Nahost

Währungskrise bedroht Besatzungsstrategie der türkischen Regierung in Syrien

Die Türkei steckt seit Wochen mitten in einer wirtschaftlichen Krise. Diese fordert nicht nur die Besatzungsstrategie der Türkei in Syrien heraus, sondern hat auch verheerende Folgen für die Menschen in der syrischen Region Idlib.
Währungskrise bedroht Besatzungsstrategie der türkischen Regierung in SyrienQuelle: AFP © Aaref Watad

Die Türkei steht vor einer schweren Wirtschaftskrise angesichts des rasanten Sinkflugs der Landeswährung gegenüber dem Dollar und dem Euro sowie der hohen Inflation. Der Kurs der türkischen Lira fiel letzte Woche um rund sechs Prozent. Für einen Euro mussten im Tief 19,86 Lira bezahlt werden – und damit so viel wie nie zuvor. Vor etwa einem Jahr lag der Kurs für einen Euro nur bei rund 9,30 Lira. Die türkische Währung hat also im Vergleich zur Gemeinschaftswährung um gut die Hälfte abgewertet. Aufgrund des Absturzes der türkischen Lira explodieren die Verbraucherpreise, wobei weite Teile der türkischen Mittelschicht zu verarmen drohen.

Die Wirtschaftskrise in der Türkei wird unter anderem die Besatzungspolitik des Landes in Syrien beeinflussen. Innerhalb der von der Türkei unterstützten Milizen wachsen bereits die inneren Gräben zwischen den Fraktionen unter dem Banner der Syrischen Nationalarmee (SNA) inmitten finanzieller Turbulenzen. Nun stellt sich nämlich die Frage, ob Ankara die von Dschihadisten gehaltenen Gebiete in Nordsyrien, in denen die türkische Lira de facto als offizielle Währung gilt, weiterhin unter Kontrolle halten kann.

Der Lira-Verfall hat die internen Rivalitäten um finanzielle Ressourcen zwischen bewaffneten sogenannten "Oppositionsfraktionen" in Idlib angeheizt und die öffentliche Unzufriedenheit in den von den Dschihadisten kontrollierten Gebieten geschürt, berichtet Al-Monitor. Die Unruhen drohen die Kontrolle der von der Türkei unterstützten Milizen in al-Bab, Dscharabulus, Azas, Afrin, Tall Abyad und Ras al-Ain zu untergraben. Ebenso könnte die sich verschlechternde Wirtschaftslage die Autorität von Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS), der dominierenden Dschihad-Gruppe in Idlib, untergraben.

Die HTS scheint ihre Entscheidung, die türkische Lira in der von ihr kontrollierten Region zu verwenden, zu bedauern, da die Preise für Öl und einige Grundnahrungsmittel wie Brot in die Höhe schnellen. Der Preis für ein Brot verdoppelte sich auf fünf Lira, obwohl der HTS-Führer, der Islamist Abu Muhammad al-Dschaulani, zugesagt hatte, Brot zu subventionieren.

Watad Petroleum, eine mit den Machthabenden in Idlib verbundene Ölgesellschaft, hat die Treibstoffpreise erhöht, als der Wert der türkischen Lira sank. Die Ölgesellschaft hat sich mittlerweile von der Lira abgewendet und gibt alle Preise in Dollar an.

Die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens, nahe der türkischen Grenze, ist die letzte Hochburg der Islamisten in Syrien. Sie steht überwiegend unter der Kontrolle islamistischer Milizen der Gruppe Haiʾat Tahrir asch-Scham, die wiederum aus der al-Nusra-Front hervorgegangen ist. 

Das türkische Parlament hatte Ende Oktober den Militäreinsatz in Syrien und im Irak erneut verlängert. Der neue Antrag soll sogar der türkischen Regierung auch die Befugnis erteilt haben, die Verlegung ausländischer Truppen auf türkisches Territorium zu legitimieren. Bei den jüngsten internationalen Gesprächen zur Regulierung der Lage in Syrien im Astana-Format forderte der russische Sondergesandte erneut den Abzug der ausländischen Truppen aus Syrien.

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