Nahost

Mögliche Vergeltung für Angriff auf Getreidehafen: Huthi-Drohnen greifen saudisches Ölterminal an

Bei einem Drohnenangriff auf ein saudisches Ölterminal am Roten Meer wurde ein Treibstofftank in Brand gesetzt, so das saudische Energieministerium. Mehrere Drohnen der jemenitischen Huthi-Rebellen griffen Berichten zufolge zwei Städte unweit der Grenze zum Jemen an.
Mögliche Vergeltung für Angriff auf Getreidehafen: Huthi-Drohnen greifen saudisches Ölterminal anQuelle: Reuters © Naif Rahma

Ein Projektil traf am Freitag ein Ölterminal in Dschāzān, einer saudischen Hafenstadt am Roten Meer nördlich der Grenze zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen. Ein Brennstofftank geriet in Brand. Menschen sollen nicht zu Schaden gekommen sein, geht aus einer Erklärung des saudischen Ölministeriums hervor.

Im Internet sind unbestätigte Videoaufnahmen im Umlauf, die den Brand zeigen sollen.

Während das saudische Energieministerium es ablehnte, den Angriff einem bestimmten Akteur zuzuschreiben, beschuldigten die Vereinigten Arabischen Emirate in einer Erklärung die jemenitischen Huthi-Rebellen der Attacke und stuften den Vorfall als Terrorismus ein. Der Golf-Kooperationsrat, ein regionaler Block von sechs arabischen Staaten, zog bald nach und machte in einer separaten Presseerklärung ebenfalls die Huthis verantwortlich. 

Der Angriff auf den Hafen von Dschāzān folgte auf mehrere Drohnenangriffe, die laut Al-Arabiya auf weitere Orte in Saudi-Arabien abgezielt haben sollen. Die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition behauptet, mindestens sieben Drohnen abgefangen zu haben, darunter eine über Chamis Muschait und eine weitere über Nadschran. Die Koalition veröffentlichte später Bilder von einigen der unbemannten Flugkörper, die man abgeschossen haben will.

Al-Masirah TV, ein mit den Huthi verbundenes Medienunternehmen, berichtete ebenfalls unter Berufung auf einen Huthi-Sprecher, dass zwei Drohnen im Anflug auf den Stützpunkt der saudischen Luftwaffe King Khalid Air Base in Chamis Muschait abgeschossen wurden.

Die Huthi-Rebellen haben sich kürzlich zu mehreren Drohnenangriffen bekannt, darunter zwei separate versuchte Angriffe auf den internationalen Flughafen von Abha vergangene Woche. Anfang des Monats feuerte die Gruppe nach eigenen Angaben 14 Drohnen und acht ballistische Raketen auf Öleinrichtungen im saudischen Hafen Ras Tanura sowie militärische Ziele in drei weiteren saudischen Städten. Riad gelobte hierfür Vergeltung. Die vermehrten und intensiveren Angriffe stehen im Kontext einer beginnenden Bodenoffensive der Huthis auf die rohstoffreiche Region Marib, eines der letzten Gebiete im Norden des Jemen, welches von der von Saudi-Arabien unterstützten und international anerkannten Regierung des Landes kontrolliert wird.

In seiner Presseerklärung wirft das saudische Energieministerium dem unbenannten Angreifer vor, lebenswichtige Einrichtungen ins Visier genommen zu haben:

"Das Königreich verurteilt diesen feigen Angriff auf lebenswichtige Einrichtungen, der nicht nur auf das Königreich abzielt, sondern auch auf die Sicherheit der Erdölexporte, die Stabilität der Energieversorgung der Welt und die Freiheit des globalen Handels."

Doch während die Huthi, die sich zu den Drohnenangriffen bekennen, lediglich die saudische Petroindustrie beschießen, müssen diese Angriffe im Kontext eines jüngsten Bombardements durch die saudisch geführte Militärkoalition im Jemen gesehen werden. Dies ergibt ein deutlich anderes Bild.

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition flog am 22. März Dutzende Luftangriffe gegen Ziele im Norden des Jemen. Diese befanden sich unter anderem in der Hauptstadt Sanaa und im Hafen von Salif an der Küste des Roten Meeres. Die Koalition gab an, hierbei gegen militärische Ziele der Huthi-Rebellen vorgegangen zu sein. Man will in der jemenitischen Hauptstadt eine Raketen- und Drohnenmontageanlage getroffen haben.

Doch die Ziele im von den Huthi kontrollierten Getreidehafen von Salif nördlich von Hodeidah waren mitnichten militärischer Art. Bei den Luftangriffen sollen Geschosse jeweils ein Lagerhaus und ein Wohnheim eines Lebensmittelproduktionsbetriebes getroffen haben. Dies schrieb der katarische Auslandssender Al-Jazeera mit Verweis auf die Mission der Vereinten Nationen in Hodeidah (UNMHA). Auch Verwundete soll es gegeben haben:

"Behörden vor Ort und die Leitung des Betriebes gaben an, dass sechs verletzte Arbeiter zur Behandlung in örtliche medizinische Einrichtungen gebracht wurden."

Gebrochene Abkommen und Kriegsverbrechen

Der Hafen von Salif ist Teil einer von den Vereinten Nationen vermittelten neutralen Zone am Roten Meer. Die Ergebnisse dieser Vermittlung wurden im Jahr 2018 in Stockholm im Rahmen eines Abkommens zwischen den Kriegsparteien im Jemen festgehalten und unterzeichnet.

Fast 80 Prozent der rund 30 Millionen Menschen im Jemen sind auf ausländische Hilfe angewiesen. Diese Abhängigkeit von Hilfslieferungen gilt auch für Lebensmittel. Weite Teile des Landes wurden in dem sechs Jahre andauernden Krieg verwüstet und die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten humanitären Katastrophe der Welt.

Das von den Huthi kontrollierte Ministerium für Handel und Industrie wertete die Angriffe auf den Getreidehafen als Teil der "wirtschaftlichen Kriegsführung gegen das jemenitische Volk".

Rückblick und Status quo

Seit dem Jahr 2015 versucht eine von Saudi-Arabien angeführte Staatenkoalition, den gestürzten jemenitischen Präsidenten Mansour Hadi wieder an die Macht zu bringen. Zu diesem Zweck führt man eine jahrelange Bombardierungskampagne, die weithin für ihre wahllosen Angriffe auf Zivilisten und Nichtkombattanten verurteilt wird. Die Huthis, die wegen Rechtsverletzungen ebenfalls in die Kritik geraten sind, regieren die jemenitische Hauptstadt Sanaa seit dem Jahr 2015 und üben regelmäßig Vergeltungsangriffe auf saudisches Gebiet durch.

Obwohl Riad Anfang der Woche einen landesweiten Waffenstillstand vorschlug und anbot, die Wiedereröffnung des Flughafens von Sanaa zu erlauben und Treibstoff und Lebensmittel durch den Hafen von Hodeidah zu lassen, lehnten die Huthis die Übereinkunft ab und bestanden darauf, dass jeder Waffenstillstand eine vollständige Aufhebung der saudischen Blockade beinhalten muss.

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