Afrika

Russland vermittelt Friedensprozess in Zentralafrika: Daraufhin schickt Paris Waffen in die Region

Paris hat laut dem Politik-Analysten Andrei Koschkin Angst vor einem Bedeutungsverlust in Zentralafrika. Aus diesem Grund sendet es Waffen und Geld in die Zentralafrikanische Republik. Hintergrund: Russland hat dort erfolgreich einen Friedensprozess initiiert.
Russland vermittelt Friedensprozess in Zentralafrika: Daraufhin schickt Paris Waffen in die RegionQuelle: AFP

von Ali Özkök

Ein RT Deutsch-Interview mit Andrei Koschkin. Er ist Militärexperte und Leiter der Fakultät für Politikwissenschaften an der Plechanow-Wirtschaftsuniversität in Moskau. 

Frankreich hat 1.400 Waffen nach Zentralafrika entsandt und dabei Russland als Grund angegeben. Wie bewerten Sie diesen Schritt aus russischer Perspektive?

Frankreich hat bereits 2013 erklärt, die Gewaltausbrüche in der Zentralafrikanischen Republik selbst in die Hand zu nehmen und diese beizulegen. Im Prinzip unterstützte der UN-Sicherheitsrat diese Friedensmission. Im Laufe dieser Operation entsandten die Franzosen 2.000 Soldaten und begannen, Geld bereitzustellen. Sie haben die Verantwortung übernommen. Aber Paris stellte sich als sehr passiv heraus. Die drei größten bewaffneten Rebellengruppen kämpften einfach weiter.

Das afrikanische Land braucht noch immer dringend Unterstützung. Russland erhielt ein Mandat von der UNO und unterstützt das Land, anders als Frankreich behauptet, gemäß des internationalen Rechts. Angesichts der russischen Aktivitäten beschließt Frankreich plötzlich, seinen Einfluss in der Zentralafrikanischen Republik wieder massiv auszuweiten, zumal das Land geografisch, klimatisch und hinsichtlich der Bodenschätze ein einzigartiges afrikanisches Land darstellt. Neben den Waffen entsandte die Macron-Regierung auch 24 Millionen Euro. Gegenüber Russland benimmt sich Frankreich ambivalent. Einerseits widerspricht Paris einer Kooperation mit Russland nicht, andererseits versucht Frankreich, alle anderen Staaten aus dem Land zu drängen und sich die Zentralafrikanische Republik wieder zu eigen zu machen.

Welche Bedeutung spielt die Zentralafrikanische Republik in der russischen Außenpolitik, und wie gestaltet sich die Kooperation zwischen beiden Ländern?

Wie es der Name schon sagt, befindet sich dieses einzigartige Land im Zentrum des afrikanischen Kontinents. Es zieht die Blicke der wirtschaftsstarken Länder auf sich. Die Regierung des afrikanischen Landes begrüßt die russische Roadmap zur Stabilisierung der militärischen Auseinandersetzungen. Sie spüren und verstehen, dass das konstruktive Vorschläge sind. Offen gesagt, die Menschen vertrauen der Russischen Föderation. Schon früher schätzten viele afrikanische Staaten die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion. Sie sehen in uns gewissenhafte und unerlässliche Partner, weswegen die offiziellen Behörden lieber mit der Russischen Föderation als mit dem Westen zusammenarbeiten wollen.

Hinsichtlich der aktuellen Kooperation ist zu sagen, dass sich bereits ungefähr 170 unserer Fachleute in Zentralafrika bewährt haben. Sie bilden entsprechend Ordnungskräfte aus. Wir bereiten gegenwärtig die Entsendung von weiteren 60 Experten vor und weiten die Infrastruktur aus. Das alles gefällt den zentralafrikanischen Behörden und wird von ihnen begrüßt. Wenn man die Lage der Führung dieses Landes genauer betrachtet, ist sie wahrscheinlich bereit, Hilfe von jedem Staat entgegenzunehmen. Daher nehmen sie auch Hilfe von Frankreich. Sie begrüßen das Geld und die Waffen. Im direkten Vergleich scheint es mir allerdings so, dass die afrikanischen Behörden Russland mehr Vertrauen entgegenbringen.

2013 wurde Präsident François Bozizé von den Séléka-Rebellen gestürzt. Seitdem ist das Land unruhig und instabil. Können Sie erklären, was die Gründe für die anhaltende Instabilität sind?

Das Land ist im Vergleich zu anderen Staaten nicht sehr groß. Das Territorium beträgt etwas mehr als 600.000 Quadratkilometer. Die Bevölkerungszahl liegt bei nur 4,5 Millionen. Das Problem ist, dass es vor allem drei bewaffnete Gruppierungen gibt, die ihr Unwesen treiben und mehr als 70 Prozent des Territoriums kontrollieren. Das bedeutet, dass der überwiegende Teil, zwei Drittel des Territoriums, sich in den Händen von Banditen befindet. In einer solchen Situation ist es unmöglich, Stabilität aufzubauen.

Die fragilen Verhältnisse drängen die offiziellen Machthaber dazu, Hilfe aus dem Ausland zu suchen. Sie forderten eine Zusammenarbeit mit Russland, das mit konkreten Konzepten zur Stabilisierung der Regierung reagierte. Was das Bereitstellen von Geld durch die Franzosen betrifft, so gelangt das Geld höchstwahrscheinlich früher oder später in die Hände der Banditen, wie es immer passiert, wenn terroristische Organisationen ihr Unwesen treiben und die wirtschaftlichen Haupt- und Schlüsselressourcen eines Landes kontrollieren, in denen sie Einfluss ausüben. Die Bevölkerung profitiert nur marginal von solchen Mitteln sowie der versprochenen humanitären Hilfe, da es keine Kraft gibt, die garantieren kann, dass diese Hilfen auch ankommen, wo sie sollen.

Russland hat Friedensgespräche im Sudan abgehalten. Frankreich kritisiert die russische Friedensinitiative. Inwiefern lässt sich schlussfolgern, dass Paris verhindern möchte, dass Russland als wichtiger Friedensmediator in Zentralafrika aufsteigt?

Ich bin davon überzeugt, dass Russland für derartige Abkommen unerlässlich ist und viel Erfahrung darin hat. Ich denke, hier spielt eine Art Eifersuchtsfaktor vonseiten Frankreichs eine Rolle, weil Russland diese neuen Ansätze der Kontaktaufnahme mit der Opposition und die Fähigkeit, gemeinsame Anhaltspunkte zwischen offiziellen Machtstrukturen und den Oppositionsgruppen zu finden, im Nahen Osten bewiesen hat.  Erinnern wir uns an die Astana-Gespräche und das Zusammenkommen in Sotschi. Ein weiteres Beispiel sind die Taliban in Afghanistan, die nur mit Russland als Vermittler zusammenarbeiten wollen. Diese Erfahrung versucht Russland auch in der Zentralafrikanischen Republik zum Wohle der Stabilität des Landes einzubringen, was die offiziellen Machthaber schätzen, weil ein reelles und konstruktives Herangehen an das Problem zu sehen ist. Das Land ist seit langem ein Unruheherd.  

Experten vermuten, dass Frankreich sein Monopol und den Zugang zum zentralafrikanischen Uranium sichern möchte und deshalb die Konfrontation mit Russland sucht. Würden Sie dem zustimmen?

Ja, natürlich. Die Franzosen haben sogar begonnen, den afrikanischen Staaten die Antiquitäten, die sie zur Kolonialzeit gestohlen hatten, wieder zurückzugeben, sie versuchen, die Beziehungen wiederherzustellen. Ich denke, dass die Techniken der damaligen Kolonialisten heute nicht funktionieren. Man muss sich den neuen Umständen anpassen. Der merkantile Appetit Frankreichs existiert immer noch.

Paris will die Rohstoffe beschlagnahmnen und das Monopol in diesem Land haben, weil das Land – und ich möchte das noch mal unterstreichen – aus geografischer Sicht und vor allem in Bezug auf die Menge der Bodenschätze einzigartig ist. Die Förderung der reichen Bodenschätze erfolgt in der Regel zu einem Spottpreis.

Aus diesem Grund versucht Frankreich, Russland hinauszudrängen, und setzt dabei auch auf den Rüstungsfaktor. Der Punkt ist jedoch, dass wir dort im Rahmen des internationalen Rechts tätig sind. Die UNO hat die Tätigkeit Russlands in der Zentralafrikanischen Republik bewilligt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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