
Venezuela: Trump-Regierung verschärft Öl-Sanktionen und nimmt Tanker ins Visier

Von Ricardo Vaz
Das US-Finanzministerium hat neue Sanktionen gegen die venezolanische Ölindustrie verhängt. Damit will die Trump-Regierung die wichtigste Einnahmequelle des karibischen Landes abschneiden.
Am Donnerstag setzte das Amt für die Kontrolle ausländischer Vermögenswerte (OFAC) des US-Finanzministeriums sechs Reedereien auf die schwarze Liste, weil sie angeblich venezolanisches Rohöl transportiert haben. Das OFAC identifizierte auch sechs Tanker, einen von jedem sanktionierten Unternehmen, als gesperrtes Eigentum.
"Die heutigen Maßnahmen richten sich auch gegen den venezolanischen Ölsektor, der weiterhin das illegitime Regime von Maduro finanziert", erklärte das Finanzministerium in einer Pressemitteilung.

Die jüngsten Zwangsmaßnahmen der Trump-Regierung markieren eine Eskalation ihrer Bemühungen, die venezolanische Ölindustrie ins Visier zu nehmen. Während seiner ersten Amtszeit führte Trump eine "Maximaldruck"-Kampagne ein, die finanzielle Sanktionen, ein Exportembargo und sekundäre Sanktionen gegen den venezolanischen Ölsektor umfasste.
In seiner zweiten Amtszeit entzog das Weiße Haus Chevron die Lizenz zur Förderung und zum Export von Rohöl aus seinen Projekten in Venezuela, bevor es im Mai eine neue, begrenzte Ausnahmegenehmigung erteilte.
Die jüngsten Sanktionen erfolgen vor dem Hintergrund eines großangelegten militärischen Aufmarsches der USA und tödlicher Operationen in der Karibik im Rahmen einer selbst erklärten Anti-Drogen-Mission. Berichte von Fachbehörden widersprechen jedoch den Vorwürfen des Weißen Hauses, Caracas betreibe "Drogenterrorismus".
Trump hat wiederholt mit Angriffen auf angebliche Drogenziele auf venezolanischem Territorium gedroht. Analysten und Politiker argumentieren, dass das eigentliche Ziel Washingtons jedoch ein Regime Change ist, um die Kontrolle über die venezolanischen Rohstoffe zu erlangen.
Am Mittwoch leitete die US-Küstenwache die Beschlagnahmung eines Öltankers, der venezolanisches Rohöl transportierte. Die "Skipper", die 2021 vom US-Finanzministerium wegen des Verdachts auf Transport von iranischem Rohöl auf die schwarze Liste gesetzt worden war, wurde in internationalen Gewässern unter US-Kontrolle gebracht. Sie transportierte schätzungsweise 1,6 Millionen Barrel Rohöl.
Caracas verurteilte die Aktion als "internationale Piraterie" und kündigte an, sie vor internationalen Instanzen anzuzeigen.
US-Beamte teilten Reuters mit, dass in naher Zukunft weitere Beschlagnahmungen zu erwarten seien. Der ehemalige Berater der Biden-Regierung, Juan González, brachte die Möglichkeit einer Seeblockade gegen das südamerikanische Land ins Spiel.
Washingtons Aktion stieß auf breite Ablehnung. Die US-amerikanische Anti-Kriegs-Organisation Code Pink bezeichnete sie als "Piraterie des 21. Jahrhunderts". Die American Association of Jurists veröffentlichte ebenfalls eine Erklärung, in der sie die Maßnahmen der USA als illegal und als Verstoß gegen das Völkerrecht verurteilte.
Die US-Behörden hatten bereits 2020 iranischen Treibstoff für Venezuela beschlagnahmt. Im vergangenen November blockierte ein US-Kriegsschiff den Weg eines russischen Tankers und zwang ihn zu einer Kehrtwende, bevor er schließlich sein Ziel im Osten Venezuelas erreichte.
Zu den Zwangsmaßnahmen vom Donnerstag gehörten auch individuelle Sanktionen gegen Ramón Carretero, Carlos Malpica, Efrain Campo und Franqui Flores.
Carretero, ein panamaischer Staatsbürger, wurde wegen seiner angeblichen Beteiligung am Verkauf von venezolanischem Öl ins Visier genommen. Malpica, Campo und Flores sind Neffen der Ehefrau von Präsident Nicolás Maduro und Parlamentsabgeordneten, Cilia Flores.
Die sanktionierten Unternehmen und Personen müssen mit der Einfrierung von Vermögenswerten in den USA rechnen, während US-Personen und -Unternehmen jegliche Geschäfte mit ihnen verboten sind.
Inmitten der jüngsten Drohungen und Eskalationsmaßnahmen der USA hat der venezolanische Ölsektor ein stabiles Produktionsniveau aufrechterhalten.
Nach Angaben der OPEC lag die Produktion im November bei 934.000 Barrel pro Tag (bpd) und damit leicht unter den 961.000 bpd im Oktober, gemessen anhand sekundärer Quellen. Die venezolanische Ölindustrie erholte sich 2020 von ihrem jahrzehntelangen Tiefstand, schaffte es jedoch nicht, die Schwelle von einer Million bpd zu überschreiten.
Die jüngste Beschlagnahmung eines Tankers dürfte die Öleinnahmen Venezuelas durch höhere Transport- und Versicherungskosten beeinträchtigen. Der venezolanische Erdölkonzern PDVSA ist gezwungen, sich auf Zwischenhändler zu verlassen und erhebliche Preisnachlässe zu gewähren, um Rohöl auf den internationalen Märkten zu platzieren.
Aus dem Englischen übersetzt von Olga Espín
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