Nach Feuergefechten in Beirut: Nasrallah warnt vor einem von außen geförderten Bürgerkrieg
Vor dem Hintergrund der schweren Feuergefechte in Beirut am 14. Oktober hielt der Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah am Montagabend eine Fernsehansprache. Bei heftigen Feuergefechten während Protesten gegen den Ermittlungsrichter im Prozess der Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen wurden mindestens sechs Menschen getötet. Dabei kam es zum heftigen Schusswechsel zwischen muslimischen Schiiten und Christen in der Hauptstadt. Die Szenen und Bilder erinnern an die Straßengefechte des Bürgerkriegs während 1975 und 1990. Die Gewalt brach aus, als unbekannte Scharfschützen aus einem Gebäude in einem überwiegend von Christen bewohnten Stadtviertel auf die Hisbollah-Anhänger schossen.
Nach dieser schweren Schießerei verriet Nasrallah am Montag zum ersten Mal, dass seine militante Gruppe über 100.000 ausgebildete Kämpfer verfüge. Er offenbare diese Kampfkraft, um einen Krieg zu verhindern, "nicht um mit einem Krieg zu drohen".
Es sei schwierig, die Zahl von 100.000 Kämpfern zu überprüfen, da die Hisbollah weitgehend eine geheime Organisation sei. "Wenn das stimmt, wäre die Hisbollah größer als die libanesische Armee, die auf etwa 85.000 geschätzt wird", kommentiert AP.
In seiner Rede warf Nasrallah dem Chef der rechtsorientierten christlichen Partei FL (Forces Libanaises, "Libanesische Kräfte"), Samir Geagea, vor, in Libanon einen Bürgerkrieg entfachen zu wollen.
#Hezbollah chief Hassan Nasrallah just accused Christian militia & political party the Lebanese Forces of trying to start a civil war in #Lebanon, after last week's bloody clashes. On national television. De-escalation does not appear to be the order of the day.
— Leila Molana-Allen (@Leila_MA) October 18, 2021
"Die größte Bedrohung für die Christen im Libanon und die Sicherheit der christlichen Gemeinschaft ist die FL", sagte Nasrallah. Der Hisbollah-Chef beschuldigte die FL, dass die christlich-maronitische Partei die Heraufbeschwörung eines neuen Bürgerkrieges zum Ziel habe, indem sie auf Geheiß von USA und Israel sowie einigen Golfstaaten die Hisbollah zu einem Feind im Libanon machen wolle. Während "unser Hauptkrieg gegen die zionistischen Besatzer geführt wird", versuche FL-Chef Geagea, die Hisbollah fälschlicherweise als Gegner der libanesischen Christen darzustellen.
Nasrallah machte FL außerdem den Vorwurf, die rechtsorientierte christliche Partei die Al-Nusra-Front und die Dschihadisten im Libanon und in Syrien unterstützt zu haben. Al-Mayadeen zufolge betonte er in seiner Ansprache, die Hisbollah habe seinerzeit die Christen beim Aufstand islamistischer Terrorguppen in Arsal verteidigt, bevor die libanesische Armee überhaupt eingriff. Nasrallah rief auch in Erinnerung, dass libanesische Christen an der Seite der Hisbollah gegen Terroristen und Dschihadisten in Syrien zum Schutz der syrischen Christen kämpften.
In einem Interview mit MTV Lebanon reagierte der Anführer der libanesischen Kräfte, Geagea auf Nasrallahs Äußerungen. Er wies den Vorwurf zurück, die FL hätte die Terrorgruppen IS und Al-Nusra-Front unterstützt.
Geagea führte während des Bürgerkriegs 1975-1990 die christliche Miliz der ''Libanesischen Kräfte'' und verbrachte mehr als ein Jahrzehnt im Gefängnis. Er wurde nach einer Amnestie im Zuge des Abzuges Syriens aus dem Libanon im Jahr 2005 freigelassen. Geagea fährt einen anti-syrischen Kurs in der politischen Landschaft des Libanon.
Die FL unter Geagea steht unter Verdacht, in die blutige Schießerei in Beirut involviert gewesen zu sein, indem die Gruppe Scharfschützen eingesetzt habe, die von umliegenden Gebäuden im Stadtteil Tayouneh auf die Hisbollah-Demonstranten vor dem Justizpalast schossen. Die schiitische Hisbollah hatte zu Protesten aufgerufen, die sich gegen Tarek Bitar richteten. Dieser leitet derzeit die Untersuchungen im Fall der Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen. Die Freie Patriotische Bewegung, deren Anhänger überwiegend aus der christlichen Bevölkerung des Libanon rekrutiert werden, machte auch Geagea für die Eskalierung der Lage bei den jüngsten Feuergefechten in Beirut verantwortlich.
Bei den FL handelt es sich um eine maronitisch-christliche politische Partei sowie eine ehemals von Israel unterstützte Milizgruppe während des Bürgerkriegs 1975–1990. Am 6. Juni 1982 marschierten israelische Besatzungstruppen im Südlibanon unter dem Vorwand ein, von dort aus agierende muslimische Milizen zu bekämpfen. Die FL kooperierte zwar nicht offiziell mit der israelischen Armee, es bestanden aber inoffizielle Kontakte, wobei einige FL-Verbände auch von Israel militärisch ausgebildet wurden.
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