Umfrage in Hongkong: China ist doch nicht so schlimm wie beschrieben

Während der monatelangen Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong gegen die Regierung von Carrie Lam wurde China oft als eine Art Fremdkörper in den Medien dargestellt. Dabei sehen das die Hongkonger selbst ganz anders, wie sich nun herausstellt.

Eine Mehrheit von 59 Prozent der Mitte Dezember 2019 befragten Menschen in Hongkong unterstützt die Proteste in der Sonderverwaltungszone. Diese Unruhen dauern nun schon seit über einem halben Jahr an, nachdem die Regierung damals geplant hatte, ein Auslieferungsabkommen für gesuchte Kriminelle mit der Volksrepublik China zu verabschieden. Obwohl dieses Abkommen bald auf Eis gelegt wurde und schließlich vollständig vom Tisch war, protestieren nach wie vor Zehntausende, hauptsächlich junge Menschen. Sie fordern nun den Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam.

Die erwähnte Umfrage führte das Hongkong Public Opinion Institute im Auftrag von Reuters durch und befragte dafür 1.021 Personen. Die Rücktrittsforderungen der Protestler unterstützen 57 Prozent der Befragten, während sich 30 Prozent gegen die Proteste geäußert haben.

Einhelligkeit herrscht auch darüber, dass das bestehende "Ein Land, zwei Systeme"-Modell weiterhin bestehen soll, wie es nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft und Rückgabe Hongkongs an China vertraglich bis 2047 zugesichert wurde. Jeder Fünfte (etwa 20 Prozent) ist jedoch der Meinung, dass das ein falscher Weg sei.

Und dennoch: Eine Unabhängigkeit von China, wie sie beispielsweise einige radikale Anführer der Proteste fordern, stößt nur auf wenig Gegenliebe bei der Mehrheit der Befragten. Lediglich 17 Prozent sind der Meinung, dass ein unabhängiges Hongkong der richtige Weg sei.

Interessant ist ebenso, dass lediglich zwölf Prozent überzeugt sind, dass Peking für die Unruhen in Hongkong verantwortlich ist. 14 Prozent sehen die Schuld beim prowestlichen Lager, während 47 Prozent die Hongkonger Regierung beschuldigen.  

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