Hiobsbotschaft für afghanische Friseure: Taliban verbieten Rasieren des Barts aus religiösen Gründen

Die Taliban-Bewegung lässt lokale afghanische Friseure praktisch ohne Broterwerb dastehen. Nun dürfen Friseure in den Provinzen Helmand und Herat sowie in der Hauptstadt Kabul keine Bärte mehr rasieren. Laut den Taliban sei das Rasieren eines Barts unislamisch.

Die in Afghanistan mit Gewalt an die Macht gekommenen Taliban treiben strikte islamische Regeln weiter voran. Nun haben die Taliban den Friseuren in den Provinzen Helmand und Herat verboten, die Bärte ihrer Kunden zu rasieren und bei der Arbeit Musik abzuspielen. Einige Friseure in der Hauptstadt Kabul gaben ebenfalls bekannt, sie dürften keinen einzigen Bart mehr rasieren. Wenn sie gegen dieses Verbot verstießen, würden sie nach den Regeln der Scharia bestraft.

Offenbar wird die neue Regel schon bald in ganz Afghanistan gelten. Für Friseure ist das eine finanzielle Tragödie, da damit ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Berufs praktisch illegal wird. Auch in den Jahren von 1996 bis 2001, als die Taliban erstmals große Teile Afghanistans beherrschten, durften Männer ihre Bärte nicht rasieren.

Nachdem die Taliban Mitte August 2021 in Afghanistan wieder an die Macht gekommen waren, wurde eine Reihe von neuen Vorschriften in verschiedenen Bereichen eingeführt. Frauen dürfen etwa keinen Sport mehr treiben und dürfen nur von Männern getrennt an Universitäten studieren. Zudem müssen afghanische Frauen vollverschleiert sein.

Derzeit steht Afghanistan am Rande einer humanitären Katastrophe. Die UNO warnte davor, dass 14 Millionen Menschen im Land vom Hungertod bedroht seien. Die Vertreter Russlands und Chinas im UN-Sicherheitsrat forderten zur Freigabe von Vermögenswerten der afghanischen Regierung auf, um damit die Bevölkerung zu unterstützen.

Der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, rief zudem die deutsche Bevölkerung zu Spenden auf. Für ihre Einsätze brauche die UNO-Flüchtlingshilfe, der deutsche Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, 410 Millionen US-Dollar. Doch nur 42 Prozent des Bedarfs seien gedeckt, so Ruhenstroth-Bauer. Es gehe dabei nicht nur um Nothilfe, sondern auch um Projekte für Mädchen und um Bildung, sagte er.

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(rt/dpa)