Asien

Bangladeschs Armeechef will Übergangsregierung organisieren

In Bangladesch soll eine Übergangsregierung eingerichtet werden. Der Armeechef, General Waker-uz-Zaman, will sich dazu am Dienstag mit den Organisatoren der Proteste treffen. Die Studenten wollen den 84-jährigen Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus an die Macht bringen.
Bangladeschs Armeechef will Übergangsregierung organisierenQuelle: www.globallookpress.com © Sazzad Hossain / Keystone Press Agency

Bangladeschs Armeechef wird sich an diesem Dienstag mit den Anführern der Studentenproteste treffen. Das Land wartet auf die Bildung einer neuen Regierung, einen Tag nachdem Premierministerin Sheikh Hasina nach einem gewaltsamen Aufstand gegen sie zurückgetreten und geflohen ist. Das berichtet Reuters am Dienstag.

Der Verkehr in den normalerweise chaotischen Straßen von Dhaka ist ruhiger als sonst. Die seit Mitte Juli aufgrund der Proteste geschlossenen Schulen wurden wieder geöffnet, sind aber nur spärlich besucht. Bei den gewalttätigen Ausschreitungen, die das Land erschütterten, wurden etwa 300 Menschen getötet und Tausende verletzt. Die Textilfabriken, die einige der weltweit führenden Marken mit Kleidung beliefern und eine tragende Säule der Wirtschaft sind, bleiben am Dienstag geschlossen. Pläne für die Wiedereröffnung würden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben, so der wichtigste Verband der Bekleidungshersteller.

Studentenführer, die an der Spitze der Anti-Quoten-Bewegung standen, die sich in eine Forderung nach dem Rücktritt Hasinas verwandelt hatte, sagten am Dienstag früh, dass sie den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus als Chefberater der Übergangsregierung wollen. Nahid Islam, einer der Hauptorganisatoren der Studentenbewegung, erklärte in einem Video auf Facebook:

"Jede andere Regierung als die von uns vorgeschlagene würde nicht akzeptiert werden ... Wir würden keine von der Armee unterstützte oder von der Armee geführte Regierung akzeptieren."

Die Studenten hätten auch mit dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gesprochen, der sich bereit erklärt habe, "auf unsere Einladung hin diese Verantwortung zu übernehmen", so Islam. Der 84-jährige Yunus und seine Grameen Bank wurden 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, weil sie Millionen von Menschen aus der Armut befreit haben: Sie gewährten armen Landbewohnern von Bangladesch Kleinstkredite von weniger als 100 Dollar. Allerdings wurde Yunus im Juni von einem Gericht wegen Veruntreuung angeklagt.

Yunus unterziehe sich derzeit in Paris kleineren medizinischen Eingriffen, sagte sein Pressesprecher Sabbir Osmani. Er habe sich aber nicht sofort zu den Aussagen der Studentenführer geäußert. Gegenüber dem indischen Sender Times Now habe Yunus in einem aufgezeichneten Interview erklärt, dass der Montag der "zweite Tag der Befreiung" für Bangladesch nach dem Unabhängigkeitskrieg von Pakistan 1971 sei. Er soll auch gesagt haben, die Bangladescher seien wütend auf das Nachbarland Indien, weil es Hasina erlaubt habe, nach ihrer Flucht aus Dhaka dort zu landen.

"Indien ist unser bester Freund ... die Menschen sind wütend auf Indien, weil Sie die Person unterstützen, die unser Leben zerstört hat", so Yunus.

Hasina sei am Montag nach ihrer Abreise aus Dhaka auf einem Militärflugplatz in Hindon bei Delhi gelandet, sagten zwei indische Regierungsbeamte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Dort habe sie der nationale Sicherheitsberater Indiens, Ajit Doval, getroffen. Sie machten keine näheren Angaben zu ihrem Aufenthalt oder ihren Plänen.

Der Armeechef von Bangladesch, General Waker-uz-Zaman, wolle sich am Dienstag um 12 Uhr Ortszeit (06 Uhr GMT) mit den Organisatoren der Proteste treffen, teilte die Armee mit. Zaman sagte, er habe Gespräche mit den Führern der wichtigsten politischen Parteien – mit Ausnahme der seit langem regierenden Awami-Liga von Hasina – geführt, um das weitere Vorgehen zu erörtern, und werde sich in Kürze auch mit Präsident Mohammed Shahabuddin beraten.

Eine Übergangsregierung werde so bald wie möglich Wahlen abhalten, nachdem sie alle Parteien und Interessengruppen konsultiert habe, sagte Präsident Shahabuddin am späten Montag in einer Fernsehansprache. Seiner Aussage zufolge sei "einstimmig beschlossen" worden, die BNP-Vorsitzende und Hasinas Erzfeindin Begum Khaleda Zia sofort freizulassen, die 2018 in einem Bestechungsfall verurteilt und inhaftiert worden war. Wegen Verschlechterung ihres Gesundheitszustands wurde sie ein Jahr später in ein Krankenhaus verlegt. Die 78-jährige Zia ist die Mutter des amtierenden BNP-Chefs Rahman und hat die Vorwürfe gegen ihre Person bestritten.

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