Lateinamerika

Ecuador: Neoliberaler Guillermo Lasso gewinnt Präsidentschaftswahl

Der Banker und Millionär Guillermo Lasso wird Ecuadors neuer Präsident. In der ersten Wahlrunde im Februar lag er noch deutlich hinter dem linken Kandidaten Andrés Arauz. In der Stichwahl kommt Lasso nun auf über 52 Prozent der Stimmen. Bürgerbewegungen berichten von möglicher Wahlmanipulation.
Ecuador: Neoliberaler Guillermo Lasso gewinnt PräsidentschaftswahlQuelle: AFP © RODRIGO BUENDIA / AFP

Der konservative Banker Guillermo Lasso hat die Stichwahl um die Präsidentschaft in Ecuador gewonnen. Der 65-Jährige kam nach der Auszählung von nahezu allen Stimmen auf 52,52 Prozent, wie das Wahlamt am Sonntag mitteilte. Der Linkskandidat Andrés Arauz erhielt bei der Stichwahl demnach 47,48 Prozent der Stimmen.

Über Twitter bedankte sich Lasso für die Wählerunterstützung:

"Gemeinsam schaffen wir es! Heute hat Ecuador gewonnen. Danke!"

Für Lasso war es bereits die dritte Präsidentschaftskandidatur nach 2013 und 2017. Der Banker steht für eine liberale Wirtschaftspolitik. Er will Arbeitsplätze schaffen und ausländische Investoren anlocken. Er ist Mitglied der ultrakonservativen katholischen Vereinigung Opus Dei und spricht sich strikt gegen die gleichgeschlechtliche Ehe sowie Abtreibung aus. Zu den ersten Gratulanten gehörten Kolumbiens Präsident Iván Duque und Uruguays Staatschef Luis Lacalle Pou.

Für seinen Kontrahenten Arauz kam die Niederlage überraschend – er hatte in nahezu allen Umfragen vor der Wahl vorne gelegen. Der Linkspolitiker, der vom früheren Präsidenten Rafael Correa unterstützt wurde, räumte laut dpa noch am Abend seine Niederlage ein:

"Das war ein Scheitern bei den Wahlen, aber keine politische oder moralische Niederlage."

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am 7. Februar lag Arauz mit 32,2 Prozent der Stimmen vorne, die Plätze zwei und drei waren eng umkämpft. Zunächst sah es so aus, als läge Yaku Pérez von der Indigenenbewegung Pachakutik an zweiter Stelle. Erst kurz vor dem Ende der Auszählung überholte ihn der neoliberale Lasso. Lasso kam auf 19,74 Prozent der Stimmen, Pérez auf 19,38 Prozent. Pérez deutete damals Unstimmigkeiten und Wahlmanipulation an. Der Nationale Wahlrat in Ecuador (CNE) weigerte sich zunächst, der Forderung nach einer computergestützten Neuauszählung aller Stimmung nachzukommen. Zwei Wochen nach der Wahl gab der CNE dann bekannt, dass Lasso mit 12.600 Stimmen vor Pérez gelegen habe.

Als Reaktion darauf riefen das Bündnis der indigenen Nationalitäten Ecuadors (Conaie), sowie die Partei Pachakutik von Yaku Pérez laut dem Lateinamerikaportal Amerika21 dazu auf, einen ungültigen Stimmzettel abzugeben. Sie kündigten an, das Wahlergebnis nicht anzuerkennen. Zuletzt zeigte sich aber eine Spaltung innerhalb der indigenen Bewegung – ein kleiner Teil wollte eher den linken Kandidaten Arauz unterstützen, um einen erneuten neoliberalen Präsidenten zu verhindern.

Lasso beerbt den hoch umstrittenen Präsidenten Lenín Moreno, der Ecuador nach dem Ende der Präsidentschaft von Rafael Correa 2017 wieder auf einen neoliberalen Kurs brachte. Ecuador – zuvor ein Unterstützer der progressiven, linken Regierungen Lateinamerikas – wechselte damit auf einen Kurs in die Nähe der USA und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS).

Lasso selbst gilt als einer der reichsten Männer Ecudaors. Laut einem Bericht von Amerika21 ist er der größte Anteilseigner der Banco de Guayaquil, einer der wichtigsten Banken in Ecuador. Die argentinische Zeitung Página12 veröffentlichte einen Bericht, demzufolge Lasso ein erhebliches Vermögen in diversen Briefkasten-firmen in Steuerparadiesen hinterlegt haben soll. Allein 2020 soll er ein Einkommen von 6,4 Millionen US-Dollar aus diversen Geschäften bezogen haben. Zuletzt hatte er mit Moreno das Projekt verfolgt, die Zentralbank von Ecuador zu privatisieren.

Nach der Stichwahl berichteten Bürgerorganisationen davon, dass das Meinungsforschungsinstitut CedatosUmfragewerte zugunsten von Lasso manipuliert habe. Schon in den Wochen vor der Stichwahl warnte das Bündnis Progressive International davor, dass inländische wie ausländische "reaktionäre Kräfte" daran arbeiteten, einen Wahlsieg von Arauz zu verhindern.

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