Afrika

Blutige Jahreswende: Neue Terroranschläge in Westafrika fordern über hundert Tote

In Westafrika haben Terroristen über die Weihnachtstage Anschläge mit Dutzenden Todesopfern verübt. Besonders betroffen war Burkina Faso, wo nach offiziellen Angaben über 100 Menschen ums Leben kamen. Die Bundesregierung will den "Terrorismus" militärisch besiegen.
Blutige Jahreswende: Neue Terroranschläge in Westafrika fordern über hundert ToteQuelle: Reuters

Im westafrikanischen Binnenstaat Burkina Faso kamen am vergangenen Mittwoch bei einem Anschlag in der nördlichen Gemeinde Arbinda 35 Zivilisten, sieben Militärangehörige und 80 nicht näher verifizierte "Terroristen" ums Leben.

"Am frühen Morgen griffen fast 300 Männer auf Motorrädern und Pick-ups an", erläuterte ein burkinischer Offizier die Hintergründe des verheerenden Anschlags.

Die Terroristen zündeten zunächst eine Autobombe an einem Posten am Ortseingang, was unsere Position schwächte, und griffen uns dann an mehreren Fronten an. Die Konfrontation dauerte zwischen zwei und drei Stunden", ergänzte der Militär, dessen Aussage zufolge auch Luftstreitkräfte zur Abwehr der Terroristen eingesetzt wurden.

Bei den toten Zivilisten handelt es sich überwiegend um Frauen. Der Präsident von Burkina Faso Roch Marc Kaboré rief zum Gedenken an die Opfer ab Mittwoch zwei nationale Trauertage aus. Bei einem weiteren Angriff auf eine Militärpatrouille wurden in derselben Region jüngst erneut mindestens elf Soldaten und mindestens fünf Angreifer getötet.

Neben Mali, Niger und Nigeria sind islamistische Terroristen seit geraumer Zeit auch in Burkina Faso aktiv. Wie in der gesamten Region war diese extreme Form der mutmaßlich religiös motivierten Gewalt vor Ort bislang unbekannt. Erst der Sturz des libyschen Staatsoberhaupts Muammar al-Gaddafi durch eine westliche Militärintervention im Jahr 2011 öffnete die Büchse der Pandora. Seither greift die Gewalt immer weiter um sich.

Seit sich der Terrorismus auf Burkina Faso (übersetzt: "Das Land der aufrechten Menschen") ausgebreitet hat, verlor der Staat bislang die Kontrolle über ein Drittel seines Territoriums. Die Mehrheit der knapp 20 Millionen Einwohner Burkina Fasos sind Muslime, etwa 20 Prozent sind Christen. Auch wirtschaftlich hat der grassierende Terrorismus eine verheerende Wirkung auf das westafrikanische Binnenland zwischen Ghana und Mali.

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Hing die Wirtschaft des Landes zum großen Teil von seiner Baumwollproduktion ab, herrschte noch vor wenigen Jahren Goldgräberstimmung. So wollte das Land noch im Jahr 2010 zum viertgrößten Goldproduzenten Afrikas aufsteigen. Bereits 2009 konnte Burkina Faso seine Goldproduktion um 133 Prozent steigern. Der Traum von wirtschaftlicher Entwicklung ist jedoch vorerst geplatzt.

Im Juli 2019 wurde stattdessen ein Konvoi mit Mitarbeitern und Auftragnehmern einer kanadischen Goldminenfirma samt einer Militäreskorte Ziel eines bewaffneten Hinterhalts im Osten Burkina Fasos. Bei diesem Angriff kam es Angaben zufolge zu mehr als 37 Toten und 60 Verletzten.

Derweil äußerten sich die Vereinten Nationen und auch die EU äußerst besorgt. "Der Sahel muss uns alle mobilisieren", hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Solidaritätserklärung, in der die EU den Ländern der Sahelzone Unterstützung im Antiterrorkampf zusagte. Auch die Bundesregierung verlieh ihrer Sorge aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Region Ausdruck:

Die regional agierenden dschihadistischen Gruppierungen genießen weitgehende Bewegungsfreiheit und können deshalb, auch unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung, uneingeschränkt agieren", hieß es u.a. aus dem Verteidigungsministerium.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach sich vor wenigen Tagen für ein umfassenderes Mandat der Bundeswehr in der südlichen Sahara aus. Das französische Militär sei in der Sahelzone jetzt schon "mit einem viel robusteren Auftrag unterwegs", so Kramp-Karrenbauer. Diesen erfülle Frankreich, damit die Bundeswehr und zivile Organisationen dort in Sicherheit etwas aufbauen könnten. Die Partner Deutschlands in Amerika und Europa fragten aber mittlerweile, ob es bei dieser Arbeitsteilung bleiben könne. Deutschland dürfe sich in dieser Region nicht wegducken.

Der US-amerikanische Botschafter in Burkina Faso Andrew Young merkte bereits im September an, dass die Vereinigten Staaten und Burkina Faso "sich gemeinsam gegen die Herausforderungen engagieren, die uns alle betreffen". Am Dienstag übergab der Diplomat dann der Regierung in Ougadougou eine Spende der US-Administration. Diese umfasste militärische Transport- und Kommunikationsausrüstung im Wert von knapp einer Million US-Dollar.

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