Zwischen Januar und November 2020 wurden in Peru 5.016 Frauen und Mädchen offiziell als vermisst gemeldet. Seit dem Lockdown im März 2020 stiegen die Zahlen erheblich an – von ca. fünf Vermisstenmeldungen am Tag auf über 15 pro Tag. Aus einem von dem peruanischen Ombudsmann Walter Gutiérrez vorgestellten Bericht geht hervor, dass 1.506 Frauen und 3.510 Mädchen von Januar bis November 2020 als vermisst gemeldet wurden.
In Peru ist das Verschwinden von Menschen – insbesondere von Kindern – seit vielen Jahren ein Problem. Nach offiziellen Angaben verschwanden im Jahr 2014 insgesamt 1.470 Personen spurlos, 2015 waren es 1.947 und 2016 2.551 Personen. Nach Angaben der peruanischen Polizei blieben 77 Prozent der Fälle ungeklärt.
Der Anstieg im Jahr 2020 ist dennoch überproportional und besorgniserregend. Bis Juni 2020 verschwanden 915 Frauen – 70 Prozent davon sind Minderjährige. Bis Anfang August wurden 2.415 Frauen als vermisst gemeldet (737 Erwachsene und 1.720 Kinder). Bis Ende November sind es insgesamt 5.016 Frauen und Mädchen. Allein im November gab es 390 Vermisstenmeldungen von Kindern – 83 Prozent davon sind Mädchen – und 190 Vermisstenmeldungen von Frauen. Das ist ein Anstieg von zwölf Prozent bei den Kindern und 20 Prozent bei den Frauen im Vergleich zum Oktober.
Aufgrund der hohen Vermisstenzahlen hat die peruanische Nationalpolizei im Oktober ein neues System zur Suche nach verschwundenen Personen eingeführt. Das funktioniere nach Darstellung der Ombudsstelle noch nicht optimal. Das Polizeipersonal und die Mitarbeitenden von Frauennotrufzentren, Sonderschutzeinheiten und Notfallhotlines seien nicht ausreichend geschult, um mit der zugespitzten Situation umzugehen. Es gebe auch Schwierigkeiten bei der Geolokalisierung. Diese muss im Fall einer Vermisstenmeldung von den Telekommunikationsdiensten zur Verfügung gestellt werden. Es bestehe aber noch keine sichere Rechtsgrundlage, um Unternehmen zu sanktionieren, die dieser Aufforderung nicht nachkommen.
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