Der Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth hat Kriegsschiffe aus Großbritannien, Amerika, Kanada, Japan und Neuseeland in das umstrittene Südchinesische Meer geführt, wie das UK Defence Journal am Mittwoch berichtete. Erst vor gut einer Woche hatte ein britisches Kriegsschiff die Taiwanstraße durchquert, "um die Freiheit der Schifffahrt zu demonstrieren".
China hatte die britisch geführte Marineflotte Carrier Strike Group (CSG) gewarnt, keine "unangemessenen Handlungen" vorzunehmen, nachdem sie Anfang des Jahres zum ersten Mal in das Südchinesische Meer einfuhr.
Die Carrier Strike Group unter der Führung des britischen Flugzeugträgers HMS Queen Elizabeth ist seit Ende Mai bereits über 32.000 Seemeilen von Großbritannien nach Japan gefahren. Dort soll an einer zweitägigen Übung auch die HMS Artful teilgenommen haben, ein atomgetriebenes Flotten-U-Boot, das damit seinen ersten Einsatz im asiatisch-pazifischen Raum hatte. Der Flotte gehören Schiffe der US-Marine, der niederländischen Marine und Marines des US Marine Corps sowie Luftstreitkräfte an.
Die Armada soll in den nächsten zwei Wochen mit Schiffen und Flugzeugen aus Australien, Kanada, Japan, Neuseeland und den Vereinigten Staaten im Südchinesischen Meer unterwegs sein. Station gemacht werden soll Berichten zufolge außerdem in Indien und dann im Golf, wo F35-Übungen mit den Luftstreitkräften von Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt werden sollen.
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte in diesem Zusammenhang:
"Die CSG ist ein weiterer Beweis für unser dauerhaftes Engagement für die globale Sicherheit und internationale Bündnisse, vom Indopazifik bis zum Nahen Osten und darüber hinaus. Unser Engagement mit unseren Verbündeten und Partnern wird noch lange nach dem Ende der Besuche und Übungen der CSG fortbestehen, mit der ständigen Stationierung der HMS Tamar und der HMS Spey im Indopazifik und der engen Zusammenarbeit mit unseren Fünf-Mächte-Verteidigungspartnern in aller Welt."
Die Fünf-Mächte-Verteidigungsvereinbarungen (FPDA) sind Verteidigungsabkommen zwischen Singapur, Malaysia, Australien, Neuseeland und dem Vereinigten Königreich, die vor 50 Jahren gegründet wurden. Bis zum 18. Oktober findet eine zweiwöchige Übung namens Bersama Gold 21 statt, unter anderem in Malaysia, Singapur und im Südchinesischen Meer, wie die Webseite Defence Connect meldete.
China beansprucht fast das gesamte 1,3 Millionen Quadratmeilen große Südchinesische Meer als sein Hoheitsgebiet und hat die Anwesenheit ausländischer Kriegsschiffe dort als Ursache für die Spannungen in der Region angeprangert. Entsprechend wird die britisch-geführte Kriegsflotte mit Argwohn verfolgt. So warnte die als regierungsnah geltende Global Times:
"Die Marine der Volksbefreiungsarmee befindet sich in einem hohen Zustand der Kampfbereitschaft. China hat die Fortschritte der Carrier Strike Group, die derzeit auf dem Weg nach Japan durch das Südchinesische Meer fährt, genau beobachtet."
China warf Großbritannien zudem vor, noch immer in der verklärten Kolonialzeit zu leben.
Der britische Außenminister Dominic Raab erklärte in diesem Zusammenhang jüngst vor Abgeordneten, nachdem es zu Diskussionen über ein britisches Kriegsschiff gekommen war, das ein von Russland beanspruchtes Gebiet durchquerte:
"Es ist absolut richtig, dass wir unsere Rechte ausüben und verteidigen, und zwar vom ukrainischen Hoheitsgewässer bis zum Südchinesischen Meer."
Am Wochenende warf das US-Außenministerium China "provokative" Militärmanöver in der Nähe von Taiwan vor, nachdem das taiwanesische Verteidigungsministerium wiederholt Militärflugzeuge der festlandchinesischen Volksbefreiungsarmee (PLA) in der Nähe der von Taipeh kontrollierten Gebiete gemeldet hatte. Vor dem Hintergrund der vermeintlichen Bedrohung durch China hatte Taipeh die USA und Australien aufgefordert, in Sicherheitsfragen mit der Insel zusammenzuarbeiten.
Das chinesische Außenministerium reagierte umgehend mit der Aussage, dass die US-amerikanische Militärhilfe für Taiwan den Frieden und die Stabilität in der Region gefährde. Die Beziehungen zwischen den USA und China hatten sich erheblich verschlechtert, nachdem Bidens Vorgänger, der ehemalige Präsident Donald Trump, einen Handelskrieg gegen Peking begonnen hatte. Die Länder gerieten auch wegen der Anti-Peking-Proteste in Hongkong, Chinas Umgang mit Tibet, der angeblichen Verfolgung von Uiguren in der Region Xinjiang und der militärischen Aktivitäten im Südchinesischen Meer aneinander.
Am Mittwoch führten Jake Sullivan, der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, und der Direktor der Zentralen Kommission für Auswärtige Angelegenheiten Chinas, Yang Jiechi, in Zürich, Schweiz, sechsstündige Gespräche hinter verschlossenen Türen, die laut Vertretern beider Seiten konstruktiv gewesen sein sollen. Noch in diesem Jahr planen die USA und China ein virtuelles Gipfeltreffen zwischen den Staatsoberhäuptern beider Staaten.
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