Asien

Nordkorea testet erstmals Feststofftriebwerk für "strategische Waffe neuen Typs"

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA hat die Nordkorea offenbar erstmals erfolgreichen Bodentests eines "Feststoffmotors mit hoher Schubkraft" als Raketenantrieb durchgeführt. Experten vermuten auch anstehende neue Atomwaffentests.
Nordkorea testet erstmals Feststofftriebwerk für "strategische Waffe neuen Typs"Quelle: www.globallookpress.com © KCNA

Unter den Augen des Staatsoberhaupts Kim Jong-un der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK; Nordkorea) haben Ingenieure der nordkoreanischen Akademie für Verteidigungswissenschaften am Donnerstag auf dem Sohae-Satellitenstartplatz in Tongchang-ri im Nordwesten des Landes offenbar erstmals einen erfolgreichen Bodentest eines "Feststoffmotors mit hoher Schubkraft" als Raketenantrieb durchgeführt. Der Test habe demnach die Zuverlässigkeit und Stabilität des Raketentriebwerks bewiesen und biete eine "Garantie für die Entwicklung eines weiteren strategischen Waffensystems neuen Typs", wie die Nachrichtenagentur KCNA berichtet. Der am Donnerstag erfolgte Test markiert für das Land somit einen wichtigen Schritt bei seinen Bemühungen, eine Interkontinentalrakete (ICBM) mit Feststoffantrieb zu entwickeln.

Die Agentur veröffentlichte Fotos, auf denen zu sehen ist, wie das Triebwerk – "das erste seiner Art im Land" – in horizontaler Position getestet wird. Kim Jong-un lobte das Militär und kündigte dem Bericht zufolge an, dass "in kürzester Zeit ein weiterer neuer Typ strategischer Waffen auftauchen wird". In diesem Zusammenhang verwies der nordkoreanische Staatschef auf sein ehrgeiziges Aufrüstungsprogramm, das er Anfang des Jahres auf dem Kongress der Partei der Arbeit Koreas vorgestellt hatte. Darin erläuterte er seine Pläne zur Entwicklung diverser Waffensysteme, darunter eine neue Interkontinentalrakete, taktische Atomwaffen mit geringerer Reichweite, Hyperschallwaffen, nuklear angetriebene U-Boote und Aufklärungssatelliten sowie andere Technologien. 

Erst kürzlich hatte Kim erklärt, Nordkoreas "ultimatives Ziel sei es, die mächtigste strategische Streitkraft der Welt zu besitzen", obwohl das Land bereits "eine vollwertige Atommacht ist, die in der Lage ist, sich gegen die nukleare Vorherrschaft der US-Imperialisten zu behaupten". So hatte das Land unter Kim zuletzt verstärkt versucht, seine Raketen von Flüssigtreibstoffen auf Feststoffantriebe umzustellen, wodurch sie leichter zu transportieren und schneller startbereit wären. ICBMs mit Feststoffantrieb sind der aktuelle Welthöchststand. Die wichtigste ICBM der Vereinigten Staaten, die Minuteman III, wird von drei Raketenmotoren mit Feststofftreibsatz angetrieben.

Pjöngjang hat in diesem Jahr eine Rekordzahl von Waffentests durchgeführt, darunter mehr als einen ICBM-Start und viele weitere als direkte Vergeltung für gemeinsame Militärmanöver der USA und Südkoreas, die die DVRK im Norden als Vorbereitungen für mögliche Angriffe betrachtet. Bei diesen Tests wurden bisher aber stets Raketen mit Flüssigtreibstoff-Triebwerken verwendet, darunter die Hwasong-14 und Hwasong-15. Am 18. November testete Pjöngjang laut KCNA dann erstmals seine Hwasong-17, eine ebenfalls mit Flüssigtreibstoff betriebene Interkontinentalrakete, deren Reichweite das gesamte US-Festland überdecken könnte. Nachdem er diesen Start eingeleitet hatte, sagte Kim, Nordkorea wolle damit "seinen festen Willen demonstrieren, die hysterischen Aggressionskriegsübungen der Feinde, die den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel und in der Region zerstören wollen, zu vergelten", womit er sich zweifellos auf die USA und Südkorea bezog.

In Washington, D.C. und Seoul wurde die Demonstrationen hingegen als destabilisierend für die Region verurteilt, und es wurde wiederholt vor einer Weiterentwicklung der nordkoreanischen Raketen- und Atomwaffenprogramme gewarnt. Trotz der erfolgreichen Tests von Langstreckenraketen hat Nordkorea nach Ansicht von Experten noch nicht bewiesen, dass es in der Lage ist, ein System zu bauen, mit dem ein nuklearer Sprengkopf den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überhaupt funktionstüchtig überstehen kann. Da Interkontinentalraketen üblicherweise bisher wie Raumflugkörper den Weltraum erreichen, muss ein Sprengkopf die Reibungshitze in den äußeren Schichten der Erdatmosphäre beim Wiedereintritt überstehen, ohne zu verglühen.

Dennoch zweifelt kaum jemand daran, dass Nordkorea Fortschritte gemacht hat und weiter macht. Experten merken jedoch an, dass Nordkorea trotz des Tests noch viele Herausforderungen zu bewältigen habe, bevor das Land eine solche feststoffbetriebene Interkontinentalrakete tatsächlich erfolgreich einsetzen könne. Die Vereinigten Staaten und deren Verbündete beobachten die Aktivitäten auf dem Tongch'ang-dong Space Launch Center Sohae (Tongchang-ri ), das auch für den erfolgreichen Start von einem Satelliten im Jahr 2012 errichtet wurde, sehr genau. Denn Nordkorea hat die Anlage auch genutzt, um Antriebe für seine ballistischen Raketen zu testen. In einem neuen Bericht des in den USA ansässigen Center for International and Strategic Studies (CSIS) heißt es dazu, kommerzielle Satellitenbilder zeigten den Bau eines offenbar horizontalen Triebwerksteststandes, der in dem Bericht als "erster seiner Art" bezeichnet wird.

Eine Reihe von Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen verbietet Nordkorea jedoch die Durchführung von Tests von Technologien, die für den Bau ballistischer Raketen verwendet werden können. Trotz internationaler Verbote und Sanktionen hat das Land auch in diesem Jahr eine Reihe von Raketentests durchgeführt, darunter erneut eine ICBM, die das Festland der Vereinigten Staaten erreichen kann. Im März besuchte Kim den Standort Sohae und forderte den Ausbau der Anlage, in der verschiedene Raketentechnologien, darunter stationäre Raketentriebwerke und Trägerraketen, getestet werden.

Angesichts mehrerer Militärmanöver wie auch der Raketentests haben sich auf der koreanischen Halbinsel die Spannungen zuletzt wieder erhöht. Sie könnten nun noch weiter zunehmen, da Nordkorea nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in der eigentlich 2018 stillgelegten unterirdischen Atomwaffen-Testanlage Punggye-ri im Norden des Landes derzeit möglicherweise einen weiteren unterirdischen Atomtest vorbereitet. In Punggye-ri hat Nordkorea zwischen 2006 und 2017 sechs Testexplosionen durchgeführt.

Auch der südkoreanische Premierminister Han Duck-soo hatte zuletzt davor gewarnt, dass Pjöngjang offenbar mit Vorbereitungen eines unterirdischen Atomtest beschäftigt sei. Satellitenbilder sollen demnach vermehrte Aktivitäten auf diesem Atomwaffentestgelände des Landes zeigen. Ein solcher Test wäre der erste in Nordkorea seit mehr als fünf Jahren. Der südkoreanische Premierminister lehnte es zwar ab zu sagen, wie man Seoul auf einen weiteren Atomtest reagieren werde, merkte aber an, dass die Regierung "alle möglichen Optionen" habe. Ein anderer hochrangiger südkoreanischer Beamter, der Wiedervereinigungsminister Kwon Young-se, deutete im letzten Monat an, dass Südkorea den Erwerb eigener Atomwaffen in Betracht ziehen könne, sollten die Spannungen mit dem Norden weiter eskalieren.

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