Nahost

Interner Bundeswehr-Bericht warnt: Westen verliert Deutungshoheit im Gaza-Krieg

Ein interner Bundeswehrbericht warnt, dass die Hamas den Informationskrieg mit Israel gewinnt. Das dem Kommando Cyber- und Informationsraum unterstellte Zentrum Operative Kommunikation (OpKom) der Bundeswehr hat diesbezüglich eine Analyse verfasst.
Interner Bundeswehr-Bericht warnt: Westen verliert Deutungshoheit im Gaza-KriegQuelle: AFP © Tobias Schwarz

Der Westen ist in Alarmstimmung. Nach der kollektiven Bestrafung der Palästinenser durch die israelische Armee und der Zerstörung der Gaza-Stadt fürchtet er, seine Deutungshoheit im Gaza-Krieg zu verlieren. Die westlichen Medien versuchten seit dem Überfall der Hamas auf Israel und die anschließende Angriffsoperation der IDF gegen Gaza mithilfe einer einseitigen und proisraelischen Berichterstattung das Verbrechen der israelischen Armee kleinzureden. 

Der aktuelle Nahost-Konflikt ist ein Informationskrieg. Er wird auf Twitter, Instagram, TikTok, Telegram, WhatsApp, Facebook und Youtube geführt. Die Position der Hamas wird von einigen Influencern – auch in Europa oder den USA – ebenso verbreitet, wie die Positionen Israels durch andere. Und bei diesem mittlerweile globalen Tauziehen um die Deutungshoheit über den Gaza-Konflikt drohe die Hamas laut einer dem Business Insider vorliegenden internen Analyse der Bundeswehr den Wettlauf, um das Narrativ zu gewinnen.

Das dem Kommando Cyber- und Informationsraum unterstellte Zentrum Operative Kommunikation (OpKom) der Bundeswehr hat diesbezüglich eine Analyse verfasst. Das Zentrum ist so etwas wie die Medienabteilung der Streitkräfte. In Einsätzen soll es durch mediale Beiträge oder andere Kommunikation das Verhalten feindlicher Kräfte oder der lokalen Bevölkerung im Sinne der Bundeswehr beeinflussen. Früher wurde OpKom deshalb als Truppe für psychologische Kriegsführung bezeichnet. 

Wer gewinnt den Informationskrieg? Fokus der dem Business Insider vorliegenden Analyse vom 17. November ist dabei die Kommunikation über den Kampf um das Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza. 

Israel hatte hier von einer Hamas-Präsenz im Krankenhaus gesprochen, die einen Angriff rechtfertige; die palästinensische Seite widersprach dem vehement. Die OpKom zog in ihrem Bericht mit Blick auf die schwierige Informationslage das Fazit, der propalästinensischen Seite scheine es "zunehmend zu gelingen, den Fokus der regionalen und internationalen Öffentlichkeit gezielt auf das Leid der von den Kampfhandlungen betroffenen Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu richten."

Dieses Vorgehen ermögliche es wahrscheinlich, "die Aufmerksamkeit von der Hamas als Ursache für die zahlreichen zivilen Opfer und die massiven Schäden an zivilen Infrastrukturen abzulenken und Israel als alleinigen Täter in der Wahrnehmung der Medienrezipienten erscheinen zu lassen". In der Folge sei es wahrscheinlich, dass sich im Informationsraum Naher Osten "die Deutungshoheit solcher Akteure, die gegen die Botschaften von Israel kommunizieren, weiter verstetigt und verfestigt". Dies sei eine für Israel nicht unbekannte Situation, heißt es im OpKom-Memo weiter. Sie erzeuge im aktuellen Fall jedoch den Handlungsdruck, "das eigene Vorgehen zu legitimieren, Erfolge zu zeigen und die Beachtung des humanitären Völkerrechts aufzuzeigen".

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