Asien

Kabul: Gespräche zwischen Taliban-Führern und Spitzenpolitikern der Ex-Staatsmacht

In der afghanischen Hauptstadt Kabul fanden am Mittwoch hochrangige Gespräche zwischen Vertretern der Taliban und mehreren einflussreichen Politikern der bisherigen Staatsmacht statt. Am Vortag war eine Delegation von Mitgliedern des Politischen Büros der Taliban im Land eingetroffen.
Kabul: Gespräche zwischen Taliban-Führern und Spitzenpolitikern der Ex-StaatsmachtQuelle: Reuters © ABDULLAH ABDULLAH/FACEBOOK

Laut afghanischen Medienberichten hat sich am Mittwoch in Kabul eine hochrangige Delegation der Taliban mit prominenten Politikern der untergegangenen Islamischen Republik Afghanistan getroffen, darunter auch mit einem früheren Präsidenten, Hamid Karzai. Auf der Seite der Taliban führte Anas Haqqani die Gespräche. Er ist der Sohn des bekannten Mudschahedin-Kommandeurs und Gründers des sogenannten Haqqani-Netzwerkes Dschalaluddin Haqqani, der sich im Jahr 1995 den Taliban anschloss. Sein anderer Sohn Siradschuddin Haqqani gilt als Anführer des Netzwerkes und ist ein stellvertretender Anführer der Taliban. Die Taliban trafen sich auch mit Abdullah Abdullah, der in den 1990er Jahren als enger Vertrauensmann des Anti-Taliban-Kämpfers Ahmad Schah Massoud galt und später als Außenminister, Premierminister und Vorsitzender des Hohen Rats für Nationale Versöhnung diente.

Abdullah bestätigte auf Twitter die Gespräche. Ihm zufolge tauschten sich die Parteien über die Sicherheit der afghanischen Bürger sowohl in der Hauptstadt als auch in den übrigen Gebieten aus. Auch besprachen sie die "Einheit und Zusammenarbeit für die Zukunft des Landes". Abdullah habe die Taliban-Delegation gebeten, die Sicherheit und den Schutz des Lebens sowie die Würde des Volkes zu priorisieren. Der erfahrene Politiker habe seine Position bekräftigt, dass er ein unabhängiges und einheitliches Afghanistan auf der Grundlage des Rechts und der Gerechtigkeit unterstütze. Die Geschichte zeige, dass es bei Abwesenheit von sozialer Gerechtigkeit unmöglich sei, die Sicherheit zu gewährleisten und die nationale Einheit zu stärken.

Laut einem Sprecher des früheren afghanischen Präsidenten Karzai, der das Land zwischen 2001 und 2014 regierte, handele es sich bei den Gesprächen um Vorbereitungen für Verhandlungen mit dem politischen Anführer der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, schrieb die Agentur Associated Press.

An dem Treffen nahm auch der Sprecher des Oberhauses des afghanischen Parlaments Fasal Haid Muslimyar teil.

Der Taliban-Anführer Haqqani habe den Teilnehmern der Beratung versichert, dass die Taliban hart arbeiten werden, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten und bat dabei um die Unterstützung der politischen Anführer.

Wie der afghanische Sender ToloNews berichtete, hatte zuvor ein Mitglied des Politischen Büros der Taliban erklärt, dass der stellvertretende Anführer der Taliban Mullah Abdul Ghani Baradar und acht weitere hochrangige Taliban-Vertreter am Dienstag von Katar aus nach Afghanistan eingereist seien. Zugleich erklärte der Sprecher, dass die Taliban niemanden mehr als Feind ansehen würden.

Derweil rechtfertigte der ehemalige Präsident Aschraf Ghani in einer Videobotschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten seine Flucht aus Kabul. Wäre er geblieben, wäre es zu einem Blutbad in Kabul gekommen, sagte er. Sein Sicherheitsteam habe ihn überredet, das Land zu verlassen. Er bestritt Vorwürfe, dass er mit einer großen Menge Bargeld geflohen sei.

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