Asien

Erstes Atomkraftwerk geplant: Kasachstan vor Volksabstimmung

Nächste Woche steht in Kasachstan eine wichtige Entscheidung an: Das Land hält ein Referendum über den Bau seines ersten Atomkraftwerks ab. Das Kraftwerk soll bis zum Jahr 2035 fertiggestellt werden, wenn die Mehrheit der Bürger mit Ja stimmt.
Erstes Atomkraftwerk geplant: Kasachstan vor VolksabstimmungQuelle: Sputnik © Murad Orudschew

Am 6. Oktober steht Kasachstan vor einer der wichtigsten Entscheidungen seiner jüngeren Geschichte: Das Land hält ein Referendum über den Bau seines ersten Atomkraftwerks ab. Mehr als zwölf Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über die Zukunft der Energieversorgung des zentralasiatischen Staates zu entscheiden.

Präsident Qassym-Schomart Toqajew hatte den Termin Anfang des Monats in einer Rede an das Volk bekannt gegeben. Er verknüpfte die Hinwendung zur Kernenergie mit dem dringenden Bedarf Kasachstans an "zuverlässigen und sauberen Energiequellen" und wies darauf hin, dass das Land nicht nur über die größten Uranvorkommen der Welt verfüge, sondern auch über die Kapazitäten zur Herstellung von Kernbrennstoff. "Es ist an der Zeit, diesen Vorteil zu nutzen", so der Präsident weiter.

Kasachstan kämpft seit Jahren mit einer zunehmend maroden Energieinfrastruktur. Mehr als 70 Prozent des Stroms stammen aus Kohlekraftwerken. Regelmäßige Stromausfälle sorgen für wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Trotz riesiger Uranvorkommen nutzt Kasachstan bislang keine Kernenergie zur Stromerzeugung. Dieses Paradoxon steht im Zentrum der Debatte.

Auf dem Wahlzettel wird voraussichtlich nur eine Frage stehen: "Sind Sie mit dem Bau eines Atomkraftwerks in Kasachstan einverstanden?" Die Bürger können mit Ja oder Nein antworten.

Generell wird in Kasachstan seit den 1990er-Jahren über den Umstieg auf Kernenergie diskutiert. Immer wieder wurden mögliche Standorte besprochen und sogar ausländische Partner für das Projekt ausgewählt. Die Pläne blieben jedoch auf dem Papier.

Nun sollen sie umgesetzt werden. Die kasachische Regierung hat sich von IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi beraten lassen. Dieser erklärte gegenüber kasachischen Medien:

"In diesem Jahr arbeiten wir an verschiedenen Schulungen und Treffen mit kasachischen Nuklearexperten und bereiten uns darauf vor, Kasachstans Bemühungen zur Einführung der Kernenergieerzeugung zu begleiten und zu unterstützen, falls die Entscheidung für dieses Projekt positiv ausfällt."

Kritiker des Vorhabens, laut einer Umfrage des Kasachischen Instituts für Strategische Studien rund ein Drittel, erinnern an das Atomwaffentestgelände Semipalatinsk, auf dem die Sowjetunion zahlreiche Atomtests durchführte. Sie warnen vor möglichen Unfällen und Auswirkungen auf die Umwelt. Dennoch spricht sich in Umfragen eine Mehrheit der Bevölkerung (53,1 Prozent) für den Bau aus, vor allem in den Ballungszentren. Die Befürworter erhoffen sich von dem Kraftwerk nicht nur eine Lösung für die aktuelle Energiekrise, sondern auch für den langfristigen Bedarf des Landes.

Sollte die Mehrheit für den Bau des Kernkraftwerks stimmen, wird die Regierung die nächsten Schritte einleiten, darunter die Auswahl eines geeigneten Partners und die Verabschiedung neuer Gesetze. Der Bau des Kraftwerks soll bis zum Jahr 2035 abgeschlossen sein. Das geplante Kernkraftwerk soll in der Küstenregion des Balchaschsees im Osten des Landes gebaut werden und rund 11,2 Milliarden US-Dollar (rund 10,1 Milliarden Euro) kosten.

Mehrere ausländische Technologiekonzerne haben Interesse am Bau bekundet, darunter der russische Atomkonzern Rosatom, der bereits enge wirtschaftliche und energiepolitische Beziehungen zu Kasachstan unterhält. Man sei bereit, hochmoderne und zuverlässige Technologien für den Bau bereitzustellen, erklärte ein Unternehmenssprecher. Auch die chinesische CNNC, die südkoreanische KHNP und der französische Energieversorger EDF gehören zu den potenziellen Partnern.

Mehr zum ThemaAtomkraftwerk auf dem Mond: Indien erwägt gemeinsam mit Russland und China den Bau

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.