Lateinamerika

US-Armee bereitet sich darauf vor, in Venezuela interne Probleme der USA zu lösen

Die USA verstärken ihre Militärpräsenz im karibischen Raum und führen Kampfübungen in der Nähe der venezolanischen Grenze durch. Obwohl US-Präsident Trump bestreitet, dass Angriffe auf Caracas geplant sind, deuten die militärischen Vorbereitungen auf das Gegenteil hin. Experten zufolge ist die Wahrscheinlichkeit eines Konflikts sehr hoch – Washington plant, damit eine Reihe innenpolitischer Probleme zu lösen.
US-Armee bereitet sich darauf vor, in Venezuela interne Probleme der USA zu lösenQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Nikola Vilic

Von Andrei Restschikow

Unter dem Vorwand der "Bekämpfung des Drogenhandels" verstärken die USA weiterhin ihre Militärpräsenz in der Karibik und im östlichen Pazifik, indem sie Kriegsschiffe, Militärflugzeuge und Tausende Soldaten vor der Küste Venezuelas stationieren. Nach Angaben von The Washington Post beläuft sich die geschätzte Stärke des US-Militärkontingents auf 16.000 Mann.

Die eingesetzte US-Militärgruppe besteht aus acht Schiffen, einem Atom-U-Boot und einem Sondertypschiff. Ebenfalls im Einsatz sind Luftfahrzeuge, darunter der strategische Bomber B-52, Aufklärungsflugzeuge und ein Kampfflugzeug F-35 der fünften Generation. In Kürze werden auch der größte Flugzeugträger der US-Marine, die USS Gerald R. Ford, und fünf Begleitschiffe von Europa aus die Küste Venezuelas erreichen.

Auch wenn US-Präsident Donald Trump die Absicht eines Angriffs auf Venezuela bestreitet, verstärken das Ausmaß und die Komplexität der Verlegung von US-Streitkräften die Spekulationen darüber, dass Washington tatsächlich Vorbereitungen für mögliche Angriffe trifft. Darüber hinaus ermächtigte der Chef des Weißen Hauses letzte Woche die CIA, Aktivoperationen gegen die venezolanische Regierung durchzuführen.

Am Freitag beschuldigte der Präsident der lateinamerikanischen Republik, Nicolás Maduro, die USA, eine Lügengeschichte über Drogenkartelle erfunden zu haben, um einen Angriff auf das Land zu rechtfertigen und einen Regimewechsel zu erzwingen. In Caracas wird die Verstärkung der US-Militärpräsenz in der Nähe von Venezuela verurteilt und als Provokation und Vorbereitung von Sabotageakten gegen Nicolás Maduro bezeichnet.

Wie die offizielle Vertreterin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf ihrem Telegram-Kanal schreibt, sind "die Amerikaner etwas zu weit gegangen", um das Problem des Drogenhandels zu lösen. "Denn die Wurzel des Drogenproblems in den USA liegt in den USA selbst", meint die Diplomatin.

Maria Sacharowa verwies auf Daten der UN-Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, wonach "der Drogenmarkt in den USA in den letzten 16 Jahren zu einem der am schnellsten wachsenden der Welt geworden ist". "An erster Stelle stehen Methamphetamin und Cannabis. Dank der liberalen Ultras sind die Vereinigten Staaten tief in das verstrickt, was allgemein als "Opioid-Epidemie" bezeichnet wird", präzisierte sie.

Ihr zufolge "liegt die Quelle und Hauptursache dieser Epidemie nicht in Caracas, sondern in Washington", da amerikanische Ärzte, "die durch Verträge mit Pharmaunternehmen gebunden sind, es vorziehen, ihren Patienten keine Medikamente, sondern verschreibungspflichtige Schmerzmittel – Opioide – zu verschreiben, wodurch sie die Nation von legalen Drogen abhängig machen". Darüber hinaus wurden im US-Kongress zwei Gesetzesentwürfe eingereicht, die den Zugang der Bevölkerung zu Drogen erleichtern sollen, und "wenn sie verabschiedet werden, wird der Drogenmarkt in den USA genauso frei reguliert werden wie der Alkoholmarkt".

"Wenn das Pentagon tatsächlich gegen die Drogenproblematik vorgehen möchte, sollte es den Kampf in San Francisco, Los Angeles und New York beginnen, oder – was noch besser wäre – die Lobbyisten und die großen Pharmaunternehmen ins Visier nehmen. Allerdings würden 16.000 Soldaten dafür sicherlich nicht ausreichen", schreibt Maria Sacharowa.

Nach Ansicht von Experten könnte ein "begrenzter, siegreicher Krieg" gegen Venezuela unter dem Deckmantel der Bekämpfung des Drogenhandels nicht nur Auswirkungen auf die politische Krise in den USA haben, sondern Trump auch ermöglichen, in Caracas ein freundlich gesinntes politisches Regime zu etablieren und die vollständige Kontrolle über die enormen Ölvorkommen dieses Landes zu erlangen.

Rafael Orduchanjan, Politologe, Amerikanist und Doktor der Politikwissenschaften, ist der Meinung:

"Für den US-Präsidenten ist der Krieg eine Fortsetzung der innenpolitischen Krise. Trump steht unter enormem Druck vonseiten der US-Opposition. Leider ist er der Meinung, dass ein 'kleiner, siegreicher Krieg' absolut alle Fehltritte und Versäumnisse seiner Regierung ausgleichen kann."

Trumps Misserfolg bei seinem Besuch in China habe noch zusätzliches Öl ins Feuer gegossen. Deshalb müsse der Chef des Weißen Hauses "die Aufmerksamkeit von der Sabotage durch Richter, vom beispiellosen Shutdown" und vielen anderen Problemen ablenken. Der Politologe fügt hinzu:

"Wenn man die außenpolitischen Misserfolge und die völlige Uneinigkeit innerhalb der USA zusammenzählt, ist die Gefahr, dass ein solcher 'kleiner Krieg' ausbricht, sehr hoch."

Dem Experten zufolge stellen die Äußerungen zur Bekämpfung des Drogenhandels lediglich einen Vorwand dar. Orduchanjan erläutert:

"Über kriminelle Strukturen in Venezuela werden maximal 8 Prozent der gesamten in die USA eingeführten Drogen geliefert. Der Großteil der Lieferungen erfolgt aus Mexiko und Kolumbien, aber Trump macht Venezuela zum Ziel."

Nach Ansicht des Amerikanisten geht es Donald Trump nicht nur darum, Nicolás Maduro zu stürzen, sondern er hat auch "die weltweit größten nachgewiesenen Ölvorkommen im Blick, über die Venezuela verfügt und für deren Verarbeitung Dutzende von Ölraffinerien an der amerikanischen Küste ausgerichtet sind". Es gibt jedoch auch andere Meinungen dazu.

Der Amerikanist Malek Dudakow sagt dazu:

"Die Ursache für die Konfrontation geht weit über das Bestreben hinaus, Zugang zu venezolanischem Öl zu gewinnen. Dieser Faktor spielt sicherlich eine Rolle, aber wenn die US-Amerikaner dies wirklich wollten, hätten sie sich mit Nicolás Maduro geeinigt. Bereits zu Zeiten des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden erhielten US-Unternehmen Lizenzen für die Ölförderung in Venezuela. Daher sind die Gründe hauptsächlich ideologischer Natur. Hinter all dem steht US-Außenminister Marco Rubio, der ein eifriger 'Falke' ist, was Kuba und Venezuela angeht."

Der Politologe argumentiert:

"Derzeit befindet sich das Weiße Haus in einer Pattsituation. Einerseits hoffte man dort, dass diese 'psychologische Operation' in Verbindung mit der Verstärkung der Militärressourcen in der Karibik zu einem Machtwechsel in Caracas führen würde, jedoch kam es dort nicht zu einer innenpolitischen Spaltung. Nun muss man entweder zurückweichen oder versuchen, Ziele auf dem Territorium Venezuelas anzugreifen. Wenn es jedoch zu einer Unterbrechung der Ölversorgung auf dem Weltmarkt kommt, wird sich dies auch auf die Preise innerhalb der USA auswirken."

Dabei weiß niemand genau, wie stabil das militärisch-politische System Venezuelas ist. Dudakow meint:

"Möglicherweise werden die Raketenangriffe zu keinem Ergebnis führen. In diesem Fall würden die USA endgültig ihr Gesicht verlieren, wie im Falle Irans, wo die Raketenangriffe nicht zu einem Machtwechsel und zur Beseitigung des Atomprogramms geführt haben. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es in Venezuela zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Und für Trumps Rating wäre dies eine ernsthafte Herausforderung."

Aus Sicht von Rafael Orduchanjan seien lediglich Russland und China in der Lage, Trumps Pläne in Bezug auf Venezuela zu beeinflussen, indem sie ihre Position zur Unzulässigkeit einer militärischen Intervention klar zum Ausdruck bringen. Er betont:

"Alles deutet darauf hin, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das militärische Abenteuer gegen Venezuela beginnt. Moskau und Peking sollten eine gemeinsame Taktik und Strategie entwickeln und die USA in ihrem 'Hinterhof' mit politischen und medialen Mitteln bekämpfen."

Der Politologe erinnerte daran, dass Russland seinerzeit Kuba faktisch "allein mit den USA gelassen" habe und dieser Fehler nicht wiederholt werden dürfe.

Orduchanjan resümiert:

"Dies könnte aber nicht nur in gemeinsamen Erklärungen mit Peking zum Ausdruck kommen, sondern auch durch das Auftauchen eines russischen U-Boots in neutralen Gewässern in der Nähe der Küste Venezuelas sowie durch die Präsenz mehrerer chinesischer Kriegsschiffe. Die Flaggendemonstration hätte eine enorme informative und ideologische Wirkung auf ganz Lateinamerika. Darüber hinaus könnte dies die Verhandlungsposition Russlands in der Ukraine-Krise stärken und vor allem einen blutigen Krieg in Venezuela verhindern."

Übersetzt aus dem Russischen.

Der Artikel ist am 1. November 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung Wsgljad erschienen.

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