Pjöngjang feuert mehrere ballistische Raketen am Tag der US-Wahlen ab
Wenige Stunden vor der dem Beginn der Präsidentschaftswahl in den USA hat sich die politische Situation auf der koreanischen Halbinsel weiter zugespitzt. Am Dienstagmorgen gegen 7:30 Ortszeit habe das Militär der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) mehrere ballistische Kurzstreckenraketen von der Provinz Nord-Hwanghae südlich von Pjöngjang in Richtung Japanisches Meer abgefeuert, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap mit Bezugnahme auf den Generalstab in Seoul mitteilt.
Laut Angaben des japanischen Verteidigungsministers Gen Nakatani seien mindestens sieben Geschosse in einer maximalen Höhe von 100 Kilometern rund 400 Kilometer weit geflogen und außerhalb Japans ausschließlicher Wirtschaftszone ins Meer gestürzt.
Am vergangenen Mittwoch hatte der südkoreanische Militärgeheimdienst berichtet, Pjöngjang könnte demnächst eine Langstreckenrakete testen, die in der Lage wäre, das US-Festland zu erreichen. Am darauffolgenden Tag hat die DVRK eine neue Interkontinentalrakete vom Typ Hwasong-19 getestet. Nach Angaben des japanischen Verteidigungsministers Gen Nakatani habe sich das Geschoss für etwa 86 Minuten in der Luft befunden und sei daher länger geflogen als alle vorher getesteten nordkoreanischen Raketen.
Im Vorfeld der US-Wahlen hat der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un den Ausbau des Atomwaffenarsenals seines Landes intensiviert, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl könnte sich auf Washingtons Politik gegenüber Pjöngjang auswirken, heißt es.
Die Demokratin Kamala Harris wird die aktuelle US-Politik auf der koreanischen Halbinsel weitgehend unterstützen, falls sie die Wahlen gewinnt. In einem jüngsten Sonderbeitrag für die Nachrichtenagentur Yonhap bekräftigte sie die "eiserne" Sicherheitsverpflichtung der USA gegenüber Südkorea. Das Bündnis zwischen Seoul und Washington bezeichnete sie als einen "Eckpfeiler der Sicherheit und Wohlstand im Indopazifik und in der ganzen Welt".
Eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus könnte zu einer Änderung in den Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang führen, schreibt Bloomberg. Der ehemalige US-Präsident hatte das Ausmaß der gemeinsamen Übungen mit Südkorea reduziert. Seine Versuche, direkt mit Kim Jong-un zu verhandeln, scheiterten jedoch. Während seiner Amtszeit von 2017 bis 2021 drängte Trump auf Diplomatie und führte mit Kim drei persönliche Gespräche. Allerdings lehnte es der nordkoreanische Staatschef ab, das Atomprogramm seines Landes aufzugeben.
Bloomberg weist darauf hin, dass Seoul bereits vor Monaten erklärt hatte, dass Pjöngjang plane, zum Zeitpunkt der US-Wahlen einen Atomtest durchzuführen. Anfang September veröffentlichte die nordkoreanische staatliche Nachrichtenagentur KCNA erstmals Aufnahmen aus einer nordkoreanischen Urananreicherungsanlage. Auf den Fotos ist Kim bei einem Besuch dieser massiven Einrichtung zu sehen.
Als Reaktion auf den Raketentest Nordkoreas am vergangenen Donnerstag haben die USA, Südkorea und Japan am Wochenende ein gemeinsames Luftmanöver abgehalten. In einer am Dienstag von KCNA veröffentlichten Stellungnahme hat Kim Yo-jong, die Schwester von Kim Jong-un, die trilateralen Übungen kritisiert. Die zunehmende Anzahl solcher Militärübungen der drei Staaten in der jüngsten Zeit stellten für die DVRK eine Bedrohung dar, so Kim. Pjöngjangs Entscheidung, "die nukleare Abschreckung zur Selbstverteidigung zu verstärken", sei daher in der aktuellen Lage "die einzig richtige".
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