Südkoreanische Kirchen wegen Missachtung von Corona-Beschränkungen der Regierung unter Kritik

Die konservativen christlichen Kirchen in Südkorea sehen sich mit einer Gegenreaktion von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens konfrontiert, weil sie sich den Anordnungen der Regierung widersetzten, die darauf abzielen, die Ausbreitung der Corona-Infektion zu verhindern.

Mindestens ein Drittel der 4.500 COVID-19-Fälle, die in den vergangenen drei Wochen im Großraum Seoul bestätigt wurden, sollen Personen sein, die am 15. August an einer Anti-Regierungs-Kundgebung teilnahmen – dem größten Cluster des Landes seit Monaten.

Rund 650 Kirchenmitglieder und 7.700 Demonstranten vermieden nach Angaben der Behörden ab Dienstag die Tests oder verweigerten sie. Mehr als 300 Kirchengemeinden sollen gegen das Verbot von persönlichen Zusammenkünften verstoßen haben.

Die Sarang-Jeil-Kirche, die im Zentrum des jüngsten Ausbruchs stand, und andere Kirchen wurden von etablierten christlichen Persönlichkeiten und Abgeordneten der konservativen Opposition kritisiert, weil sie Falschnachrichten verbreiteten und öffentliche Mittel ausnutzten.

Joo Ho-young, Vorsitzender der wichtigsten Oppositionspartei, der Mirae-tonghap-Partei, erklärte:

Diese radikalen Gruppen unterscheiden sich von uns.

Mitglieder der südkoreanischen Kirchen beharren darauf, dass sie nie die Absicht hatten, die Bemühungen der Regierung um eine Eindämmung des Ausbruchs zu stören. Die Kirchenbewegung wird von Pfarrer Jun Kwang-hoon angeführt, dem Gründer der Sarang-Jeil-Kirche. Er gilt als ein ausgesprochener Kritiker der südkoreanischen Regierung.

Am Montag wurde Pfarrer Jun wegen seiner Teilnahme an der Kundgebung vom 15. August erneut inhaftiert. Zuvor wurde er im April gegen Kaution aus der Haft entlassen, die er aufgrund eines Verstoßes gegen die Wahlgesetze Anfang dieses Jahres absaß.

Viele Menschen, die Teil anderer Kirchengemeinden sind, unterstützten Jun. Laut Park Yoon-sik, einem hochrangigen Mitglied von Sarang-Jeil, sind es mehr als 4.000 Menschen.

Jun behauptet, seine Kirche werde aus politischen Gründen zum Sündenbock gemacht und betont, dass Südkorea zu einem totalitären Land degeneriere.

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