Iran und Pakistan: Kampf gegen belutschische Separatisten und US-Ambitionen
Von Armin Schmitt
Iran wirft Pakistan immer wieder vor, Extremisten zu erlauben, Angriffe von seinem Territorium aus auf das schiitische Land verüben zu lassen. Am Dienstag griff Iran Terroristenstützpunkte auf pakistanischem Gebiet an, woraufhin die Atommacht Pakistan im Rahmen eines Vergeltungsschlags am nächsten Tag mit Angriffen auf grenznahe Gebiete Irans antwortete und seine Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Die militärische Antwort hatte offenbar das Ziel, die eigene Abschreckung aufrechtzuerhalten, indem eine Verletzung der Souveränität der Atommacht Pakistan nicht folgenlos hingenommen wird.
Zugleich hieß es in der pakistanischen Erklärung: "Pakistan respektiert die Souveränität und territoriale Integrität der Islamischen Republik Iran vollkommen." Die Angriffe hätten lediglich Pakistans Sicherheit gedient, hieß es in der pakistanischen Erklärung. Dieser Hinweis hatte offenbar zum Ziel, den direkten Schlagabtausch zwischen der Atommacht Pakistan und seinem ebenfalls hochgerüsteten Nachbarn Iran nicht weiter eskalieren zu lassen.
Teheran hatte am Dienstag Stellungen der Terrorgruppe Dschaisch al-Adl auf pakistanischem Boden mit Raketen von Drohnen angegriffen. In seiner Erklärung ließ zugleich Teheran verlautbaren, Iran respektiere die territoriale Integrität Pakistans. Der Angriff auf pakistanischen Boden reihte sich in weitere Raketenschläge ein, die die iranische Revolutionsgarde am Montag im Irak und in Syrien ausgeführt hatte, um auf den jüngsten Anschlag auf die Gedankenfeier für den ermordeten General Soleimani zu reagieren. Anfang Januar hatten Attentäter des "Islamischen Staates" in der iranischen Stadt Kerman mehr als 90 Menschen bei einem Anschlag am Grab des Qassem Soleimani, getötet.
Für den Anschlag von Kerman hatte Iran den afghanischen IS-Ableger ISPK verantwortlich gemacht, dessen Rückzugsgebiete vor allem im Nordosten Afghanistans und im Nordwesten Pakistans liegen. Allerdings sah Iran die Verantwortung für den jüngsten Anschlag auf sein Land bei Israel. Teheran glaubt, dass die Terrorbasis der Dschaisch al-Adl in Pakistan an der Grenze zu Iran durch Mossad unterstützt werde.
Beide Staaten haben bei ihren Luftangriffen separatistische militante Gruppen der Belutschen ins Visier genommen, die seit Langem die iranisch-pakistanische Grenze heimsuchen. Das Siedlungsgebiet der Belutschen erstreckt sich auf beiden Seiten der Grenze. Auch in der pakistanischen Provinz Belutschistan sind seit Jahrzehnten bewaffnete Milizen aktiv, die für eine Unabhängigkeit von der Regierung in Islamabad kämpfen. Die gegenseitigen Luftangriffe dieser Woche gaben Teheran und Islamabad die Rechtfertigung, diese bewaffneten extremistischen Gruppen – füreinander – zu eliminieren, ohne sich mit den Folgen der ausländischen Geldgeber der Terroristen und ihrer lokalen Unterstützer auseinandersetzen zu müssen. Weder Iran noch Pakistan haben Interesse an weiteren Eskalationen, da Iran will, dass der Fokus der Weltöffentlichkeit weiterhin auf dem Gaza-Krieg und Israels Kriegsverbrechen liegt und Pakistan nicht von seinem strategischen Grenzkonflikt mit Indien abgelenkt werden will.
Sowohl Iran als auch Pakistan sind enge Verbündete Chinas – eine asiatische Großmacht mit umfassender Erfahrung bei der Terrorismusbekämpfung, die aktiv versucht, ihr regionales diplomatisches Profil zu stärken. Pakistan setzt immer mehr auf Peking und hofft, mit chinesischen Investitionen die kriselnde Wirtschaft anzukurbeln. Mit dem China–Pakistan Economic Corridor sollte unter anderem eine Landverbindung aus China durch Pakistan zum Hafen Gwadar in Richtung des Hafens Chahbahar in Iran ausgebaut werden, der nahe an der Einfahrt zum Persischen Golf liegt.
Das Projekt eines unabhängigen Belutschistan wird in den USA als ein Hebel gegen Chinas Machtausbau unterstützt. Ein Iran und Pakistan voneinander trennendes Land könnte wie Kurdistan zu einem weiteren US-Projekt eines Marionettenstaates werden, um den USA Zugang zum Herzen Eurasiens zu verschaffen und Chinas Neue-Seidenstraße zu hintertreiben.
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