Asien

Thailand: Polizeichef einer Wache ließ Dealer mit Plastiktüten ersticken

Vielen Thailandreisenden ist durchaus bewusst, dass man mit der örtlichen Polizei nicht spaßen sollte, denn Korruption soll dort stark verbreitet sein. Das zeigt der Fall des aktuell flüchtigen Polizeichefs der Polizeistation im Verwaltungsdistrikt Mueang der Provinz Nakhon Sawan, der einen Drogenhändler erpresste und ersticken ließ.
Thailand: Polizeichef einer Wache ließ Dealer mit Plastiktüten erstickenQuelle: AFP © MADAREE TOHLALA / AFP

Das jüngste Opfer von unzulässiger Polizeigewalt in Thailand wurde 24 Jahre alt. Chiraphong Thanaphiphat wurde aufgrund des Besitzes von 100.000 Ecstasy-Tabletten verhaftet und auf der Wache von dem Polizeichef Thitisan Utthanaphon sowie sechs weiteren Beamten zu Tode gefoltert. Durch ein geleaktes Video, das von der Sicherheitskamera des Polizeipostens stammt, wird die menschenverachtende Tat dokumentiert.

Neun Minuten lang kämpfte der junge Dealer dort um sein Leben, nachdem ihm aufgrund der Aufforderung des unter dem Spitznamen "Joe Ferrari" bekannten Polizeichef mehrere Plastiktüten über den Kopf gestülpt und festgezogen wurden. Während des Todeskampfes versuchten die Polizisten noch, dem Mann Handschellen anzulegen, und schlagen auf ihn ein. Zuvor wurden Drohungen ausgesprochen, und es wurde versucht, von ihm für seine Freilassung eine Million Baht abzupressen. Da das Opfer einwilligte, verlangten die Beamten daraufhin den doppelten Betrag.

Erst als Chiraphong Thanaphiphat tot am Boden liegt, beugen sich die Polizisten ratlos über ihn und versuchen erfolglos, ihn wiederzubeleben. Die bereits am 5. August erfolgte Tat sollte dann noch von dem nun polizeilich gesuchten Inspektor möglichst vertuscht werden. Er forderte seine Untergebenen auf, als Todesursache eine Überdosis Drogen anzugeben. Dem zuständigen Krankenhaus wurde mitgeteilt, der Dealer wäre vor einer Razzia geflohen und während des Fluchtversuches gestürzt, wobei er das Bewusstsein verloren hätte.

Die ebenfalls verhaftete Freundin des jungen Mannes wurde aufgrund ihrer Beteuerungen, von dem Vorfall nichts zu verraten, von einem Nachwuchspolizisten freigelassen, der auch für die Weitergabe der verstörenden Aufnahmen an einen Anwalt verantwortlich ist. Diesen bat er aus Angst vor der eigenen Ermordung darum, den Polizeichef des Landes persönlich zu unterrichten und seinen korrupten Vorgesetzten schnellstmöglich zu verhaften.

Fünf Beteiligte sind bereits festgenommen worden, doch der jetzt per Haftbefehl gesuchte Polizeichef Thitisan Utthanaphon befindet sich bereits noch auf der Flucht – drei Tage, bevor das Video am Dienstag auf Social-Media-Plattformen veröffentlicht wurde. Man geht derzeit von insgesamt 13 Polizeibeamten aus, die in den Fall verwickelt sein sollen.

Bei einer Durchsuchung des luxuriösen Anwesens von "Joe Ferrari" in Bangkok stießen die thailändischen Beamten auf eine große Sammlung importierter Sport- und Luxuskarossen. Das Haus soll einen Wert von umgerechnet über 1,5 Millionen Euro haben, die 29 Autos einen Wert von knapp 2,6 Millionen Euro – und dies alles bei einem Monatsgehalt von circa 1.100 Euro.

Laut Bangkok Post sei die Einwanderungspolizei an allen Grenzkontrollstellen alarmiert worden, da der Verdächtige möglicherweise versucht habe, aus dem Land zu fliehen. Dies sagte der Leiter der Einwanderungsbehörde Generalleutnant Sompong Chingduang. "Die Einwanderungspolizei bittet nun um die Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitsbehörden, um die Patrouillen entlang der Grenzen und auf dem Meer zu verstärken, da sie befürchtet, dass der Verdächtige versuchen könnte, sich über einen Waldweg oder auf dem Seeweg davonzuschleichen." Auch stünde man laut Polizeiangaben im Gespräch mit den Nachbarländern, wo man hoffe, im Zusammenwirken den Flüchtigen aufzufinden, sollte er bereits das Land trotz nun geschlossenen Grenzen verlassen haben.

Dieser jüngste Fall schwer kriminell agierender Polizisten in Thailand facht die Diskussion über die Zustände der Sicherheitsbehörden in diesem Land erneut an und rückt die Gewaltbereitschaft korrupter Polizisten in den Vordergrund. Erst im Februar sorgte der Fall eines betrunkenen Polizeibeamten auf der Insel Ko Phuket für einen mächtigen Skandal, nachdem dieser vor einer Diskothek seine Waffe zog und blindlinks einige Schüsse abfeuerte. Ein unbeteiligter Suppenverkäufer wurde in den Bauch getroffen und am Boden liegend noch von dem volltrunkenen Polizisten getreten. Auch hier gab es Aufnahmen, die für einen breiten Aufschrei der Entrüstung sorgten.

Thailands oberster Ombudsmann sagte bereits früher, die thailändische Polizei sei die korrupteste Behörde des Landes – basierend auf Tausenden von Beschwerden, die bei seinem Büro eingereicht wurden. Der Leiter der Abteilung für interne Angelegenheiten, Polizeigeneral Suchart Theerasawat, ermahnte aufgrund des aktuellen Vorfalls alle 200.000 Polizisten des Landes, dass jede Handlung Konsequenzen habe.

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