Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Sicherheitslage in Afghanistan haben die ehemaligen Sowjetrepubliken Russland, Tadschikistan und Usbekistan am 5. August trilaterale Militärmanöver gestartet. Diese finden auf dem tadschikischen Schießplatz Charb-Maidon nahe der afghanischen Grenze statt, mehr als 2.500 Armeeangehörige und rund 500 schwere Militärgeräte sind daran beteiligt. Die Übungen werden bis zum 10. August dauern.
Die russische Seite ist bei den Übungen hauptsächlich mit dem Kontingent des 201. Militärstützpunktes in Tadschikistan vertreten. Dabei handelt es sich unter anderem um Artillerie- und Panzereinheiten. An den Manövern sind außerdem ABC-Truppen, Einheiten für die elektronische Kampfführung und Sondereinsatzkommandos des russischen Wehrkreises "Zentrum" beteiligt.
Bei der Eröffnungszeremonie hat der stellvertretende Befehlshaber der Truppen des russischen Wehrkreises "Zentrum", Jewgeni Poplawski, gesagt, dass es in der modernen Welt zunehmend militärische Bedrohungen gebe. Die Lage spitze sich ständig zu und werde weniger vorhersagbar. Mit diesen Manövern wolle man die Kampferfahrungen der Teilnehmer prüfen und gemeinsame Herangehensweisen für die Kampfführung erarbeiten.
"Das Hauptziel der Übungen ist es, die militärische Partnerschaft und die enge Zusammenwirkung zwischen den Streitkräften unserer Länder zu stärken sowie das hohe Niveau der Gefechtsausbildung und den starken Kampfgeist unserer Truppen unter Beweis zu stellen."
Zuvor hatte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu angesichts der Lage in Afghanistan entsprechende Maßnahmen angekündigt. So setze man die Ausbildung qualifizierter tadschikischer Militärkader fort. Außerdem seien zusätzliche unentgeltliche Lieferungen russischer Waffen und Militärgeräte zur Bewaffnung der tadschikischen Armee organisiert worden. Schoigu betonte, dass "Russland seinen tadschikischen Freunden jede erforderliche Unterstützung" leisten werde.
Die Sicherheitslage in Afghanistan spitzte sich deutlich zu, nachdem sich die USA gegen einen weiteren Verbleib in dem Land entschieden hatten. Auch die NATO beschloss im April das Ende ihres Militäreinsatzes in Afghanistan. Danach begannen die islamistischen Taliban eine Offensive und nahmen zahlreiche Bezirke unter eigene Kontrolle.
Der NATO-Einsatz am Hindukusch hatte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf Drängen der USA begonnen, um dem vermeintlich von Afghanistan ausgehenden Terrorismus ein Ende zu bereiten. Von August 2003 bis Dezember 2014 führte das Bündnis die Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) in dem asiatischen Land. Diese bestand in Spitzenzeiten aus mehr als 130.000 Soldaten und war oft auch in Kämpfe der afghanischen Regierungstruppen gegen die Taliban einbezogen. Im Jahr 2015 folgte der Einsatz "Resolute Support" zur Ausbildung, Beratung und Unterstützung der nationalen Sicherheitskräfte. Die Bundesrepublik gehörte bis zuletzt zu den wichtigsten Truppenstellern. Die letzten deutschen Soldaten kehrten infolge der Abzugsentscheidung am 30. Juni in die Heimat zurück.
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