Lateinamerika

Brasilien nimmt Kampf gegen Ärztemangel in armen und entlegenen Ortschaften wieder auf

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat ein Medizinprogramm neu gestartet, um gegen den Ärztemangel in entlegenen Gebieten des größten südamerikanischen Landes vorzugehen. Die Initiative soll 96 Millionen Bürgern eine Medizinversorgung ermöglichen.
Brasilien nimmt Kampf gegen Ärztemangel in armen und entlegenen Ortschaften wieder aufQuelle: AFP © TARSO SARRAF

Am Montag hat Brasiliens Regierung das von der früheren linken Präsidentin Dilma Rousseff ins Leben gerufene und später vom ehemaligen rechten Staatschef Jair Bolsonaro vernachlässigte Programm Mais Médicos (Mehr Ärzte) neu gestartet. Bei einer Veranstaltung in der Präsidentenresidenz Palácio do Planalto in Brasília kündigte der jetzige linke Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva zusätzliche Mittel für diese Initiative an, indem er sie als "außerordentlichen Erfolg" bezeichnete. Es sei für die medizinische Versorgung von Bewohnern in Elendsvierteln, entlegenen Gemeinden in Amazonien sowie kleinen und mittleren Städten im Binnenland essenziell gewesen, betonte Lula da Silva.

Gesundheit sei keine Ausgabe, denn es gebe keine größere Investition, als ein Leben zu retten, schrieb der linke Politiker auf Twitter.

Das neu gestartete Programm heißt nun offiziell Mais Médicos para o Brasil (Mehr Ärzte für Brasilien) und soll 96 Millionen Bürgern (fast der Hälfe der Bevölkerung) eine medizinische Versorgung ermöglichen. Zu diesem Zweck soll das im Rahmen der Initiative beschäftigte medizinische Personal von 13.000 auf 28.000 mehr als verdoppelt werden. Derzeit sind dafür zwar 18.000 Stellen vorgesehen, 5.000 davon bleiben allerdings unbesetzt, da viele Fachkräfte kein Interesse an der Arbeit in entlegenen Regionen des großen Landes haben.

Nach dem Plan der Regierung werden die am Programm teilnehmenden Ärzte einen vierjährigen Vertrag unterscheiben, der danach um dieselbe Frist verlängert werden kann. Dafür werden sie eine Reihe von Vergünstigungen erhalten. Allein in diesem Jahr sollen für die Initiative 712 Millionen Real (126,6 Millionen Euro) aus dem Haushalt ausgegeben werden.

Bolsonaro gegen Kuba

Das Programm Mais Médicos war von rechten Politikern, insbesondere von Bolsonaro und seinen Anhängern, scharf kritisiert worden. Der schwerste Vorwurf lautete, dass die Initiative im Rahmen der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPAS) Tausende Ärzte aus dem Ausland, viele davon aus Kuba, beschäftigte. Der frühere Präsident hinterfragte oft die Professionalität der kubanischen Fachkräfte und behauptete, dass mit dem sozialen Programm die kommunistische Führung in Havanna finanziert werde. Bolsonaro warf der kubanischen Regierung vor, den Großteil der Arzthonorare für sich zu behalten.

Noch vor seinem Amtsantritt im Januar 2019 kündigte Bolsonaro als gewählter Staatschef an, dass er die Arbeit der kubanischen Ärzte in Brasilien unter gewisse Bedingungen stellen werde. Dies veranlasste den Karibikstaat dazu, aus dem Programm auszusteigen und 11.000 Fachkräfte, die damals im Land tätig waren, zurückzubeordern. Laut Medien blieben einige kubanische Ärzte dennoch in Brasilien, da Bolsonaros Regierung sie wieder einstellte. Zwar wollte der rechte Politiker das Programm mit einer eigenen Initiative ersetzen, diese nahm jedoch keine Gestalt an. Auch Rousseffs ursprüngliches Programm aus dem Jahr 2013 wurde nie aufgehoben.

Lula da Silva setzt auf Fachkräfte aus Brasilien

In seiner Ankündigung zum Neustart von Mais Médicos am Montag sagte Lula da Silva, dass seine Regierung in Brasilien ausgebildete Ärzte bevorteilen werde. Bei Bedarf werde man aber auch im Ausland ausgebildete Brasilianer oder Ausländer einstellen. Das Wichtigste sei nicht die Nationalität der Ärzte, sondern die des Patienten. Denn es gehe um Brasilianer, die medizinisch versorgt werden wollten.

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