Peruanischer Bauer verklagt RWE wegen schwerer Klimaschäden in seiner Heimat
Der peruanische Bauer und Bergführer Saúl Luciano Lliuya hat sich einen Namen gemacht, als er 2016 dem deutschen Energieriesen RWE (bis 1990 Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk) vorwarf, zum Klimawandel beizutragen und seine Heimatstadt Huaraz in den Anden zu gefährden.
Sechseinhalb Jahre nach Prozessbeginn ist das Verfahren in eine entscheidende Phase eingetreten. In dieser Woche reisten mehrere deutsche Richter des Oberlandesgerichts Hamm, vor dem Lliuya Berufung eingelegt hatte, sowie Rechtsberater und Sachverständige nach Peru, um das Gebiet zu untersuchen. Die Reise war für 2020 geplant gewesen, musste jedoch wegen der COVID-19-Pandemie verschoben werden.
Experten müssen analysieren, ob es einen Zusammenhang mit dem CO₂-Ausstoß des Energieriesen RWE gibt und ob das Haus von Lliuya wirklich von einer möglichen "Flutwelle" aus dem oberhalb von Huaraz gelegenen Gletschersee Palcacocha bedroht ist.
Die Nichtregierungsorganisation Germanwatch, die Lliuyas Klage unterstützt, warnt davor, dass die Gefahrenzone Huaraz "ein Gebiet umfasst, in dem etwa 50.000 Menschen leben". Die Stadt hat insgesamt 118.000 Einwohner.
Nach Schätzungen von Germanwatch vergrößerte der Klimawandel das Volumen des Sees seit 1970 um das 34-Fache. Zudem gehen mehrere Studien davon aus, dass es immer wahrscheinlicher wird, dass große Eis- und Gesteinsbrocken in den See stürzen und das Abschmelzen "eine Flutwelle" auslösen könnte, die die Stadt des Klägers träfe.
Das Oberlandesgericht Hamm schrieb Justizgeschichte, als es 2017 die Klage Lliuyas zuließ. Der Peruaner forderte von RWE 17.000 Euro für die Kosten von präventiven Maßnahmen zum Stopp der Überschwemmungen in Huaraz. Germanwatch erinnert daran, dass hier ein Präzedenzfall darüber geschaffen werden könnte, "ob die größten Schadstoffverursacher der Welt den Schutz und die Entschädigung von Risiken und Schäden für die von den Folgen betroffenen Menschen anteilig finanzieren sollten".
"Ich hoffe, dass die Richter und auch die Vertreter von RWE mit ihrem Besuch das zunehmende Risiko erkannt haben, dem wir hier ausgesetzt sind", kommentierte Lliuya in einer von der Organisation gesammelten Stellungnahme.
Roda Verheyen, Lliuyas Rechtsanwältin, erklärte ihrerseits, dass "die gesammelten Beweise überwältigend sind". "Wir hoffen, dass es jetzt zu einem neuen Prozess und einer schnellen Verurteilung kommt, damit endlich die notwendigen Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können", fügte sie hinzu.
Der Konzern, der mit Steinkohle und Braunkohle Strom erzeugt, ist heute eine multinationale Firma und gehört zu den größten Energieproduzenten Europas. Er ist auch auf anderen Märkten vertreten, beispielsweise in Großbritannien, Belgien, Österreich, Tschechien, Osteuropa, der Türkei, den USA und China.
Aktuell rückt die Kohle als Energieträger wieder in den Fokus der Debatte um die Energieversorgung Deutschlands. Ausgerechnet die Grünen machen Vorschläge in diese Richtung.
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