Nachdem mit Vakzinen dieses Impfstoffproduzenten etwa die Hälfe der erwachsenen Bevölkerung von Indien vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind, verfüge der Hersteller derzeit über einen Vorrat von rund 500 Millionen Dosen des Impfstoffes Vaxzevria von AstraZeneca, der in Indien unter dem Namen Covishield vertrieben wird. Das teilte der SII-Firmenchef Adar Poonawalla dem indischen TV-Sender CNBC-TV18 mit. Die indische Regierung habe dem SII jedoch keine neuen Bestellungen übermittelt und der Hersteller stehe kurz davor, alle zuvor eingegangenen inländischen Bestellungen ausgeliefert zu haben.
Das Unternehmen stehe vor einem "Dilemma", wie es sich das während der Pandemie "niemals hätte vorstellen können", so Poonawalla, und er erläuterte das:
"Uns liegen keine weiteren Bestellungen vor. Daher werde ich die Produktion zunächst monatlich um mindestens 50 Prozent reduzieren, bis die Bestellungen in Indien und weltweit wieder anziehen."
Der Mangel an Aufträgen kommt, obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuvor ihre Besorgnis über die Auswirkungen der sehr ungleichmäßigen Verteilung von Corona-Impfstoffen insbesondere in den afrikanischen Ländern angedeutet hatte. Die UNO-Behörde machte die Impfstoffknappheit dafür verantwortlich, dass in den weitgehend ungeimpften Gesellschaften immer neue COVID-19-Mutationen entstehen können.
Außerdem agiert Indien inzwischen als Hauptlieferant für die weltweite Impfstoffinitiative COVAX, die ihre Aufgabe darin sieht, COVID-19-Impfstoffe verstärkt auch für ärmere Länder zugänglich zu machen. Im Frühjahr musste Indien seine Impfstoffexporte jedoch vorübergehend einstellen, um angesichts der steigenden Infektionszahlen in Indien die Immunisierung der eigenen Bevölkerung zu beschleunigen. Erst kürzlich wurden die Exporte wieder zugelassen, laut Poonawalla kämen Bestellungen derzeit nur langsam herein.
In Indien haben rund 60 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis gegen COVID-19 erhalten, die meisten darunter mit dem Covishield-Impfstoff vom SII. Seit dem Ende der gravierenden Corona-Welle im Frühling bleiben die Inzidenzen im Land auf einem relativ niedrigen Niveau – auch wenn sich viele nicht mehr an die Corona-Schutzmaßnahmen halten. Antikörper-Studien zeigen, dass die meisten der mehr als 1,3 Milliarden Menschen in Indien Antikörper haben – entweder wegen der Impfung oder infolge der durchgemachten Krankheit. Bisher hat die indische Regierung noch keine Pläne für Booster-Impfungen angekündigt.
Mehr zum Thema - Größter Impfstoffhersteller der Welt beginnt mit Produktion des russischen Impfstoffs Sputnik V