darüber im Klaren sein, dass dies kein Angriff auf den libanesischen Staat war. Es war nicht einmal ein Angriff auf die Hisbollah. Wer auch immer das getan hat, es war ein chirurgischer Schlag gegen die Hamas-Führung."

Die Hamas bestätigte laut Al Jazeera den Tod von al-Aruri und verurteilte das Ereignis als "feiges Attentat" Israels. Der politische Führer der Hamas, Ismail Haniyya, teilte mit, dass bei dem "feigen Angriff" auch die Kommandeure Samir Fandi und Azzam Al-Aqra sowie vier weitere Mitglieder der Gruppe getötet worden seien. Angriffe auf Palästinenser, so die Mitteilung, würden "innerhalb und außerhalb Palästinas nicht den Willen und die Standhaftigkeit unseres Volkes brechen oder die Fortsetzung seines tapferen Widerstands untergraben können." Weiter heißt es in der Erklärung:

"Dies beweist einmal mehr, dass dieser Feind bei der Verwirklichung seiner aggressiven Ziele im Gazastreifen kläglich gescheitert ist." 

Auch die libanesische Miliz Hisbollah hat Israel für den Drohnenangriff in Beiruts Vorort verantwortlich gemacht und kündigte an, "dass das Verbrechen nicht ungesühnt bleiben wird." Wenige Stunden nach dem Vorfall gab die mit der Organisation Hamas verbündete Hisbollah eine eindeutige Erklärung ab, in der sie warnte, dass "der Finger am Abzug" sei. Die Gruppe bezeichnete den Drohnenangriff als "schweren Angriff auf den Libanon" und betonte, dass "dieses Verbrechen niemals ohne Antwort und Bestrafung bleiben wird."

Der 57-jährige Al-Aruri war der stellvertretende Leiter des politischen Büros der Hamas und einer der Mitbegründer des bewaffneten Flügels der Gruppe, der Qassam-Brigaden. Er hatte im Libanon im Exil gelebt, nachdem er 15 Jahre in einem israelischen Gefängnis verbracht hatte. Schon vor Beginn des Krieges am 7. Oktober hatte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu gedroht, ihn zu töten.

Danny Danon, ein ehemaliger israelischer Gesandter bei den Vereinten Nationen, begrüßte laut Al Jazeera den tödlichen Angriff und "gratulierte der israelischen Armee, dem Sicherheitsdienst Shin Bet und dem israelischen Geheimdienst Mossad zur Tötung von al-Aruri." In einem in hebräischer Sprache veröffentlichten X-Posting schrieb er:

"Jeder, der an dem Massaker vom 7. Oktober beteiligt war, soll wissen, dass wir auf ihn zugehen und mit ihm abrechnen werden."

Der libanesische Übergangs-Premierminister Nadschib Miqati  teilte laut Medienangaben mit, er habe den Außenminister des Landes angewiesen, beim UN-Sicherheitsrat eine dringende Beschwerde über den Drohnenangriff einzureichen, den er als "flagranten Angriff auf die libanesische Souveränität" bezeichnete. In einer separaten Erklärung bezeichnete Miqati die Ermordung von Al-Aruri als Versuch, "den Libanon in eine neue Phase der Konfrontation zu ziehen", und forderte die internationale Gemeinschaft auf, "Druck" auf Israel auszuüben, damit es seine Angriffe auf das Territorium des Landes einstellen möge.

Nach der eindeutigen Reaktion und Warnung der Hisbollah erklärte der Sprecher der israelischen IDF, Konteradmiral Daniel Hagari, dass Israel sich "in allen Bereichen, in der Verteidigung und in der Offensive" auf einem "sehr hohen Niveau der Bereitschaft" befinde und "auf jedes Szenario" vorbereitet sei. Während Israel seit fast drei Monaten einen unerbittlichen Angriffskrieg gegen die Hamas im Gazastreifen führt, hatte die Militärführung bis dato von groß angelegten Angriffen auf den Libanon abgesehen und sich stattdessen Gefechte mit Hisbollah-Kämpfern entlang der israelisch-libanesischen Grenze geliefert. 

Hassan Nasrallah, Generalsekretär der libanesischen Partei und Miliz Hisbollah, erklärte vor wenigen Wochen, dass die Gruppe nur eine begrenzte aktive militärische Kampagne führen wolle, die lediglich darauf abziele, die israelischen Streitkräfte in der Nähe der Grenze zum Libanon zu binden und so den Einsatz im Gazastreifen strategisch zu verhindern. In einer Fernsehansprache im vergangenen Sommer warnte der Hisbollah-Chef jedoch vor israelischen Attentaten im Libanon und erklärte, dass diese gegebenenfalls eine "starke Reaktion" nach sich ziehen würden:

"Jedes Attentat auf libanesischem Boden gegen einen Libanesen, Syrer, Iraner oder Palästinenser, wird von unseren Kämpfern mit einer entschiedenen Antwort beantwortet werden."

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte im November des Vorjahres, er habe den israelischen Geheimdienst angewiesen, "gegen die Köpfe der Hamas vorzugehen, wo immer sie sich befinden." Im Dezember berichtete das Wall Street Journal, Netanjahu habe grünes Licht für einen Plan gegeben, der Hamas-Funktionäre im Libanon, in der Türkei und in Katar zum Ziel hat.

Nasrallah sollte am 3. Januar eine Fernsehansprache halten, die nun aber laut mehreren Medienberichten vorerst verschoben wurde.

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