Afrika

Nach der Wahl: Guinea-Bissau wird von Putschversuch erschüttert

Präsident Umaro Sissoca Embalo soll verhaftet worden sein. Die größte Oppositionspartei war von der Wahl ausgeschlossen worden; die verbliebenen zwei Kandidaten hatten sich beide zu Siegern erklärt. Für das kleine westafrikanische Land ist das bereits der zehnte Putsch seit 1974.
Nach der Wahl: Guinea-Bissau wird von Putschversuch erschüttert

In Guinea-Bissau hat offenbar ein weiterer Militärputsch stattgefunden. Am Mittwoch erklärten Offiziere des Militärs, sie hätten die Kontrolle über das westafrikanische Land übernommen und alle Grenzen geschlossen. Erst vor wenigen Tagen fanden Präsidentschaftswahlen statt, nach denen sich sowohl der amtierende Präsident Umaro Sissoco Embaló als auch sein Herausforderer Fernando Dias zum Sieger erklärten.

Nach Angaben von Jeune Afrique wurde Embalo in seinem Büro im Präsidentenpalast während des Putsches verhaftet, der vom Stabschef der Armee angeführt worden sein soll. Zusammen mit Embalo wurden auch der Generalstabschef der Streitkräfte, dessen Stellvertreter und der Innenminister verhaftet. Das Magazin berichtet, es habe gegen Mittag Gewehrfeuer in der Nähe des Palastes und der Wahlkommission gegeben, und fügte hinzu, Männer in Uniform hätten entlang der Hauptstraße Richtung Präsidentenpalast Stellung bezogen.

Ein Sprecher Embalos teilte gegenüber Reuters mit, unbekannte Bewaffnete hätten die Wahlkommission angegriffen, um die Verkündung des vorläufigen Wahlergebnisses zu stoppen. Er erklärte, die Angreifer wären mit Dias verbunden, legte aber keine Beweise vor. Die Putschisten wiederum erklären, die Angreifer hätten im Auftrag von Embalo gehandelt und verlangt, diesen zum Sieger zu erklären.

Am Sonntag hatte die Präsidentschaftswahl stattgefunden. Embalo soll auf Grundlage seines eigenen Wahlergebnisses von 65 Prozent seinen Sieg erklärt haben. Dias sagte gegenüber Reportern in seiner Wahlkampfzentrale, nach einer parallelen Auszählung habe er mit mehr als 50 Prozent gewonnen. Die Wahl selbst soll friedlich verlaufen sein, obwohl der Kandidat der größten Oppositionspartei, PAIGC, und ihr Kandidat, der ehemalige Premierminister Domingos Simois Pereira, von den Wahlen ausgeschlossen worden waren. Am Donnerstag sollten die offiziellen Ergebnisse bekanntgegeben werden.

In einer Erklärung im Fernsehen teilte das Militär am Mittwoch mit, es habe die Macht übernommen, nachdem eine Verschwörung durch Embalo aufgedeckt worden sei, Guinea-Bissau zu destabilisieren, an der angeblich ein bekannter Drogenbaron und Ausländer beteiligt gewesen seien. Zugleich sollen die Wahlergebnisse manipuliert worden sein. Empalo hatte 2023 das Parlament, in dem die Opposition die Mehrheit hatte, aufgelöst und seitdem per Dekret regiert.

Die Grenzen, so der Stabschef der Armee, seien geschlossen, soziale Medien abgeschaltet und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden.

Seit seinem Machtantritt im Februar 2020 hatte Embalo, der seit drei Jahrzehnten der erste Präsident des Landes werden will, der wiedergewählt wird, mehrere Putschversuche überstanden. Guinea-Bissau erlebte seit seiner Unabhängigkeit von Portugal 1974 mindestens neun Putsche und Putschversuche.

Das Land an der afrikanischen Westküste mit etwa zwei Millionen Einwohnern hat eine Fläche, die ungefähr jener von Baden-Württemberg entspricht. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt, hat ein großes Außenhandelsdefizit und kaum Industrie. Sein Hauptexportprodukt sind Cashewnüsse. Nur etwa 45 Prozent der Einwohner sind alphabetisiert.

Die von der Wahl ausgeschlossene PAIGC führte einst den Unabhängigkeitskampf gegen die portugiesische Kolonialherrschaft.

Auf der Webseite der staatlichen Nachrichtenagentur ANG findet sich bislang keine Meldung über den Putsch.

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