Nahost

"Antisemitismus"-Vorwürfe: "DW" setzt Kooperation mit jordanischem TV-Sender aus

Wegen angeblicher antisemitischer Äußerungen distanziert sich der deutsche Auslandssender "DW" von einem seiner Kooperationspartner in Jordanien. Der jordanischer Sender "Roya TV" wies am Montag die Vorwürfe zurück, und betonte, dass Kritik an illegalen Handlungen Israels als Staat vom Antisemitismus zu unterscheiden sei.
"Antisemitismus"-Vorwürfe: "DW" setzt Kooperation mit jordanischem TV-Sender ausQuelle: AFP © Annegret Hilse

Die Deutsche Welle (DW) hat Berichten zufolge ihre Kooperation mit dem jordanischen Sender Roya TV beendet. "Anlass ist das Bekanntwerden von antiisraelischen und antisemitischen Kommentaren und Karikaturen in den Sozialen Medien, die vom Sender verbreitet wurden", teilte der deutsche Auslandssender am 5. Dezember mit.

Guido Baumhauer, Managing Director Distribution, Marketing and Technology bei DW, erklärte:

"Wir entschuldigen uns dafür, dass uns diese widerlichen Bilder nicht aufgefallen sind. Nach den fraglichen Veröffentlichungen durch Roya TV müssen wir die Kooperation neu bewerten. Einige auf den Social-Media-Kanälen des Senders verbreiteten Inhalte sind definitiv nicht mit den Werten der DW vereinbar. Wir werden jetzt intern unsere Auswahl von Partnern noch kritischer überprüfen, gerade auch im Hinblick auf Antisemitismus und Rassismus."

Der jordanische Sender Roya TV wies am Montag Vorwürfe zurück, antisemitische Inhalte veröffentlicht zu haben, die den deutschen Auslandsrundfunk dazu veranlasst hätten, die jahrzehntelange Kooperationsvereinbarung auszusetzen. Der in Amman ansässige Fernsehsender teilte in einer Erklärung mit, dass er "die erklärte Entscheidung" der Deutschen Welle bedauere und fügte hinzu, dass Roya TV als arabische Mediengruppe das Ziel einer "feindlichen Kampagne" von Parteien sei, die jedoch nicht namentlich benannt wurden.

In der Erklärung vom Montag betonte Fares Sayegh, der Vorstandsvorsitzende von Roya TV, dass die "Kritik an illegalen, unmenschlichen oder rassistischen Handlungen Israels als Staat" vom Antisemitismus zu unterscheiden sei.

Unabhängig von diesem Fall lässt die Deutsche Welle derzeit zudem Antisemitismusvorwürfe gegen zahlreiche eigene Mitarbeiter der Arabisch-Redaktion sowie freischaffende Mitarbeiter im Ausland prüfen.

Protestaktionen gegen Israel oder sich für die Sache der Palästinenser einzusetzen, sind jedoch grundsätzlich nicht automatisch ein Ausdruck von "Judenhass" und deshalb auch nicht unbedingt eine Form von Antisemitismus.

So zum Beispiel warf der israelische Schriftsteller David Grossman in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung der israelischen Regierung im Zuge des letzten Gaza-Konfliktes vor, die Araber innerhalb Israels und in den palästinensischen Gebieten systematisch zu diskriminieren:

"Über lange Jahre hinweg dachte ich, dass nur in den besetzten Gebieten eine Art Apartheid herrscht. Die Situation der Palästinenser dort ist so viel schlechter als das Leben irgendeines Bürgers in Israel. Inzwischen denke ich, dass diese wachsende Benachteiligung an den Grenzen Israels nicht haltmacht. Um die Maschinerie der Apartheid in den besetzten Gebieten am Laufen zu halten, muss sie aktiv aus dem Inneren Israels unterstützt werden."

Die Deutsche Welle wiederum soll ihre Mitarbeiter angewiesen haben, bei der Berichterstattung über diesen letzten israelisch-palästinensischen Konflikt Begriffe wie "Kolonialismus" und "Apartheid" nicht zu verwenden. Allerdings sprechen mittlerweile selbst die Human Rights Watch Organisation (HRW) und mehrere israelische Schriftsteller von "Apartheid" in dem jüdischen Land.

Israel und Jordanien hatten 1994 einen Friedensvertrag geschlossen und unterhalten seither enge Sicherheitsbeziehungen. Das Abkommen ist bei den Jordaniern allerdings unpopulär. Zumal die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern in den letzten Jahren angespannt waren, aufgrund von Zusammenstößen auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem und wegen des illegalen Ausbaus jüdischer Siedlungen im besetzten Westjordanland.

Mehr zum Thema - Wie der Gazakonflikt die Bruchstellen der israelischen Gesellschaft offenbart

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