Nahost

Wall Street Journal: Beziehungen zwischen USA und Saudi-Arabien erreichen einen "Bruchpunkt"

Die wirtschaftlichen Grundlagen der Beziehungen zwischen USA und Saudi-Arabien haben sich geändert. Die Saudis verkaufen nicht mehr viel Öl an die USA, sind aber stattdessen der größte Lieferant für China. Das Risiko für die USA besteht nun darin, dass sich Riad noch enger an China und Russland binden könnte.
Wall Street Journal: Beziehungen zwischen USA und Saudi-Arabien erreichen einen "Bruchpunkt"Quelle: AFP © Ludovic Marin

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman traf sich zum ersten Mal im September mit dem derzeitigen Nationalen Sicherheitsberater der USA Jake Sullivan. Der Kronprinz soll Sullivan dabei angeschrien haben, als dieser die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi ansprach. Der Prinz soll anschließend Sullivan gesagt haben, er wolle diese Angelegenheit niemals wieder diskutieren. Bin Salman soll Sullivan auch gesagt haben, die USA sollten auch vergessen, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion nach ganz nach Wunsch der USA hochfahren würde. So berichtet es zumindest das Wall Street Journal (WSJ) am Dienstag.

US-Beamte haben berichtet, dass die Beziehung zwischen Washington, D.C. und Riad den tiefsten Punkt seit Jahrzehnten erreicht habe, insbesondere nachdem Präsident Biden die saudische Regierung in Bezug auf verschiedene Menschenrechtsfragen scharf kritisiert hatte. US-Präsident Joe Biden hatte Saudi-Arabien vor seinem Amtsantritt als "Paria-Staat" bezeichnet und angekündigt, das Königreich für Menschenrechtsverletzungen wie auch die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi zur Rechenschaft zu ziehen.

Die politischen Konfliktlinien hätten sich seit Russlands Militäroperation in der Ukraine weiter vertieft, glauben hochrangige saudische wie auch US-Beamte. Das Weiße Haus in Washington hatte bereits vergeblich versucht, die Saudis davon zu überzeugen, mehr Rohöl zwecks Senkung der weltweiten Ölpreise zu fördern. Die arabischen Staaten am Persischen Golf dagegen wollen sich an die mit der OPEC vereinbarten Förderquoten der in der OPEC+ gelisteten Ölproduzenten halten. Diesem Kreis gehört auch Russland an. Im vergangenen Sommer forderte der US-Präsident alle US-Amerikaner auf, die Verantwortung für die steigenden Gaspreise in der Reduzierung der saudischen Ölförderung zu sehen. Saudische Beamte meinen nun, das Risiko für die USA bestehe derzeit darin, dass sich Riad enger an China und Russland binden oder Saudi-Arabien zumindest in Fragen grundlegender Interessen der USA neutral bleiben könne, wie das bezüglich der Ukraine der Fall sei.

Die Partnerschaft zwischen den USA und Saudi-Arabien wurde vor langer Zeit auf der Prämisse aufgebaut, dass das US-amerikanische Militär das Königreich vor feindlichen Mächten verteidigen würde, um ununterbrochene Öllieferungen durch die Saudis auf den weltweiten Markt sicherzustellen. Im Gegenzug sorgte Saudi-Arabien für sichere Versorgung mit Rohöl zu angemessenen Preisen. Aber diese wirtschaftliche Grundlage der Beziehung habe sich geändert, kommentiert das WSJ. Die Saudis verkaufen nicht mehr viel Öl an die USA und sind stattdessen mittlerweile der größte Lieferant für China, was Riads wirtschaftliche und politische Interessen neu ausrichtet.

Eine neuerliche Annäherung an Saudi-Arabien werde nicht einfach werden, kommentiert das WSJ. Biden sieht sich einer entschiedenen Opposition gegenüber, die bereits von der US-Regierung gefordert habe, die Beziehungen der USA zu Saudi-Arabien angesichts des derzeit problematischen saudischen Kurses in der Innen- und Außenpolitik neu zu bewerten. Der saudische Kronprinz bin Salman hat seinerseits zudem bislang wenig Bereitschaft gezeigt, sich bei der Kontrolle der Ölfördermenge auf dem Weltmarkt aus dem lukrativen Bündnis mit Moskau zurückzuziehen.

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