Asien

Siegesparade in Baku: Erdoğan provoziert Iran mit Gedicht über Grenzfluss Aras

Bei der Militärparade in Baku trug Erdoğan ein Gedicht vor, das die Aufteilung des "historischen Aserbaidschans" auf Iran und Aserbaidschan beklagt. Der Grund für die Feier war der jüngste Sieg über Armenien. Nun bestellte Iran den türkischen Botschafter ein.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist nach Aserbaidschan gereist, um mit Aserbaidschans Präsidenten Ilcham Alijew den Sieg über Armenien in Bergkarabach zu feiern. Die beiden Präsidenten nahmen dort gemeinsam eine Siegesparade ihrer Truppen ab. Bei der Militärparade trug Erdoğan ein Gedicht vor, in dem die Aufteilung des historischen Aserbaidschans auf Iran und die Republik Aserbaidschan beklagt wird. "Sie trennten den Fluss Aras und füllten ihn mit Steinen und Stangen. Ich werde nicht von dir getrennt sein. Sie haben uns gewaltsam getrennt", so hieß es im Gedicht. Während seiner Rede erwähnte der türkische Präsident zudem zwei Orte, Arg-e-Täbris und den Berg Sabalan, der in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan liegt. 

Nun meldete sich der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif zu Wort, um "Erdoğans Fehler" beim Vortragen dieses Gedicht zu korrigieren: "Erdoğan wurde nicht darüber informiert, dass Gedicht, das er in Baku schlecht rezitierte, sich auf die gewaltsame Trennung von Gebieten nördlich des Aras vom iranischen Mutterland bezieht. Wusste er nicht, dass er damit die Souveränität der Republik Aserbaidschan untergrub?"

Der Aras ist ein Grenzfluss zwischen der Republik Aserbaidschan und den Provinzen Ardabil und Ost-Aserbaidschan in Iran. Der Fluss symbolisiert für die aserbaidschanischen Separatisten in Iran die Trennung des iranischen Aserbaidschans von der Republik Aserbaidschan. Ultranationalisten in der Republik Aserbaidschan bezeichnen die Aseri-Provinzen Irans als "Südaserbaidschan", das mit den nordischen Gebieten – also dem Staat Aserbaidschan – vereint werden soll. Ab 1813 musste Persien infolge der Russisch-Persischen Grenzkriege im Kaukasus die ehemaligen persischen Provinzen Arrān und Schirwan an die siegreichen Russen abtreten.  

Erdogans Gedicht löste Empörung in den sozialen Medien Irans aus, und viele iranische Nutzer warnten vor den Ambitionen des türkischen Oberhaupts und den Gefahren seines "Neoosmanismus" für die territoriale Integrität Irans. Der ehemalige iranische Verkehrsminister Abbas Akhondi veröffentlichte auf seinem Twitter-Account ein Video von der Militärparade in Baku, in deren Hintergrund Militärmusik der Osmanen zu hören ist. Die Janitscharenmusik wird heute vorwiegend von türkischen Nationalisten mit Bezug auf die "glorreichen Zeit des Osmanischen Reiches" politisch verwendet. 

Akhondi schrieb, dass die Republik Aserbaidschan dem regionalen Expansionismus der Türkei folge. Dies beweise die Ausrichtung der regionalen Expansionspolitik der Türkei, die von Aserbaidschan unterstützt und von Israel mitgestaltet und vorgeplant werde. 

Mittlerweile berief das iranische Außenministerium den türkischen Botschafter in Teheran zu einem Gespräch ein, um sich offiziell über die Bemerkungen Erdoğans bei der Militärparade in Baku zu beschweren. Said Chatibsadeh, Sprecher des iranischen Außenministeriums, sagte am Freitag, der Generaldirektor für eurasische Angelegenheiten des Ministeriums habe den "scharfen Protest" der Islamischen Republik zum Ausdruck gebracht und eine "sofortige Erklärung" der Regierung in Ankara gefordert.

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