Peking hat Pläne zur Konsolidierung der chinesischen Elektrofahrzeugindustrie vorgestellt, die sich nach Ansicht der Regierung nicht weiterentwickeln kann, da es in dem Markt zu viele Akteure gibt. Chinas Minister für Industrie und Informationstechnologie Xiao Yaqing sagte auf einer Pressekonferenz in Peking:
"Mit Blick auf die Zukunft sollten die Hersteller von Elektrofahrzeugen größer und stärker werden. Im Moment gibt es zu viele Unternehmen auf dem Markt. Die Unternehmen sind meist klein und zersplittert."
Er fügte hinzu, dass die Behörden Fusionen und Umstrukturierungen als Möglichkeiten sehen, um die Branche zum Erfolg zu führen. Xiao hob hervor:
"Die Rolle des Marktes sollte in vollem Umfang genutzt werden und wir ermutigen Fusionen und Umstrukturierungen im Elektrofahrzeugsektor, um die Marktkonzentration weiter zu erhöhen."
Nach der Ankündigung verlor eine Reihe von Aktien chinesischer E-Autohersteller an Wert, wobei Xpeng im Hongkonger Handel 2,3 Prozent und Li Auto 1,4 Prozent einbüßten. Auf dem chinesischen Festland fielen die Wertpapiere von BYD um 1,8 Prozent und BAIC BluePark New Energy Technology um 4,6 Prozent.
Die chinesische Elektroautoindustrie ist mit rund 300 Herstellern eine der größten der Welt, was die Regierung als Überschusskapazität betrachtet. Laut CNBC ist die Zahl der neuen Unternehmen in China, die sich mit "New Energy Vehicles" beschäftigen, im Jahr 2021 um ein Viertel auf insgesamt 321.000 gestiegen. Dies ist das Ergebnis von Subventionen aus Peking mit dem Ziel, die Umweltverschmutzung durch die Umstellung auf sauberere Energiequellen im Automobilsektor zu verringern.
Daten des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie zufolge beliefen sich die staatlichen Subventionen für den Kauf sogenannter Fahrzeuge mit neuer Energie zwischen 2015 und 2020 auf insgesamt 33 Milliarden Yuan (5,1 Milliarden US-Dollar).
Nun aber arbeitet Peking an Maßnahmen zur Eindämmung der aufgeblähten Branche und erwägt Optionen wie die Festlegung einer Mindestauslastung der Produktionskapazitäten, berichtet Bloomberg unter Berufung auf unterrichtete Quellen. Nach Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission lag die durchschnittliche Auslastung der Produktionskapazitäten unter chinesischen Automobilherstellern im vergangenen Jahr bei knapp 53 Prozent. Bill Russo, Gründer und CEO des in Shanghai ansässigen Beratungsunternehmens Automobility, sagte der Nachrichtenagentur:
"Dies war von Anfang an eine Belastung für die lokalen Akteure: Zu viele Unternehmen, die den Markt aufteilen, was die Lieferketten für die Kernkomponenten fragmentiert. Es ist zwingend erforderlich, sich auf einige wenige Schlüsselhersteller und -lieferanten für die Bestandteile eines Elektroautos zu konzentrieren."
Tu Le, ein weiterer Analyst und Gründer des in Peking ansässigen Beratungsunternehmens Sino Auto Insights, meint, dass der aktuelle Schritt der Regierung ein weiterer Weg ist, um die Zahl der Marktteilnehmer zu reduzieren. Laut CNBC erklärte der Experte:
"Wahrscheinlich erkannten sie den Aufbau von Überkapazitäten und zu vieler Marken, die nicht in der Lage sind, mit ihren Produkten auf dem Markt zu konkurrieren. Dies ist auf dem chinesischen Markt in allen Sektoren häufig der Fall und führt zu einem Wettlauf nach unten, bei dem die Unternehmen ausschließlich über den Preis konkurrieren. Das belastet den gesamten Sektor."
Tu wies zudem darauf hin, dass Chinas wichtigste EV-Unternehmen Nio, Xpeng Li Auto und BYD von Konsolidierungspraktiken profitieren könnten, "da sie potenzielle Konkurrenten ausschalten und es den Unternehmen ermöglichen, ein Team oder eine Technologie zur Verbesserung ihrer Produkte zu erwerben".
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