Lateinamerika

Streit um Essequibo: Guyana und Venezuela wollen den aufgeflammten Territorialkonflikt entschärfen

Mit einer Volksabstimmung bekräftigte Venezuela seinen Anspruch auf einen großen Teil des Staatsgebietes von Guyana, der ehemals britischen Kolonie am Ostzipfel Südamerikas. Nun wollen die Staatsoberhäupter Guyanas und Venezuelas zusammenkommen, um den erneut aufgeflammten Konflikt zu entschärfen.
Streit um Essequibo: Guyana und Venezuela wollen den aufgeflammten Territorialkonflikt entschärfenQuelle: AFP © Keno George

Die Staatsoberhäupter Guyanas und Venezuelas haben sich am Donnerstag über ein baldiges Treffen auf Regierungsebene geeinigt, um den seit Langem schwelenden Territorialstreit zu entschärfen. Der Grenzkonflikt war neuerlich eskaliert, nachdem die Venezolaner in einem Referendum zwei Drittel des kleineren Nachbarlandes für sich beansprucht hatten.

Auf Drängen der regionalen Partner vereinbarten der guyanische Präsident Irfaan Ali und der venezolanische Präsident Nicolás Maduro ein Treffen auf dem internationalen Flughafen Argyle auf der östlichen Karibikinsel Saint Vincent. Die Premierminister von Barbados, Dominica und Trinidad und Tobago erklärten, dass sie ebenfalls teilnehmen würden. Das Ziel des Treffens ist es, die Spannungen abzubauen, die im Zusammenhang mit dem umstrittenen Gebiet Essequibo, einer riesigen Grenzregion, die einen Großteil des Territoriums von Guyana ausmacht, erneut aufgeflammt waren.

Es blieb unklar, ob die Sitzung zu einer Einigung oder gar zu einer Beruhigung des Grenzstreits führen wird. Der Präsident Guyanas hat wiederholt erklärt, dass ausschließlich der Internationale Gerichtshof in den Niederlanden den Streit lösen könne. "Wir sind in dieser Angelegenheit fest entschlossen, und sie wird nicht zur Diskussion stehen", schrieb Ali am Dienstag auf X, zuvor Twitter.

In den vergangenen Jahren erweiterte sich der Territorialkonflikt allerdings um eine zusätzliche Komponente. Die Region Essequibo ist nicht nur reich an Gold und Diamanten, sondern im Jahr 2015 erhielt der US-Energiekonzern ExxonMobil eine Konzession für Ölexplorationen vor der Küste Guyanas. Wenig später wurde dann ein reichhaltiges Ölfeld entdeckt, das in die Gewässer vor Essequibo hineinreicht, auf die Venezuela Gebietsansprüche erhebt. Der US-Konzern betreibt bereits mehr als ein Dutzend Offshore-Ölfelder, die zu Guyana gehören. Eines davon hat einen geschätzten Wert von mehr als 40 Milliarden US-Dollar. Als Venezuela 2008 das Ölgeschäft verstaatlichte, orientierten sich Exxon und Shell, die bereits seit Jahren Erkundungserlaubnisse praktisch ungenutzt gelassen hatten, plötzlich nach Guyana um.

Der Ölriese ExxonMobil erklärte am Donnerstag, dass er die Produktion im Offshore-Gebiet von Guyana trotz der Eskalation eines Territorialstreits mit dem benachbarten Venezuela, das diese ölreiche Region für sich beansprucht, weiter steigern werde.

In einem Brief an Ralph Everard Gonsalves, den Premierminister des Inselstaats Saint Vincent, erklärte Maduro kürzlich, dass die 1899 gezogene Grenze "das Ergebnis eines Plans" zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich gewesen sei. Außerdem hieß es, der Streit müsse "in einer für beide Parteien akzeptablen Angelegenheit gütlich beigelegt werden".

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