Lateinamerika

Nach Anschlag auf Präsident Maduro: Venezuela verlangt Auslieferung mutmaßlicher Attentäter

Nach dem Drohnen-Attentat auf Präsident Maduro sind die venezolanischen Behörden mit der Aufklärung des Falls vorangekommen. Inzwischen wurden 19 mutmaßliche Mittäter ermittelt. Caracas wirft Kolumbien vor, in den Anschlag verwickelt zu sein.
Nach Anschlag auf Präsident Maduro: Venezuela verlangt Auslieferung mutmaßlicher Attentäter Quelle: Reuters © Reuters

von Maria Müller

"Am Samstag töten wir den Präsidenten!" riefen die Teilnehmer eines Vorbereitungstreffens für das Attentat dem bekannten US-Fernsehjournalisten Jaime Bayly zu. Er sei von Freunden dazu eingeladen worden, erklärte Bayley am 6. August ganz ungeniert in seinem Programm in Miami vor laufenden Kameras:

Meine Quellen haben mich eingeladen und ich ging hin. Sie sagten, wir bringen den Präsidenten um, und ich sagte, dann mal los!

Bayly bot sogar an, noch eine Drohne zu kaufen. In der Gruppe soll es Militärs und Polizisten geben, einige davon seien noch in Venezuela, so der Journalist.Er kündigte an: "Es wird noch mehr Attentate geben!" Außerdem deutete er an, dass die US-Regierung die "Rebellengruppen" logistisch und technisch unterstütze. 

Bei der Feier zum Gründungstag der Nationalgarde am vierten August in Caracas flogen zwei mit Sprengstoff beladene Drohnen auf den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro zu. Doch dem Sicherheitsapparat der Polizei gelang es rechtzeitig, die Funksignale der Drohnen zu blockieren. Eines der Geräte explodierte, als es ein Gebäude rammte, das andere flog über das Ziel hinaus. Sieben Personenschützer des Präsidenten wurden verletzt.

Schon nach zehn Minuten hatten Sicherheitskräfte zwei Personen mit einem Steuerungsgerät für Drohnen festgenommen, etwas später dann zwei weitere mutmaßliche Täter. Das schnelle Zugreifen kam durch Hinweise aus der Bevölkerung zustande.

Das nahegelegene Gebäude des Unternehmerzentrums "Zypressen" soll der Ausgangspunkt des Attentates gewesen sein. Dort startete eine Tätergruppe die erste Drohne vom zehnten Stockwerk aus, eine zweite folgte kurz danach.

Inzwischen sind 19 Mittäter identifiziert, davon wurden 11 im Laufe der Woche verhaftet. Einige Hintermänner sollen in Kolumbien und den USA leben. Venezuela beantragte inzwischen offiziell deren Auslieferung. Dem beteiligten Personenkreis soll 50 Millionen US-Dollar sowie Zuflucht in den USA angeboten worden sein.

Das Geständnis eines Mittäters

Ein Großteil der Informationen über die Vorbereitungen der Tat und dem daran beteiligten Personenkreis stammt von einem der kurz danach festgenommenen Mittäter. Es handelt sich um Juan Carlos Monasterios alias “Bons”, einem im Jahr 2013 aus der Armee ausgetretenen Offizier. Er bewegte sich seitdem in den konspirativen Zusammenhängen einer terroristischen Szene in Venezuela und Kolumbien.

Wenige Stunden nach seiner Verhaftung sprach er freimütig vor einer Videokamera über die Details des Attentats und seine früheren Kontakte zu Juan Caguaripano, der in Venezuela einen bewaffneten Überfall auf das "Fort Paramacay" im August 2017 anführte, bei dem acht Soldaten ums Leben kamen. Bei den Überfällen hatten sich die Attentäter mit Uniformen getarnt, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um eine militärische Erhebung.

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Monasterios berichtete in dem Video von seinen Reisen nach Kolumbien in ein Trainingscamp. Dabei habe ihm ein hoher Beamter der kolumbianischen Einwanderungsbehörde namens Mauricio Giménez jedes Mal persönlich beim Grenzübertritt geholfen, da ihm die nötigen Papiere fehlten. Der Kontakt sei durch den venezolanischen Abgeordneten Juan Requesens entstanden, der sich seinerseits auf den Oppositionsführer Julio Borges bezog. Der Verhaftete nannte zahlreiche Namen und Alias-Bezeichnungen aus diesen Zusammenhängen, die im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Venezuela operieren. Die Kontakte reichen seinen Angaben zufolge in die Zeit des ersten Putschversuchs gegen den damaligen Präsidenten Hugo Chavez im Jahr 2002 zurück.

Laut der Aussage von Monasterios hätte die Tätergruppe schließlich vor knapp einem Monat die in Einzelteile zerlegten Drohnen im Flugzeug nach Venezuela einführen können. Bei einem vorherigen Versuch sei sie nicht durchgekommen, weswegen das zu einem früheren Zeitpunkt geplante Attentat verschoben werden musste. Man hätte sich in zwei verschiedenen Hotels in Caracas eingemietet. Auf einem Foto des Geständnis-Videos sieht man einige Personen beim Zusammenbauen einer Drohne.

Das Attentat wurde von langer Hand vorbereitet. Laut Geständnis von Monasterios absolvierten er und andere Beteiligte in einem der Trainingslager in Kolumbien die technische Ausbildung für die Tat. Das Camp befinde sich in dem Department Chinácota Norte de Santender, inmitten eines Landgutes namens Atalanta. Maduro hatte bereits im Februar des Jahres auf diese Trainingslager in Kolumbien hingewiesen und davor gewarnt, dass dort False Flag-Aktionen als Vorwand für eine militärische Intervention gegen Venezuela vorbereitet würden.

Ein nicht unwesentliches Detail: Vier Tage nach dem Attentat reiste die bei der Amtseinführung des kolumbianischen Präsidenten Ivan Duque anwesende Vertreterin der USA bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, in das gleiche Department, um "die Situation an der Grenze persönlich kennenzulernen".

Venezuela verlangt von Kolumbien und den USA Auslieferung

Am vergangenen Mittwoch erklärte der Generalstaatsanwalt Venezuelas, Tarek William Saab, dass sich die finanziellen Sponsoren dieser Operation in Kolumbien und den USA aufhalten. Er nannte die Namen Raider Russo und Oswaldo García, ein Ex-Offizier der Nationalgarde, wohnhaft in Kolumbien. Des Weiteren nannte er Osman Delgado, der sich in den USA befindet.

Insgesamt habe man 19 Personen aus der Tätergruppe identifiziert. Am Mittwoch wurde der Abgeordnete Juan Requesens verhaftet. Am Donnerstag bestätigte der Präsident des Obersten Gerichtshofs dessen Untersuchungshaft. Es bestünden genügend Gründe, um ein Strafverfahren einzuleiten. Ebenfalls am Donnerstag gab es an der Grenze zu Kolumbien sechs neue Festnahmen.

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Der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza sowie Staatsanwalt Tarek Saab besuchten am Donnerstag den Vertreter der kolumbianischen Botschaft Augusto Blanco. Sie informierten ihn über die bisherigen Ermittlungsergebnisse im Fall des nach Kolumbien geflüchteten venezolanischen Senators Julio Borges und begründeten ein Auslieferungsgesuch. Hinsichtlich der weiteren Beschuldigten fordert Venezuela von Kolumbien ebenfalls Auslieferungen.

Arreaza und Saab sprachen auch mit dem Wirtschaftsvertreter James Story in der US-Botschaft über Osman Delgado Taboski, der aus Miami die Tat geplant und angeleitet haben soll. Venezuela beantragte ebenfalls dessen Auslieferung. 

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