Luftangriffe der türkischen Armee in Syrien: Kurdische Milizen warnen vor "großer Katastrophe"

Nach Erdoğans Anordnung flog die türkische Armee massive Luftangriffe auf die kurdischen Autonomieregionen in Syrien und im Irak. Damit führte die Türkei eine Woche nach dem tödlichen Anschlag in Istanbul einen Racheschlag aus. Die Kurden in Nordsyrien warnen vor einer "großen Katastrophe" infolge der türkischen Aggression.

Mindestens zwölf Mitglieder der von den USA unterstützten kurdischen Kämpfer und der syrischen Regierungstruppen sind Berichten zufolge bei den jüngsten türkischen Luftangriffen auf Syrien getötet worden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan soll persönlich nach seiner Rückkehr vom G20-Gipfel die Militäroperation in Syrien und im Irak angeordnet haben.

Der Kommandeur der sogenannten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) warnte vor einer "großen Katastrophe" infolge der türkischen Aggression.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) meldete die Todesopfer am Sonntag, wenige Stunden nachdem das türkische Militär eine Reihe von Vergeltungsangriffen in Nordsyrien ausgeführt hatte. Eine Woche nach einem Anschlag in Istanbul bestätigte die Türkei am Sonntag den Beginn eines Militäreinsatzes gegen kurdische Kämpfer in Nordsyrien und im Irak.

Die Beobachtungsstelle berichtete unter Berufung auf  "Aktivisten" vor Ort, dass sechs syrische Regierungskräfte und sechs von den USA unterstützte SDF-Kämpfer und zugehörige Mitarbeiter in Raqqa und Hasakah bei über 20 Luftangriffen durch türkische Kampfjets getötet worden seien.

Die Türkei habe bei einer neuen Luftoperation in den nördlichen Regionen des Irak und Syriens "erfolgreich" einen Unterschlupf von Terroristen zerstört, wie der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Sonntag mitteilte.

Die "Lagerhäuser der Terroristen" seien erfolgreich zerstört worden. "Wir haben sie genau beobachtet. Auch die sogenannten Hauptquartiere der Terrororganisation wurden getroffen und zerstört", sagte Akar in seiner Ansprache an das Operationszentrum in der Hauptstadt Ankara. Das Ziel der Luftangriffe waren laut türkischen Angaben die YPG, die De-facto-Streitkräfte in Nordsyriens kurdisch geprägter Autonomieregion, sowie die PKK, die einst in der Türkei gegründete militante Arbeiterpartei Kurdistans, deren Führung sich ins nordirakische Exil zurückgezogen hat.

Es wurde zugleich gemutmaßt, dass die türkische Regierung den Bombenanschlag als Anlass für eine neue Invasion in Nordsyrien nehmen könnte. Die Türkei hat seit 2016 bereits vier Militäroffensiven in Nordsyrien initiiert. Damaskus verurteilte zugleich die jüngsten Angriffe der türkischen Armee in Nordsyrien.

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