Lateinamerika

Mexiko: Weiteres Vernichtungslager der Drogenkartelle entdeckt

Dass Drogenkartelle in Mexiko im großen Stil entführen und morden, ist länger bekannt. Diese Woche erregte die Entdeckung eines regelrechten Todeslagers, in dem für die Mafia "rekrutierte" Jugendliche gehalten und getötet wurden, Aufsehen. In Europa blieb die Nachricht fast unbemerkt.
Mexiko: Weiteres Vernichtungslager der Drogenkartelle entdecktQuelle: www.globallookpress.com © Luis Barron/Global Look Press/Keystone Press Agency

Von Oleg Jassinski

Eine der Nachrichten der letzten Tage, die fast überall auf der Welt unbemerkt blieb, war die Entdeckung eines weiteren Massengrabes in Mexiko, die ein Schlaglicht auf die Lage in dem lateinamerikanischen Land wirft.

Vor einigen Tagen entdeckten Menschenrechtsaktivisten nur eine Autostunde entfernt von der Touristenstadt Guadalajara, der Hauptstadt des Bundesstaates Jalisco, die als Geburtsort des Tequila weltberühmt ist, ein Todeslager eines Drogenkartells auf der Ranch Izaguirre. Auf dem Anwesen wurden verkohlte menschliche Überreste, persönliche Gegenstände, darunter mehr als 200 Paar Schuhe, und lange Listen von Opfern gefunden, die – der eigenen Namen beraubt – darin unter Spitznamen geführt wurden.

Die Ranch Izaguirre war ein Rekrutierungszentrum für arme, arbeitslose Jugendliche, die dem Kartell "Jalisco Nueva Generación" ("Neue Generation von Jalisco") dienen sollten. Die getäuschten jungen Männer und Frauen wurden zu Sklaven und willenlosen Vollstreckern der KZ-Leitung gemacht. Die Ranch wurde zu einem Zentrum der Folter, des Mordes, der Vergewaltigung, der Pädophilie, der Zerstückelung und des Verschwindenlassens von Leichen. Zu letzterem Zweck gab es, wie es sich für ein Todeslager gehört, ein Krematorium.

In Mexiko zählt man aktuell etwa 120.000 "Vermisste", die verkohlten Gebeine der "Neuen Generation von Jalisco" auf der Ranch Izaguirre stehen für einen nur kleinen Teil der Vermisstenfälle. Wie viele genau auf der Todesranch ermordet wurden, wird noch gezählt. El Pais berichtet, dass bislang die Gebeine – vielfach nur kleine Knochensplitter – von über 1.000 Menschen identifiziert wurden. Ein Zwischenstand, die Ermittler und Gerichtsmediziner stehen ganz am Anfang.

Presse und Fernsehen sind es gewohnt, die Drogenkartelle zur Hauptursache des Übels zu erklären. In Wahrheit sind die Kartelle nicht die Ursache, sondern Folge und ein unvermeidbares Element des modernen peripheren Kapitalismus. Die Kartelle sind seine effizientesten und kostengünstigsten Organisationen, die ohne Bürokratie und ohne Demagogie über das Gemeinwohl richten. Ihre Existenz dient als Rechtfertigung für staatliche Repression, die die Korruption, auf der das System beruht, perfekt deckt. Das Ziel der lateinamerikanischen Drogenkartelle ist es, den wachsenden und immer anspruchsvolleren Markt der "zivilisierten Welt" mit "Qualitätsprodukten" zu sättigen. Dabei ist es kein Geheimnis, dass sie alle von den USA aus gesteuert werden, wo der Löwenanteil des Profits und ein idealer Grund für militärische Interventionen in diesen Ländern verbleibt.

Armen Jugendlichen aus armen Familien wird die Rolle von Zahlen in Regierungsberichten und Spitznamen auf KZ-Listen zugewiesen. Und die demokratische Weltpresse kann den gelangweilten Normalbürger von Zeit zu Zeit mit schrecklichen Details unterhalten und ihn daran erinnern, dass in seinem eigenen Leben nicht alles schlimm ist.

Oleg Jassinski (englische Transliteration: Yasinsky), ein aus der Ukraine stammender Journalist, lebt überwiegend in Chile und schreibt für "RT Español" sowie unabhängige lateinamerikanische Medien wie "Pressenza.com" und "Desinformemonos.org". Man kann ihm auch auf seinem Telegram-Kanal folgen.

Mehr zum ThemaKein Ausweg aus dem Drogenkrieg in Mexiko? Nicht ohne sozialen Wandel

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.