
Mehr als 100 Tote seit September: Bilanz der US-Attacken auf mutmaßliche Drogenboote aus Südamerika

Seit dem 2. September greifen die US-Streitkräfte immer wieder Boote, vor allem nahe der venezolanischen Küste in der Karibik, aber auch manchmal im östlichen Pazifik, an. Inzwischen handelt es sich laut Schätzungen der Medien um mehr als 20 Kleinschiffe, die nach Darstellung der US-Regierung Rauschmittel nach Nordamerika befördert haben sollen. Medienberichten zufolge beläuft sich die Zahl der getöteten Bootsinsassen auf 103. Zur Bilanz der seit etwa dreieinhalb Monaten andauernden Angriffe gehören auch zwei Überlebende und ein Vermisster.

Das Vorgehen der USA beunruhigt sowohl mehrere lateinamerikanische Staaten als auch internationale Organisationen, zumal Washington bislang keinen einzigen handfesten Beweis für seine Behauptung vorgelegt hat, wonach es sich bei den Opfern um Drogenhändler handeln soll. Selbst im US-Kongress überwiegt die Ablehnung gegen solche Raketenangriffe auf Zivilisten.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump argumentiert, dass der Militäreinsatz in internationalen Gewässern stattfinde und auf dem "internationalen Kriegsrecht" basiere, da der Republikaner die Drogenschmuggler zu ausländischen Terrororganisationen erklärt habe. Über die tödlichen Attacken auf mutmaßliche Drogenboote berichten gewöhnlich Trump selbst, sein Kriegsminister Pete Hegseth oder das Südliche Kommando der USA (SOUTHCOM).
Kaum Informationen
Die US-Regierung bezeichnet solche Angriffe als "tödliche kinetische Attacken" und begründet sie mit der Notwendigkeit, den Strom von Rauschmitteln über die Karibik und den Pazifik in die USA zu stoppen. Diese US-Vorgehensweise bei der Drogenbekämpfung wird von Kolumbien, Brasilien und Mexiko abgelehnt. Obwohl die Zahl der Todesopfer laut öffentlich zugänglichen Quellen inzwischen die Marke von 100 überschritten hat, sind die Namen der Verdächtigen bislang offiziell nicht bekannt.
Darüber hinaus fehlen Informationen über Anklagen gegen diese Personen oder rechtliche Verfahren, die die Raketenangriffe gegen sie ermöglicht haben. Mehr noch: Die US-Behörden haben nicht einmal die Koordinaten der versenkten Kleinschiffe bekannt gegeben. Auch die Menge der Rauschmittel, die die Boote transportiert haben sollen, bleibt ungewiss.
Seit dem Beginn der US-Operation bezeichnet Kolumbiens Präsident Gustavo Petro solche US-Angriffe vor der südamerikanischen Küste als "Mord". Er habe bereits seinen Anwalt Dan Kovalik damit beauftragt, die Familie des getöteten kolumbianischen Fischers Alejandro Carranza rechtlich zu verteidigen, so der linke Politiker. Die UNO sieht im Vorgehen der USA eine "Verletzung des Völkerrechts" und wirft der Regierung in Washington "außergerichtliche Hinrichtungen" vor.
Diese Kritik hat die USA jedoch bisher von ihrem Plan nicht abbringen können. Erst am Donnerstag hat das SOUTHCOM die Versenkung zweier weiterer Boote im Pazifik und den Tod von insgesamt fünf mutmaßlichen "Drogenterroristen" gemeldet.
On Dec. 18, at the direction of @SecWar Pete Hegseth, Joint Task Force Southern Spear conducted lethal kinetic strikes on two vessels operated by Designated Terrorist Organizations in international waters. Intelligence confirmed that the vessels were transiting along known… pic.twitter.com/CcCyOgYRto
— U.S. Southern Command (@Southcom) December 19, 2025
Skandal wegen Tötung von Überlebenden
In der Kontroverse um das US-Vorgehen vor der südamerikanischen Küste wird mittlerweile Admiral Frank Mitchell Bradley erwähnt, der seit dem 3. Oktober 2025 das Kommando für Spezialoperationen der USA (SOCOM) befehligt. Medienberichten zufolge sei er für den ersten Raketenangriff auf ein mutmaßliches Drogenboot zuständig gewesen. Bei dem ohnehin umstrittenen Einsatz vom 2. September habe Bradley den Befehl erhalten, das getroffene Kleinschiff wiederholt anzugreifen, nachdem das US-Militär festgestellt habe, dass es Überlebende gebe.
US-Kriegsminister Hegseth versprach diese Woche vor dem Repräsentantenhaus, das ungeschnittene Video des fraglichen Raketenangriffs freizugeben, um den Einsatz zu rechtfertigen. Gleichzeitig kündigte der Minister an, dass die Aufnahme nicht für die Presse bestimmt sei, da sie nicht für das breite Publikum geeignet sei.
Seit August 2025 ist die US-Navy in der Nähe der venezolanischen Küste mit mehreren Kriegsschiffen präsent. In der Region sind darüber hinaus bis zu 15.000 US-Soldaten zusammengezogen worden. Als Grund für dieses Aufgebot, das erst später den Codenamen "Südlicher Speer" bekommen hat, geben die USA den Kampf gegen den Drogenschmuggel nach Nordamerika an. Die Regierung in Washington beschuldigt den venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro, hinter dem Drogenschmuggel zu stehen. Für seine Festnahme ist ein Kopfgeld in Höhe von 50 Millionen US-Dollar ausgesetzt. US-Präsident Donald Trump schließt zudem Bodeneinsätze im südamerikanischen Land und anderen Staaten der Region nicht aus. Maduro bestreitet jede persönliche Beteiligung am Drogenhandel. Seine Regierung vermutet hinter den US-Aktivitäten in der Karibik den Wunsch, einen Staatsstreich in Caracas herbeizuführen. Auch Russland sieht in dem angeblichen Antidrogeneinsatz der USA ein Mittel, Venezuela politisch, militärisch und psychologisch unter Druck zu setzen.
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