Geschichte prägt: Auch Guaidó-Anhänger wünschen keine US-Intervention in Venezuela
Die US-Regierung und andere Regierungen, die - gleich Washington - darauf beharren, unbedingt vermeintliche Hilfslieferungen vorzuführen, um den selbst ernannten Interimspräsidenten Guaidó als Erlöser und vollwertigen neuen Befehlsführer in Caracas zu legitimieren, betonen dabei meist besonders, es gehe selbstverständlich um die "Menschen in Venezuela" und darum, die Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen.
Vizepräsident Mike Pence beteuerte gegenüber Juan Guaidó: "Wir sind zu 100 Prozent bei Ihnen." Auch die bekannte Haltung der Trump-Administration: "alle Optionen liegen auf dem Tisch" bekräftigte Pence nochmals öffentlich.
Aber wollen Venezolaner eigentlich gerettet werden, und wenn ja wie? Abgesehen von dem nicht unerheblichen Teil der venezolanischen Bevölkerung, die hinter dem rechtmäßigen Präsidenten Nicolás Maduro steht, sehen selbst Anhänger von Guaidó die Absichten der US-Regierung kritisch.
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Nachdem ein Hilfslaster an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela bei Zusammenstößen zwischen Opposition und venezolanischen Sicherheitskräften in Flammen aufgegangen war und auch das Militär nicht, wie erhofft, zu Guaidó übergelaufen ist, wird die Frage lauter, warum die Venezolaner noch nicht überzeugt sind, während doch außenstehende Beobachter so sicher sind zu wissen, was gut ist für das Volk in Venezuela.
Das Politikmagazin The New Republic hat im Gegensatz zur US-Regierung einfach mal die Venezolaner gefragt. Auch jene, die sich beispielsweise in Kolumbien aufhalten, einen Präsidenten Juan Guaidó wünschen und damit im Fokus der Retter aus Washington stehen.
Zwar würden einige befragte Venezolaner laut New Republic humanitäre Hilfe nicht ablehnen. Mit der derzeitigen Regierung in Caracas werden Mangel und Hyperinflation assoziiert. Dafür ist jedoch nicht unerheblich auch die Sanktionspolitik der USA mit verantwortlich, und vielleicht deshalb erhoffen sich wohl einige von einer Präsidentschaft Guaidós wirtschaftliche Verbesserungen und wohl auch weniger Spannungen.
In Lateinamerika gab es bekanntlich bereits zahlreiche blutige Umstürze und US-Interventionen. Die schwerwiegenden Folgen für die Gesellschaft und Entwicklungen der Länder dauern bis heute an. Und auch bei denen hatte sich regelhaft gezeigt, dass die jeweiligen Entscheidungsträger in Washington - anders als oft behauptet - keineswegs von humanitären oder anderen noblen Motiven geleitet waren.
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Das "Wohl des Volkes" hat bei den Interventionen und Installationen US-freundlicher Regierungen in früheren Jahrzehnten, wie auf Cuba, in Chile, Brasilien, El Salvador, Guatemala, Panama noch nie das Handeln der USA und der einheimischen Eliten geleitet und war erst recht nicht das Ergebnis von US-Politik.
Daher sind die Antworten selbst von Betroffenen, die sich ausdrücklich hinter den selbst ernannten Präsidenten Guaidó stellen, nicht völlig überraschend.
Eine 50-jährige Kolumbianerin in der Grenzregion zu Venezuela meint, sie und andere Befürworter Guaidós wollen einfach nur den Rücktritt Maduros und nur das, aber keine Intervention:
Eine Intervention, das ist nicht etwas, was wir wollen. Es darf nicht passieren, weil viele Menschen sterben werden. Mehr Tote, mehr Elend."
Der 24-jährige Venezolaner Ricar Leon sagte auf Nachfrage
Ich stimme nicht damit überein, dass das, was wir in Venezuela selbst versuchen können, ein anderes Land in Ordnung bringen will. Wir können das mit unserem neuen Präsidenten machen."
Zudem betonte Leon, dass auch er den Absichten amerikanischer Politiker nicht traue.
Wenn die Vereinigten Staaten nach Venezuela kommen", sagte er, "werden sie versuchen, es im Sinne der Vereinigten Staaten zu richten, nicht für uns. Nicht für die Menschenrechte."
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