Asien

"Freier und offener Indopazifik": Japan und Vietnam planen Rüstungsabkommen

Japan möchte mit Vietnam ein Abkommen über Rüstungsexporte schließen, um die militärische und wirtschaftliche Kooperation beider Länder voranzutreiben. Der Deal unterstreicht zugleich auch die Strategie, eine einheitliche Front gegen die Volksrepublik China zu bilden.
"Freier und offener Indopazifik": Japan und Vietnam planen RüstungsabkommenQuelle: Reuters

Bei seiner ersten Auslandsreise seit Amtsantritt erzielte Japans neuer Premierminister Yoshihide Suga überraschend eine Einigung mit seinem vietnamesischen Amtskollegen Nguyễn Xuân Phúc, wodurch die militärische und wirtschaftliche Kooperation beider Länder gestärkt werden soll. Der Deal soll insbesondere Japan ermöglichen, Rüstungsgüter und technologisches Know-how nach Vietnam zu exportieren. Suga knüpft mit dem Abkommen an die Strategie eines "Freien und offenen Indopazifiks" (FOIP) an, die bereits sein Vorgänger, Shinzō Abe, als ausschlaggebend für die Eindämmung einer zunehmenden Bedrohung durch China verstand. Beide Staaten – sowie zahlreiche andere in der Region – sehen sich in einer andauernden Kraftprobe gegenüber China bezüglich territorialer Ansprüche im südchinesischen Meer.

Die Schaffung einer japanisch-vietnamesischen Allianz lässt sich im Hinblick auf die politische Ausrichtung beider Staaten als eher ungewöhnlich bezeichnen. Japan wird seit 1956 – bis auf kürzere Unterbrechungen – von der rechtskonservativen Liberaldemokratischen Partei (LDP) regiert. Vietnam hingegen wird seit seiner Wiedervereinigung 1975 kommunistisch regiert. Ebenso erschwerte Tokios Vergangenheit als regionale Kolonialmacht, was auch Vietnam betraf, bislang eine Annäherung. Mit der geplanten Unterzeichnung des Abkommens signalisieren beide Staaten, dass sie vor dem Hintergrund des wachsenden Einflusses der Volksrepublik China in der Region gewillt sind, ihre Differenzen vorerst hintanzustellen. Beide Premierminister betonen, dass die Umsetzung eines freien und offenen Indopazifiks notwendig sei, um die Sicherheit in der Region zu garantieren. 

Vietnam ist entscheidend für die Verwirklichung unserer Vision vom freien und offenen Indopazifik. Japan als indopazifische Nation wird weiterhin zum Frieden und zur Stabilität in dieser Region beitragen. 

Der vietnamesische Premierminister unterstrich die Wichtigkeit eines freien Indopazifiks und ließ seinen japanischen Amtskollegen wissen, dass Vietnam es zu schätzen wisse, "dass Japan, eine der führenden Mächte der Welt, sich aktiv um die Wahrung von Frieden und Stabilität in der Region und in der Welt bemühe."

Japan und Vietnam befinden sich beide in dem Dilemma, dass China ihr größter Handelspartner ist. Des Weiteren sind die territorialen Streitigkeiten beider Staaten mit China hinderlich bei der Nutzung wichtiger Ressourcen im südchinesischen Meer. Außerdem zog das wirtschaftliche Kräftemessen zwischen den USA und China sowohl Japan als auch Vietnam in Mitleidenschaft. Suga betonte deshalb, dass Japan die "Diversifizierung von Lieferketten fördern" werde, um die wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu reduzieren. Zugleich betonte der Premier im Hinblick auf die Ansprüche Chinas, dass es wichtig sei, "sich nicht auf Gewalt oder Drohungen zu verlassen, sondern auf eine friedliche Lösung auf der Grundlage des Völkerrechts hinzuarbeiten."

Insgesamt deutet Sugas Besuch in Vietnam darauf hin, dass seine Regierung die Ambitionen vom Vorgänger Abe für Südostasien vorantreiben wird. Angesichts einer Vielzahl gemeinsamer Interessen zwischen Tokio und Hanoi scheint eine engere Kooperation beider Staaten durchaus realistisch zu sein. Das nächste Reiseziel Sugas ist Indonesien, wo er am 20. Oktober eintreffen soll. Auch Indonesien bemüht sich um mehr Sicherheit und Kooperation im indopazifischen Raum, jedoch mit anderen Ansätzen. Es gilt daher abzuwarten, ob auch zwischen Indonesien und Japan eine umfangreichere Kooperation bezüglich des indopazifischen Raums zustande kommen kann. 

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