Lateinamerika hofft auf China: Wo bitte geht's zur Seidenstraße?
von Maria Müller
Der chinesische Außenminister Wang Yi nahm am Treffen der Staaten Lateinamerikas und der Karibik (CELAC) teil, das am 22. Januar in Chile stattfand. Anschließend besuchte er noch Uruguay. Die Mitglieder der zweiten Ministerkonferenz des Forums beschlossen eine verstärkte Teilnahme am ehrgeizigen globalen Entwicklungsprojekt des asiatischen Riesen.
Ganz Lateinamerika sucht den Anschluss an das chinesische Programm mit dem traditionsbewussten Namen "Handelszone Seidenstraße". Präsident Xi Jinping hatte das auch als "One Belt One Road Initiative" bezeichnete Projekt im Jahr 2013 aus der Taufe gehoben und weckt auf diese Weise auch im Süden Amerikas Hoffnungen auf eine bessere Zukunft.
Wenn man die Dynamik der Handelsströme des südostasiatischen Raums betrachtet, ist es nur logisch, dass der Seeweg der Seidenstraße bis nach Lateinamerika reicht,"
erklärte Außenminister Wang Yi vor der 2. Ministerkonferenz des Forums China-Celac am 22. Januar in Santiago de Chile. An dem Treffen nahmen außer diplomatischen Vertretern der Teilnehmerländer auch 500 chinesische, lateinamerikanische und karibische Unternehmen teil.
Summe regionaler Entwicklungszentren
Worin aber besteht konkret das Projekt "Handelszone Seidenstraße"? Zu erkennen ist bislang eine lange Kette regionaler Entwicklungszentren, die entlang der historischen Handelswege zwischen China, dem Nahen Osten und Europa angesiedelt sind. Die damit verbundenen Verkehrslinien erweitern sich jedoch und schließen auch Teile Afrikas und des arabischen Raums mit ein. Die Dynamik des Wirtschaftsaustauschs zwischen den beteiligten Regionen und mit China soll zu einem für alle Involvierten gewinnbringenden Wachstum führen.
Das Vorgehen lehnt sich an die Wechselwirkung von Theorie und Praxis an, zwischen vereinbarten Plänen und deren schrittweisen realen Umsetzungsbemühungen in den jeweiligen Ländern und Regionen.
Die Initiative hat sich in den fünf Jahren ihres Bestehens graduell entwickelt, vom Konzept zur Aktion, von der Vision zur Realität",
erinnerte Wang vor dem Forum in Santiago. Und er ergänzte:
Als Entwicklungsregionen wünschen China und Lateinamerika, dass ihre Nationen wachsen und ihre Bevölkerungen glücklich leben können.
Auf dem Forum einigten sich alle Beteiligten auf die baldige Unterschrift unter ein Memorandum über den gemeinsamen Aufbau der "Handelszone Seidenstraße" im karibischen und südamerikanischen Raum.
Chile und Argentinien machen Weg frei für Devisenaustausch
Nach den Angaben des chinesischen Handelsministeriums erreichte der Austausch zwischen China und Lateinamerika im vergangenen Jahr 233,76 Milliarden US-Dollar. Das bedeutet ein Wachstum von 18,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. China ist heute der wichtigste Handelspartner Brasiliens, Chiles, Perus und Uruguays und zweitwichtigster Partner zahlreicher weiterer Länder der Region.
Peking unterzeichnete zudem mit mehreren Staaten Lateinamerikas und der Karibik Verträge über einen Devisenaustauch mit der chinesischen Währung. Banken in Argentinien und Chile ermöglichen diese Form der finanziellen Zusammenarbeit. Brasilien und sechs weitere Länder der Region sind bereits jetzt Mitglieder der Asiatischen Investitionsbank für Infrastrukturprojekte (AIIB).
Das Forum hat auch einen gemeinsamen Entwicklungsplan 2019-2021 erstellt. China will die Zusammenarbeit mit den Ländern des Kontinents in den Bereichen Wirtschaft, Infrastuktur, Innovation, Wissenschaft und Technik erweitern. Gewünscht wird ein breiteres industrielles Exportsortiment der Partner. Auch das Ausbilden von Fachkräften gehört dazu.
Eine Freundschaft ist nur mit dem Herzen in der Hand von Dauer",
zitierte Wang ein altes chinesisches Sprichwort und spielte damit auf die gegenseitige materielle Hilfe an. Das Wissen und das Bild von der Handelszone sollen in der Öffentlichkeit positiv dargestellt und vertieft werden. In Bereichen wie Kultur, Technik, Tourismus und Erziehung empfiehlt Wang, enger zusammenzuarbeiten. Insgesamt müssten die Völker entlang der Seidenstraße die Hauptgewinner sein.
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Uruguay soll Eingangstor für Seidenstraße in Lateinamerika werden
Mit seinem Besuch am 24. Januar in Uruguay brachte Wang Yi das Vertrauen Chinas in die politische Stabilität des Landes zum Ausdruck. Sie sei eine Grundlage für dessen künftige Rolle als logistischer Eckpfeiler für die Handelslinie, erklärte er auf einer Pressekonferenz in Montevideo.
Uruguay will nicht länger der Hinterhof Südamerikas sein. Wir wollen zum Eingangstor unseres Kontinents für die Seidenstraße werden",
wünscht sich Uruguays Präsident Tabaré Vázques schon seit seinem Besuch in China 2016. Damit trifft er auf waches Interesse. Wang begrüßte den Vorschlag Uruguays, zum zentralen Umschlagplatz im Bereich der Überseeschifffahrt des Südatlantiks zu werden.
Uruguay ist ein langjähriger Exporteur von Nahrungsmitteln in die Volksrepublik China, dem Hauptabnehmer seiner landwirtschaftlichen Produktion. Immerhin rund ein Drittel des Exports, vor allem Rindfleisch, Soja und Cellulose, gehen nach Asien. Nach den Plänen der Regierung soll die Produktion weiter gesteigert werden. Allerdings ist das Land noch weit von einem vielfältigen industriellen Export entfernt.
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China will Zonen dieses Erdballs miteinander verbinden, die zum größten Teil aus Entwicklungsländern bestehen. Oft ist die Volksrepublik die einzige Weltmacht, die dazu bereit ist, große Projekte in armen Ländern zu finanzieren. Pekings Wirtschaftspolitik weitet in der Folge auch seinen politischen Einfluss aus. Gleichzeitig ist Chinas Vorgehen von politischer Zurückhaltung gekennzeichnet. Das Nichteinmischen in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ist ein starkes Prinzip seiner Politik.
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