Asien

Südkorea rüstet für weltweiten Seekrieg

Ein weiteres Land beabsichtigt, in den kommenden Jahren ein Waffensystem zu erwerben, das globale Möglichkeiten für die Kriegsführung auf See bietet: Atom-U-Boote. Die USA sind bereit, Südkorea dabei zu unterstützen. Die Umsetzung dieser Pläne wird das Kräfteverhältnis im gesamten Pazifik verändern und auch für Russland von Bedeutung sein.
Südkorea rüstet für weltweiten Seekrieg© Urheberrechtlich geschützt

Von Alexander Timochin

Südkorea verfügt zwar nicht über die größte, aber dennoch über eine starke und moderne Flotte. So hat das Land nach dem russischen Kreuzer "Admiral Nachimow" die am schwersten bewaffneten Schiffe im Einsatz – die Raketenzerstörer vom Typ König Sejong, die 128 Lenkraketen verschiedener Typen tragen.

Auch die südkoreanische Marine hat einiges vorzuweisen. Die Marine verfügt über zehn U-Boote, von denen neun moderne Varianten des deutschen Projekts "214" sind und in Südkorea selbst gebaut wurden. Es handelt sich um hochmoderne U-Boote mit hoher Kampfkraft, Tarnung, Autonomie und moderner Bewaffnung. Das letzte U-Boot der Serie wurde vor nur fünf Jahren fertiggestellt.

An ihre Stelle treten jedoch noch interessantere U-Boote – die des Typs "Dosan Ahn Chang-ho". Diese großen Boote mit einer Verdrängung von 3.358 Tonnen sind mit bis zu sechs vertikalen Raketenabschussvorrichtungen ausgestattet. Im Jahr 2021 führte ein solches U-Boot zum ersten Mal für Südkorea einen erfolgreichen Start einer ballistischen Rakete aus dem Wasser durch. Damals wurde die ganze Welt darauf aufmerksam, dass die Raketenprogramme Südkoreas auch einen maritimen Teil haben.

Derzeit sind drei solcher U-Boote im Einsatz, drei weitere sind im Bau. Zu Beginn des Programms war geplant, 27 Stück zu bauen, von denen die erste Serie aus neun Schiffen bestehen sollte. Wichtig ist, dass es sich um koreanische U-Boote handelt, die von südkoreanischen Unternehmen entwickelt wurden.

Darüber hinaus strebt die südkoreanische Regierung den Besitz von Atomwaffen an. In diesem Zusammenhang erhält die Kombination von U-Booten mit ballistischen Raketen und hypothetischen Atomwaffen der Zukunft eine ganz andere Bedeutung. Südkorea hat offiziell kein Atomprogramm gestartet, aber auch die Aussagen seiner offiziellen Vertreter nicht dementiert.

Es folgt also ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer neuen Ebene der Macht – das Interesse an Atom-U-Booten. Im Gegensatz zu Schiffen benötigt ein Atom-U-Boot keine Versorgungstanker, es kann in jede Region der Welt gelangen, solange die Besatzung durchhält. Allerdings kann diese erfahrungsgemäß auf See ausgetauscht werden.

Können Südkoreaner ein Atom-U-Boot bauen? Eindeutig ja.

Wenn man sich ihre neuesten U-Boote ansieht, dann sind sie hinsichtlich ihrer Leistung und Größe nicht weit von den sowjetischen U-Booten des Projekts "671" der ersten Modifikation entfernt. Sowohl die Sonaranlage als auch eine Vielzahl von Schiffssystemen, Waffen und Elektronik können die Südkoreaner von den derzeit im Bau befindlichen modernsten U-Booten übernehmen.

Es wird eine Energieanlage benötigt, und auch hier hat Südkorea etwas zu bieten. Seit Beginn der 2020er Jahre forschen südkoreanische Unternehmen an Atomreaktoren für den Einsatz auf Seeschiffen. Seit 2023 wird diese Information von südkoreanischen Firmen öffentlich verbreitet. So haben die Südkoreaner auf Schiffbaumessen mehrfach das Projekt eines Atom-Containerschiffs vorgestellt. Das Problem dabei ist nur eines: Die meisten Länder würden ein solches Schiff nicht in ihre Häfen lassen – und die Südkoreaner wussten das. Warum wurden diese Arbeiten dann durchgeführt? Jetzt wissen wir es.

Im Februar 2024 hielten die Unternehmen HD Korea Shipbuilding & Offshore Engineering (KSOE) (Teil von HD Hyundai), Terra Power und CORE POWER eine Besprechung über die Entwicklung von Transportreaktoren ab. KSOE betrachtete das Thema aus der Perspektive eines Schiffbauers, während die beiden anderen Unternehmen als Lieferanten von Nukleartechnologie auftraten. Hinter diesen Unternehmen stand der Mischkonzern Hyundai Heavy Industries, der KSOE besitzt und zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Dutzend Millionen US-Dollar in die Arbeit von Terra Power investiert hatte.

Südkorea hat noch keine Erfahrung mit Transportreaktoren. Aber im Hinblick auf Leistungsreaktoren liegt das Land vor den USA, und dieses wissenschaftlich-technische Potenzial kann in kurzer Zeit auch für die Entwicklung eines Transportreaktors genutzt werden.

Mit ausreichender Finanzierung und ohne bürokratische Hindernisse könnte Südkorea in der ersten Hälfte der 2030er Jahre sein erstes Atom-U-Boot bauen und dann alle vier bis fünf Jahre ein weiteres. Im Gegensatz zu den armen Australiern mit ihrer totgeborenen Idee, sich im Rahmen des AUKUS-Blocks ein eigenes Atom-U-Boot anzuschaffen, wird im Falle Südkoreas alles sehr schnell gehen.

Won Jong-dae, Direktor der Abteilung für Materialversorgung des Verteidigungsministeriums der Republik Korea, erklärte am 4. November:

"Wir sind in der Lage, mit unseren Technologien ein Atom-U-Boot zu bauen, wenn wir die bisher erreichten Technologien und das Potenzial des Staates miteinander verbinden.

Wenn wir in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre mit dem Bau beginnen und die Frage des Kernbrennstoffs in Absprache mit den USA klären, könnte das erste Schiff Mitte oder Ende der 2030er Jahre vom Stapel laufen."

Er bestätigte, dass Südkorea in Bezug auf den Bau von nichtnuklearen U-Booten "bereits über Kompetenzen auf Weltniveau verfügt".

Interessant ist, welche Rolle die USA dabei spielen. Nach einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Jae-myung in Seoul erklärte Donald Trump, dass die Atom-U-Boote in den USA, genauer gesagt in Philadelphia, gebaut werden sollen.

Das passt wohl kaum zu den Plänen der Südkoreaner – das zeigt auch die Aussage von Verteidigungsminister Ahn Gyu-back, dass die Südkoreaner nur Kernbrennstoff brauchen. Und genau diesen Brennstoff hat Lee Jae-myung von Trump angefordert. Trump hat offenbar zudem das Versprechen erhalten, dass U-Boote in US-amerikanischen Werften gebaut werden sollen. Dabei haben die US-Amerikaner selbst Schwierigkeiten mit dem Bau ihrer eigenen U-Boote.

Allerdings muss man hier die politische Perspektive berücksichtigen. Trump wird die Genehmigungen erteilen, seine Amtszeit wird enden. Und dann werden die Südkoreaner einige Verträge unterzeichnen, andere nicht. Letztendlich werden sie ihre Boote selbst bauen und den Kernbrennstoff für ihre Reaktoren in den USA kaufen. Dabei wird das Atomprogramm für Südkorea keine negativen politischen Folgen haben, da die USA es genehmigt haben.

Nun bleibt abzuwarten, wann die Arbeiten am ersten südkoreanischen Atom-U-Boot beginnen und Südkorea offenbar erneut die Frage der Herstellung von Atomwaffen aufwirft. Bislang handelt es sich dabei lediglich um vorsichtige Äußerungen.

Wir stehen vor dem Beginn einer neuen Runde des Wettrüstens in der Region. Südkorea hat außenpolitische Ambitionen, es gibt territoriale Streitigkeiten mit Japan sowie einen Konflikt mit Nordkorea (mit dem Russland ein Militärbündnis hat). Außerdem gibt es in Südkorea eine gewisse Vorsicht gegenüber China. Gerade die Notwendigkeit, chinesische U-Boote zu überwachen, war für Lee Jae-myung der Grund, Trump von der Notwendigkeit des Baus von Atom-U-Booten zu überzeugen. Nur gibt es keine territorialen Streitigkeiten zwischen Südkorea und China, und die Abkühlung der Beziehungen, die 2023 aufgrund einer übermäßigen proamerikanischen Ausrichtung der südkoreanischen Außenpolitik eingetreten war, ist gerade überwunden worden. China und Südkorea sind wieder Freunde.

Anders sieht es bei Nordkorea und Japan aus. Zumindest Japan wird nicht untätig bleiben, wenn Südkorea sein Atomprogramm startet. Und diese Reaktion könnte bis zum Bau eines eigenen Atom-U-Boots reichen. In den Hinterzimmern der japanischen Politik wird schon seit langem über ein japanisches Atom-U-Boot diskutiert. Es ist zu erwarten, dass diese Gespräche lauter werden und die Japaner natürlich auch auf China verweisen werden, diesmal ganz aufrichtig, ohne jedoch zu erwähnen, dass es nicht nur um China geht. Die Japaner können U-Boote wesentlich besser bauen als die Südkoreaner. Und sie sind in der Atomtechnologie weitaus weiter entwickelt.

Bislang wurden nach den Erklärungen Trumps noch keine öffentlich zugänglichen Vereinbarungen über südkoreanische Atom-U-Boote unterzeichnet. Sobald diese jedoch unterzeichnet oder veröffentlicht werden, kann man davon ausgehen, dass im asiatisch-pazifischen Raum eine neue Ära beginnt. Die Ära der Atom-U-Boot-Flotte.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 5. November 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung "Wsgljad" erschienen.

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