Lateinamerika

Kampf gegen COVID-19: Medizinische Eingreiftruppe Kubas für Friedensnobelpreis vorgeschlagen

Seit vielen Jahren unterstützen kubanische Ärzte die ärmsten Länder im Kampf gegen Krankheiten. Während der Corona-Krise sind kubanische Gesundheitsexperten weltweit gefragt. Initiativen setzen sich nun für die Nominierung der kubanischen Mediziner für den Friedensnobelpreis ein.
Kampf gegen COVID-19: Medizinische Eingreiftruppe Kubas für Friedensnobelpreis vorgeschlagenQuelle: Reuters © Alexandre Meneghini

Wie bereits seit Jahrzehnten waren es auch während der Corona-Krise kubanische Ärzte, die weltweit aushalfen, um die schlimmste Not zu lindern. Dennoch, auch hierzulande hat Kuba im politischen und medialen Diskurs einen schweren Stand. Vermeintlich läge demnach die relative Armut der Karibikinsel im sozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem begründet. Auch der Kampfbegriff "Diktatur" wird immer wieder bemüht, um die Gesellschaft Kubas zu charakterisieren und dadurch zu diskreditieren.

Um so bemerkenswerter ist es, dass die schnelle medizinische Eingreiftruppe Kubas in Anerkennung ihrer Bemühungen nun für den diesjährigen Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde.

Unterstützt wird die Kampagne von Organisationen, die sich für Völkerverständigung und Frieden engagieren, wie etwa die französische Solidaritätsorganisation "Cuba Linda". Sie setzt sich dafür ein, den Preis an die kubanische Henry-Reeve-Brigade zu verleihen, die auch im Zuge der Corona-Krise aktuell Zehntausende medizinische Fachleute in mehr als 60 Ländern unterhält.

Seien es indigene Gemeinschaften im Amazonas, Slumbewohner auf dem afrikanischen Kontinent oder die Opfer des Erdbebens im Jahr 2010 in Haiti, überall sind die Kubaner vor Ort, um ihre Expertise zur Verfügung zu stellen. Und dies, obwohl die Karibikinsel seit knapp sechs Jahrzehnten unter drakonischen US-Sanktionen leidet.

Die internationale Gemeinschaft ist Zeuge der Solidarität von Angehörigen der Gesundheitsberufe, die ihr eigenes Land verlassen, um in anderen Teilen der Welt Dienstleistungen zu erbringen und Erfahrungen auszutauschen, die im Falle der durch das neue Coronavirus verursachten Pandemie sogar das Herz Europas erreichen", heißt es nun in einer Erklärung der französischen Organisation.

Die kubanische Ärztebrigade ist nach dem in den USA geborenen kubanischen Freiheitskämpfer Henry Reeve benannt, der als Brigadegeneral sieben Jahre lang in der kubanischen Befreiungsarmee kämpfte und im zehnjährigen Unabhängigkeitskrieg demnach an mehr als 400 Kämpfen gegen die spanische Armee teilnahm.

Die medizinische Eingreiftruppe wurde im Jahr 2005 vom damaligen kubanischen Staatsoberhaupt Fidel Castro gegründet. Nach dem verheerenden Hurrikan Katrina hatten die Vereinigten Staaten zuvor ein kubanisches Angebot zur Entsendung von 1.586 Ärzten abgelehnt.

Der "Máximo Líder" Castro bezeichnete die Ausbildung zum Mediziner zu seiner Zeit als "das Öffnen einer Tür zu einem langen Weg, der zu der edelsten Handlung führt, die ein Mensch anderen gegenüber erbringen kann ...".

Während der Zugang zu medizinischen Dienstleistungen allen Kubanern offen steht, entsendet die sozialistisch geprägte Insel Mediziner in die ganze Welt. Derweil unterstellt die US-Administration den Ärzten, im Auftrag der kubanischen Regierung "ideologische Propaganda" zu verbreiten. Doch damit nicht genug der Missgunst und Verschwörungstheorien. Demnach benutze Kuba seine exzellent ausgebildeten Ärzte im Ausland auch, um "die Demokratie zu untergraben". So etwa in Venezuela, wo Kuba eine seiner größten medizinischen Missionen unterhält.

Washington wusste in der Vergangenheit ebenfalls zu berichten, dass Kuba seine Mediziner im Ausland "ausbeute". In einem Report werden die vermeintlich miserablen Arbeitsbedingungen, die niedrigen Gehälter und angebliche Zwangsverpflichtungen der Mediziner gar mit "moderner Sklaverei" verglichen.

Derweil wurden laut dem kubanischen Außenministerium seit den 1960er-Jahren mehr als 600.000 kubanische Mediziner, darunter Ärzte, Krankenschwestern und Medizintechniker, in mehr als 160 Länder geschickt. Demnach entsandte Kuba mehr Ärzte in die Entwicklungsländer als die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die Henry-Reeve-Brigade agiert dabei an vorderster Front, so etwa auch was die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Pakistan anbelangte. Bereits bei der Bekämpfung des Ebolavirus in den Jahren 2014 und 2015 wurde die kubanische Ärztebrigade demnach auf der Jahreskonferenz der norwegischen Gewerkschaften für den Friedensnobelpreis nominiert. Kuba hatte mehr als 400 Gesundheitshelfer in die zum Teil unzugänglichen Ebola-Regionen entsandt.

Obwohl die Henry-Reeve-Brigade im Jahr 2015 nicht mit dem prestigeträchtigen Preis ausgezeichnet wurde, verlieh die WHO der Brigade in Anerkennung ihrer Arbeit während der 70. Weltgesundheitsversammlung in Genf im Mai 2017 den Doctor-Lee-Jong-wook-Gedächtnispreis für öffentliche Gesundheit.  

Die Henry-Reeve-Brigade hat in der ganzen Welt eine Botschaft der Hoffnung verbreitet. Ihre 7.400 ehrenamtlichen Gesundheitsfachkräfte haben angesichts der schlimmsten Katastrophen und Epidemien des letzten Jahrzehnts mehr als 3,5 Millionen Menschen in 21 Ländern behandelt", erklärte die WHO 2017.

Die Assoziation "Cuba Linda" unterhält eine Facebook-Seite namens "Prix Nobel pour les brigades medicales cubaines" (Nobelpreis für die kubanischen medizinischen Brigaden), um öffentliche Unterstützung für die Auszeichnung der kubanischen Mediziner zu gewinnen.

Seit März 2020 setzen sich weitere Organisationen und Initiativen in den sozialen Netzwerken für die Nominierung der Henry-Reeve-Brigade für den Friedensnobelpreis ein. Darunter die "Association France-Cuba", die "Cuba Cooperation of France" und der "Circle of Granma" in Italien. Auch in Griechenland hat Kuba viele Freunde. Dort bringen die entsprechenden Initiativen auf Facebook unter dem Namen "Nobelpreis für die Ärzte Kubas"  ihre Unterstützung zum Ausdruck. 

Des Weiteren handelt es sich um das brasilianische "Internationale Komitee für Frieden, Gerechtigkeit und Würde", "Cubanismo" aus Belgien, die "Bewegung für Solidarität und gegenseitige Freundschaft Venezuela-Kuba" und die "Freundschaftsgesellschaft Australien-Kuba".

Jenseits der US-Regierung unterstützen auch US-amerikanische zivilgesellschaftliche Gruppen die Nominierung der Henry-Reeve-Brigade. Darunter das "Network in Defense of Humanity – US Chapter", das "National Network on Cuba" (NNOC), die "Pastors for Peace", "Code Pink" und das "US Chapter of the International Committee for Peace, Justice, and Dignity".

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