Nahost

Scott Ritter: Hamas und Israel vertuschen die Wahrheit über Explosion im Al-Ahli-Hospital

Scott Ritter präsentiert in einem Exklusivartikel für RT eine Hypothese, die erklären könnte, warum sowohl Israel als auch die Hamas bei der Aufklärung des tödlichen Angriffs auf ein Krankenhaus in Gaza mit Hunderten Toten mauern und Beweise nicht der Öffentlichkeit vorlegen.
Scott Ritter: Hamas und Israel vertuschen die Wahrheit über Explosion im Al-Ahli-HospitalQuelle: AFP © Satellite image ©2023 Maxar Technologies / AFP

Von Scott Ritter

Der Nebel des Krieges ist eine allgegenwärtige Realität, die durch faktische Ungewissheit gekennzeichnet ist, hervorgerufen durch die unvollkommene Erinnerung von Menschen, die im täglichen Leben undenkbaren Belastungen ausgesetzt sind.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass gegnerische Konfliktparteien konkurrierende Erzählungen über ein bestimmtes Ereignis vorbringen, wobei jede Seite glaubt, die Fakten und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen seien zutreffend, obwohl sie nicht übereinstimmen. Manchmal jedoch will eine oder wollen beide Parteien etwas verbergen, eine unangenehme Realität, die aus ihrer Sicht nie ans Licht kommen sollte. In diesem Fall wird der Nebel des Krieges zu einer absichtlichen Vernebelung, die darauf abzielt, das Publikum in die Irre zu führen und zu täuschen. Wenn nur eine Partei an einer solchen Täuschung beteiligt ist, wird die Wahrheit im Allgemeinen einen Weg an die Öffentlichkeit finden. Wenn jedoch beide Konfliktparteien an einer absichtlichen Verschleierung beteiligt sind, wird es praktisch unmöglich, die Wahrheit herauszufinden.

Im Zusammenhang mit dem Vorfall im Al-Ahli-Arab-Hospital in Gaza in der Nacht des 17. Oktober 2023 gab es zahlreiche Schuldzuweisungen. Es ist unbestritten, dass an jenem Tag kurz vor 19 Uhr eine Rakete unklaren Ursprungs auf dem Parkplatz des Krankenhauses einschlug. Die genaue Zahl der Todesopfer muss noch ermittelt werden. Die meisten Quellen stimmen jedoch darin überein, dass mehrere Hundert Palästinenser, die durch israelische Bomben aus ihren Häusern vertrieben worden waren und auf dem Krankenhausgelände Schutz gesucht hatten, getötet und Hunderte weitere verletzt wurden.

Die Hamas gab sofort Israel die Schuld, eine Darstellung, die von den meisten Medien weltweit schnell aufgegriffen wurde und einen Sturm der Entrüstung gegen Israel und damit auch gegen die Vereinigten Staaten auslöste. Israel seinerseits bestritt vehement, irgendeine Rolle bei dem Anschlag gespielt zu haben. Stattdessen schob es die Verantwortung auf den Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ), einen Verbündeten der Hamas, der ebenfalls Raketenangriffe auf israelische Städte vom Gazastreifen aus durchführt. Die Israelis behaupteten, eine vom PIJ abgefeuerte Rakete sei aufgrund einer Fehlfunktion in dem Krankenhaus eingeschlagen.

Israelische Version der Tragödie

Israel untermauerte seine Behauptung mit mehreren Informationen, darunter Radardaten, die zur Verfolgung des Raketen- und Mörserfeuers aus dem Gazastreifen verwendet werden; und angeblich abgefangenen Gesprächen zwischen zwei ungenannten Hamas-Kämpfern. Letztere sollen die israelischen Behauptungen bestätigen, dass die tödliche Explosion im Krankenhaus von einer fehlgeleiteten Rakete der PIJ verursacht wurde. Außerdem veröffentlichte Israel eine Reihe von Videos aus verschiedenen Quellen, die aus israelischer Sicht den Einschlag der fehlgeleiteten Rakete der PIJ auf dem Krankenhausgelände zu zeigen scheinen.

Israel hat in der Vergangenheit bei Vorfällen, bei denen seine Streitkräfte in den Tod unschuldiger Zivilisten verwickelt waren, nicht immer die Wahrheit gesagt. Ein Beispiel dafür ist das Massaker von Kana 1996 im Südlibanon, bei dem israelisches Artilleriefeuer zahlreiche libanesische Flüchtlinge tötete, die in einem Bunker auf einem Stützpunkt der UN-Friedenstruppen Schutz gesucht hatten. Die Israelis logen über jeden Aspekt ihrer Beteiligung, höchstwahrscheinlich weil sie versuchten, die Beteiligung einer geheimen Kommandoeinheit zu verbergen, die in der Nähe der Bunker operierte. Erst nachdem die Vereinten Nationen ihre eigene Untersuchung des Vorfalls veröffentlicht hatten, räumte Israel schließlich ein, dass die Kommandoeinheit unter dem Kommando des künftigen israelischen Premierministers Naftali Bennett von Hisbollah-Kämpfern entdeckt worden war und Israel wahllos Artilleriegeschosse abfeuerte, um die Einheit in Sicherheit zu bringen.

Was den Fall des arabischen Krankenhauses al-Ahli betrifft, so lässt die israelische Darstellung viel Raum für Zweifel. Das angeblich abgefangene Gespräch wirkte konstruiert, und angesichts der Tatsache, dass Israel zu dem Zeitpunkt, als das Gespräch stattgefunden haben soll, aktiv nach Handy-Aktivitäten suchte, die geortet und ins Visier genommen werden konnten, ist es kaum glaubhaft, dass zwei Hamas-Kämpfer die Sicherheitsprotokolle für die Kommunikation in diesem Ausmaß verletzten. 

Die von Israel vorgelegten Radardaten scheinen die Flugbahn von Raketen zu zeigen, die zum Zeitpunkt des Angriffs abgefeuert wurden, was ein plausibles Szenario ergibt, bei dem eine Rakete aus irgendeinem Grund vom Kurs abgekommen und auf dem Krankenhausparkplatz eingeschlagen sein könnte. Die Radardaten werden jedoch weniger überzeugend, wenn man sie mit einer Zeitleiste der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Krankenhausvorfall vergleicht.

Timeline der Ereignisse am 17. Oktober

Al Jazeera hat eine überzeugende, auf Beweisen basierende Zeitleiste zum Vorfall im Al-Ahli Arab-Krankenhaus erstellt. Zunächst einmal sollte darauf hingewiesen werden, dass der Vorfall nicht isoliert stattfand, sondern Teil eines umfassenderen Kampfes war, den die israelische Luftwaffe gegen die in der Nähe des Krankenhausgeländes operierenden Hamas- und PIJ-Kräfte führte. Zwischen 18:54 Uhr und 18:58 Uhr führte Israel vier Luftangriffe gegen Ziele in der Umgebung des Al-Ahli-Krankenhauses durch. Dies deutet darauf hin, dass dort Aktivitäten stattfanden, die Israel unterbinden wollte.

Ein Hinweis darauf, um welche Aktivitäten es sich dabei handelte, ergab sich um 18.59 Uhr, als zahlreiche Raketen von einer Position südlich des Krankenhauses in Richtung Israel abgefeuert wurden, die in nordnordwestliche Richtung flogen. Die meisten dieser Raketen wurden zwischen 21 Sekunden und 32 Sekunden nach 18:59 Uhr abgefeuert. Sie wurden von dem israelischen Luftabwehrsystem "Iron Dome" abgefangen.

Zwischen dem Abschuss der letzten Rakete der Salve und dem Abschuss einer einzelnen Rakete vom selben Ort liegen drei Sekunden. Diese Rakete stieg in den Nachthimmel auf, bevor sie fünf Sekunden später von der Eisernen Kuppel abgefangen und zerstört wurde.

Um 55 Sekunden nach 18:59 Uhr ist einige hundert Meter vom Al-Ahli-Krankenhaus entfernt eine kleine Explosion zu sehen. Zwei Sekunden später gab es eine größere Explosion auf dem Krankenhausgelände – jene, die so viele unschuldige Menschenleben forderte.

Warum unterschlägt Hamas die Beweise?

Die physischen Beweise für einen Angriff sind so eindeutig, dass die Behauptung der Hamas, es habe sich um eine jener israelischen Bomben gehandelt, wie sie seit Beginn der israelischen Vergeltungsmaßnahmen so viele Teile des Gazastreifens zerstört haben, sofort zurückgewiesen werden kann. Die Hamas kontrollierte jedoch den Zugang zum Krankenhausgelände und tat ihr Bestes, um die internationale Empörung gegen Israel zu schüren. In erster Linie schließen die Größe des Kraters und die physischen Schäden in der Umgebung den Einschlag einer israelischen Bombe aus. Damit scheiden aber auch viele der vom PIJ verwendeten Waffen aus, deren Zerstörungskraft einen größeren Krater und eine stärkere physische Zerstörung zur Folge gehabt hätte, als vor Ort zu sehen ist.

Eine rudimentäre Analyse des Kraters zeigt eine Flugrichtung, die darauf schließen lässt, dass die Rakete wahrscheinlich von einem Ort südsüdwestlich des Krankenhauses abgeschossen wurde, was die israelische Behauptung bis zu einem gewissen Grad unterstützt. Da die Videobeweise diese Behauptung jedoch nicht stützen, kann man nicht vorschnell zu dem Schluss kommen, dass die fragliche Rakete vom PIJ stammt. Außerdem deutet die Größe des Kraters auf einen kleinen Sprengkopf mit weniger als 50 Pfund (circa 23 Kilogramm) Sprengstoff hin, was die Möglichkeit eröffnet, dass in dieser Nacht eine andere Waffe eingesetzt wurde – weder eine Rakete des PIJ noch eine israelische Bombe.

Tweet könnte Schlüssel zur Aufklärung sein

Es gab noch eine weitere Waffe, von der Israel im Gaza-Konflikt ausgiebig Gebrauch machte – die Mikholit-Luft-Boden-Rakete, die auf Hermes-450-Drohnen mitgeführt und für sogenannte "roof knocking"-Schläge eingesetzt wurde, um die Bewohner der zur Zerstörung vorgesehenen Gebäude zur Flucht zu bewegen. Die Mikholit wurde auch für präzise Schläge eingesetzt, die darauf abzielten, ein Ziel zu neutralisieren und gleichzeitig die Kollateralschäden zu minimieren.

Vor diesem Hintergrund könnte ein weiteres Beweisstück Aufschluss darüber geben, was in der Nacht des 17. Oktober im Al-Ahli-Krankenhaus wirklich geschah. Um 20:23 Uhr postete Hananja Naftali, ein Berater für digitale Inhalte des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, auf X:

"Die israelische Luftwaffe hat einen Stützpunkt der Hamas-Terroristen in einem Krankenhaus in Gaza angegriffen. Eine Vielzahl von Terroristen ist tot. Es ist herzzerreißend, dass die Hamas Raketen aus Krankenhäusern, Moscheen und Schulen abfeuert und Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt."

Naftali löschte diesen Tweet und behauptete, er habe ihn fälschlicherweise auf der Grundlage einer Reuters-Meldung gepostet.

Die fragliche Meldung trug jedoch, wie ursprünglich gepostet, den Titel "Mehr als 300 Tote bei israelischem Luftangriff auf Krankenhaus in Gaza – Beamter des Zivilschutzes". Der Hauptteil der Meldung enthielt ähnliche Informationen:

"Mehr als 300 Menschen wurden am Dienstagabend bei einem israelischen Luftangriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen getötet, sagte der Leiter des Zivilschutzes gegenüber Al Jazeera TV. Ein Beamter des Gesundheitsministeriums in Gaza sagte, bei dem Luftangriff seien mindestens 500 Menschen getötet und verletzt worden."

Naftalis Tweet enthielt jedoch sehr spezifische Informationen, die in dem zitierten Reuters-Artikel fehlten: was das Ziel war ("eine Hamas-Terroristenbasis") und was die Ergebnisse des Angriffs waren ("Eine Vielzahl von Terroristen ist tot."). Außerdem wurde eine rechtliche Begründung für den Angriff geliefert ("Die Hamas … benutzt Zivilisten als menschliche Schutzschilde.").

Mögliche Erklärung für die Tragödie

Wenn wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass eine israelische Hermes 450-Drohne eine Mikholit-Luft-Boden-Rakete abgefeuert hat, die in der Nacht des 17. Oktober 2023 auf dem Parkplatz des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza einschlug, ergibt sich ein alternatives Szenario der möglichen Ereignisse.

In seinem ursprünglichen Tweet spricht Naftali von einer "Terroristenbasis in einem Krankenhaus in Gaza". Er spricht auch von "menschlichen Schutzschilden", die von der Hamas benutzt werden. Dies bedeutet, dass die Israelis sehr genaue Informationen über die Art des Ziels besaßen und wussten, dass das Ziel von einem Meer palästinensischer Zivilisten umgeben war, die auf dem Parkplatz des Krankenhauses Schutz suchten.

Die Mikholit-Rakete wird mithilfe eines laser-/elektrooptischen Systems (das heißt einer an der Nase montierten Kamera) oder eines GPS-Suchkopfes auf ihr Ziel ausgerichtet. Der Laser/EO-Sprengkopf hat eine Genauigkeit von einem Meter, während der GPS-Sprengkopf eine Genauigkeit von fünf Metern hat. Beide Sprengköpfe hätten verwendet werden können, obwohl angesichts der genauen Zielbeschreibung eine höhere Präzision wünschenswert gewesen wäre. Der Gefechtskopf der Mikholit-Rakete enthält etwa 30 Pfund (circa 14 Kilogramm) Sprengstoff und kann entweder als Penetrationswaffe oder als Stahlkugel-Splitterkopf eingesetzt werden. Ebenso kann der Gefechtskopf so konfiguriert werden, dass er bei Bodenkontakt detoniert, eine Verzögerung aufweist (nützlich für das Durchdringen von Bunkern und/oder Gebäuden) oder eine Detonation im Nahbereich (für den Fragmentierungsgefechtskopf) auslöst.

Angesichts des Vorhandenseins sowohl eines einzelnen Kraters als auch von Beweisen für Fragmentierungseinschläge an den Wänden der angrenzenden Gebäude könnten die Israelis eine einzelne Mikholit-Rakete verwendet haben, die mit einem einheitlichen hochexplosiven Gefechtskopf bestückt wurde, der so verschmolzen war, dass er beim Aufprall detonierte.

Dem gelöschten Tweet von Naftali zufolge haben die Israelis bestätigt, dass es unter den angegriffenen Terroristen mehrere Todesopfer gab. Dies setzt jedoch voraus, dass zwischen Terroristen und Zivilisten unterschieden werden kann, was wiederum voraussetzt, dass es Informationen gibt, die genau genug sind, um eine Gruppe von Menschen am Boden zu lokalisieren, und dass diese Menschen während des gesamten Angriffs visuell überwacht wurden. Wenn man diese Extrapolationen umkehrt, kann man die folgende Geschichte postulieren.

Eine Hamas-Zelle wurde gezwungen, ihren unterirdischen Unterschlupf zu verlassen und auf dem Parkplatz des Al-Ahli-Krankenhauses Stellung zu beziehen. Naftalis Aussage, dass die Hamas "Raketen von Krankenhäusern aus abschießt" und "Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt", lässt ebenfalls auf eine Einsicht in die operative Methodik der Zielpersonen schließen. Diese Besonderheit deutet darauf hin, dass die Israelis mit sehr präzisen nachrichtendienstlichen Erkenntnissen operierten, zum Beispiel mit der Fähigkeit, die Kommunikation mit einer bestimmten Hamas-Zelle oder einem bestimmten Hamas-Führer abzufangen und zu verfolgen.

Im Gegensatz zu der langwierigen Handy-Kommunikation, die von Israel produziert wurde, um die Rakete, die das Krankenhaus traf, mit dem Palästinensischen Islamischen Dschihad in Verbindung zu bringen, hätte die Hamas höchstwahrscheinlich extreme Disziplinarmaßnahmen walten lassen, wenn auf Mobiltelefone zurückgegriffen worden wäre. Sie ist sich dessen nämlich wohl bewusst, dass der israelische Geheimdienst den Äther nach jedem Signal absucht, das entdeckt und geortet werden könnte, um es sofort von den zu diesem Zweck bereitstehenden Einrichtungen abzufangen. Aus diesem Grund hat die Hamas wahrscheinlich ein System aus Kurieren und Festnetzanschlüssen für die Kommunikation eingerichtet – der Einsatz von Mobiltelefonen ist auf Situationen beschränkt, in denen Kuriere und Festnetzanschlüsse nicht verfügbar oder nicht praktikabel sind. Wenn ein Mobiltelefon benutzt würde, wäre das Gespräch wohl zudem sehr kurz und würde ein Codesystem verwenden. Darüber hinaus würde kein Handy mehr als einmal benutzt, das heißt, jede Hamas-Zelle verfügte über einen Vorrat an "Wegwerf-Handys", die nach einmaligem Gebrauch entsorgt würden.

Konnte Israel eine Hamas-Zelle und/oder einen Hamas-Führer anhand der abgehörten Kommunikation aufspüren und lokalisieren, deutet dies darauf hin, dass es die betreffende Telefonnummer und ihre Verbindung zu einer bestimmten Person kannte. Der israelische Geheimdienst versucht seit Jahren, sich in die Handy-Lieferkette der Hamas einzuschleusen. Auf diese Weise gelang es Israel, ein mit 15 Gramm Sprengstoff bestücktes Mobiltelefon in die Hände von Jehija Abd-al-Latif Ajasch zu bekommen, der auch als "der Ingenieur" bekannt ist, ein berüchtigter Bombenbauer, der Mitte der 1990er-Jahre die meisten der von Hamas-Selbstmordattentätern verwendeten Sprengsätze gebaut hat. Als israelische Geheimdienstmitarbeiter die Handynummer anriefen und sich bestätigte, dass Ajasch am anderen Ende der Leitung war, zündeten sie den Sprengsatz und töteten ihn auf der Stelle.

Falls es Israel also gelungen ist, die Kontrolle über die Lieferkette der "Wegwerf-Handys" zu übernehmen und über spezifische Kenntnisse der fraglichen Nummern und ihrer Verbindung zur Hamas-Hierarchie zu verfügen, wäre dies eines der am strengsten gehüteten Geheimnisse des israelischen Geheimdienstes – die Art von Geheimnis, das nur mit einer sehr ausgewählten Gruppe von Personen auf einer streng vertraulichen Basis geteilt würde. Jedes Bekanntwerden einer solchen Fähigkeit würde dazu führen, dass die Hamas entweder die fraglichen "Wegwerf-Telefone" aufgibt oder die entsprechenden Telefone zur Verbreitung von Desinformationen nutzt. Aus diesem Grund würde Israel zögern, auf der Grundlage von Erkenntnissen aus einer solchen Quelle zu handeln, da es befürchtet, dass es dadurch die Hamas auf die Existenz solcher Telefone aufmerksam gemacht hätte.

Wenn Israel auf der Grundlage derart sensibler Informationen handeln würde, müsste die Art des Ziels – zum Beispiel eine bestimmte Hamas-Zelle oder ein bestimmter Hamas-Führer – das Risiko einer möglichen Gefährdung rechtfertigen. Eine Entscheidung dieses Ausmaßes würde auf höchster Ebene – vom Premierminister – getroffen werden. Dies könnte erklären, warum ein Urheber digitaler Inhalte im Besitz solch spezifischer Details über die Art des Ziels, die Ergebnisse des Angriffs und etwaige Gespräche zwischen denjenigen, die den Angriff genehmigten, und Rechtsberatern über die Rechtmäßigkeit eines solchen Angriffs nach dem Kriegsrecht war, wo Fragen der Verhältnismäßigkeit der Reaktion mit dem militärischen Wert des betreffenden Ziels verknüpft sind.

Es würde auch Hananja Naftali als einen der inkompetentesten Berater im Umfeld von Benjamin Netanjahu entlarven.

Die Wahrheit über das, was im Al-Ahli-Krankenhaus geschah, muss erst noch ans Licht kommen. Die Beweise, die zur Aufdeckung dieser Wahrheit benötigt werden, befinden sich auf dem Gelände des Krankenhauses, im Krater und in der Umgebung, in Form von Raketensplittern, die so viele unschuldige palästinensische Zivilisten getötet und verwundet haben. Es ist verständlich, warum Israel versucht, alle Details zu verschleiern, die den Angriff mit ihm in Verbindung bringen. Weniger verständlich ist, warum die Hamas dasselbe tun sollte. Ein offensichtlicher Grund ist, dass die vorhandenen Beweise die israelische Behauptung bestätigen würden, dass die fragliche Rakete vom palästinensischen Islamischen Dschihad abgefeuert wurde – die Hamas würde dies niemals zugeben wollen, nachdem sie so viel Mühe darauf verwendet hat, den Glauben aufrechtzuerhalten, dass Israel hinter dem Angriff steckt.

Nutzte die Hamas das Krankenhaus als ziviles Schutzschild?

Aber warum sollte die Hamas Beweise dafür unterdrücken, dass Israel den Angriff auf das Krankenhaus tatsächlich durchgeführt hat? Wäre eine Mikholit-Rakete tatsächlich die Ursache, hätte die Hamas zweifellos die physischen Beweise dafür. Ein Problem, das mit der Veröffentlichung solcher Informationen verbunden sein könnte, ist, dass sie das Drehbuch in einer Weise ändern, die für die Hamas unbequem sein könnte. Beim gegenwärtigen Stand der Dinge hat die Hamas die Kontrolle über ein Narrativ, das der weltweiten Empörung über Israels wahllose Bombardierung des Gazastreifens und das dadurch verursachte Abschlachten von Zivilisten entgegenkommt. Die Empörung über diese israelischen Aktionen hat sich rund um den Vorfall im Al-Ahli-Krankenhaus zusammengeballt. Sie hat sich in Demonstrationen auf der ganzen Welt manifestiert, die, wie sie sich entwickeln, der Hamas eindeutig zum Vorteil gereichen.

Unter normalen Bedingungen entsteht der Nebel des Krieges durch die Ungewissheit darüber, was während eines Ereignisses geschehen ist, und er ist das Nebenprodukt der Verwirrung, die durch den Stress im Kampf entsteht. Manchmal wird der Nebel des Krieges jedoch absichtlich erzeugt, wie ein Rauchvorhang, um die Suche nach der Wahrheit zu behindern. Was den Vorfall im Al-Ahli-Krankenhaus betrifft, so scheint Letzteres wahrscheinlicher als Ersteres (es sei darauf hingewiesen, dass Israel hartnäckig bestreitet, dass zum Zeitpunkt des Vorfalls vom 17. Oktober militärische Operationen in der Nähe des Al-Ahli-Krankenhauses stattfanden, was durch die von Al Jazeera zur Verfügung gestellten Videobeweise leicht zu widerlegen ist; Israel räumt öffentlich keine laufenden Spezialoperationen und/oder Geheimdiensteinsätze ein; das israelische Dementi verstärkt nur die Wahrscheinlichkeit, dass der ursprüngliche Tweet von Naftali auf korrekten Informationen beruhte).

Sollte die Hamas Beweise vorlegen, die belegen, dass der Angriff nicht auf wahllose israelische Bombardierungen zurückzuführen ist, sondern mit einer Mikholit-Rakete verübt wurde, würde sich das Narrativ dramatisch verändern. Der Angriff wäre kein willkürliches Gemetzel, sondern hätte eher den Charakter einer gezielten israelischen Aktion gegen eine Hamas-Zelle, deren Existenz und Aktivitäten die Hamas nicht publik machen möchte – vor allem, wenn die Fakten dafür sprechen, dass die Hamas die palästinensischen Zivilisten, die auf dem Krankenhausparkplatz zusammengepfercht sind, als menschliche Schutzschilde benutzt.

Operative Empfindlichkeiten auf beiden Seiten würden in einem solchen Szenario dazu führen, dass sowohl Israel als auch die Hamas die Wahrheit über die Geschehnisse im Al-Ahli-Krankenhaus vertuschen würden, eine perverse Absprache mit einer verbindenden Tatsache: die Bereitschaft beider Seiten, das palästinensische Volk als tragische Schachfiguren in einem größeren Machtkampf zwischen zwei gegnerischen Mächten zu behandeln, denen das daraus resultierende menschliche Gemetzel auf verbrecherische Weise gleichgültig ist.

Übersetzung aus dem Englischen.

Mehr zum Thema - Israel: Ein Versagen und hundert Erklärungen

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.