Afrika

Russlandfreundliche Länder haben die USA in Afrika gedemütigt

Die USA haben in Afrika eine Ohrfeige erhalten: Der Tschad hat den Abzug eines US-Militärkontingents aus seinem Hoheitsgebiet angeordnet, während Niger darüber verhandelt. Der Tschad hat den Abzug der US-Soldaten zudem demütigend für Washington gestaltet. Was bedeutet dies für die Interessen Russlands?
Russlandfreundliche Länder haben die USA in Afrika gedemütigtQuelle: Sputnik © Sergei Gunejew

Von Jewgeni Krutikow

US-amerikanische Truppen verlassen den Tschad. Etwa 75 Green Berets des 20. Luftlande-Spezialkommandos der Nationalgarde aus Alabama werden dies bis zum 1. Mai tun, wie die New York Times unter Berufung auf offizielle Stellen berichtet. Die Verhandlungen mit den tschadischen Behörden könnten nach dem 6. Mai fortgesetzt werden, wobei etwa zwei Dutzend bewaffnete US-Amerikaner während dieser Zeit im Lande bleiben. Sie bewachen vor allem die Botschaft und eine Reihe privater Missionen. Die auf dem Militärstützpunkt in der Hauptstadt N'Djamena stationierten Spezialeinheiten und Ausbilder müssen das Land jedoch umgehend verlassen.

Der Abzug des kleinen US-Kontingents wurde für die USA auf höchst demütigende Weise abgewickelt. Sie erhielten per Luftpost einen Brief von Idriss Amin, dem Kommandeur der tschadischen Luftwaffe, der nicht die erste Person im Lande war. Der Brief war in französischer Sprache verfasst, was an sich schon eine Beleidigung für die USA darstellt, auch wenn Französisch eine der Amtssprachen des Tschad ist. All dies ist sehr weit von den offiziellen diplomatischen Verfahren entfernt, die in einem solchen Fall angewandt werden.

US-Diplomaten und Militärs vermuten, dass dies eine Form von Druck aus dem Tschad auf sie ist. Wahrscheinlich haben sie Recht. Aber es ist bemerkenswert, dass der Tschad sich erlaubt, den Welthegemonen "unter Druck zu setzen", ohne dass ihm dafür etwas droht.

Ein französisches Militärkontingent verbleibt vorerst im Tschad, das deutlich größer ist als hundert US-Amerikaner. Dennoch bestehen US-Medien darauf, dass der Tschad die Zusammenarbeit mit Russland intensivieren wird, auch im militärischen Bereich. Und deshalb hat N'Djamena das US-Militär zum Ausgang gewiesen. Die US-Seite zeigt sich zwar optimistisch. Der Pressedienst des Pentagon bezeichnet das Geschehen als "vorübergehenden Schritt".

Gleichzeitig starteten im benachbarten Niger Verhandlungen zwischen einer US-Delegation und den Militärbehörden des afrikanischen Landes über die Bedingungen des Abzugs der US-Drohnenbasis in Agadez. US-Quellen betonen, dass die Entscheidung, die Truppen aus Niger abzuziehen, "endgültig" sei, man jedoch immer noch versuche, sich auf etwas zu einigen, genau wie im Tschad.

Niger hat das Truppenstationierungsabkommen mit den Vereinigten Staaten bereits am 16. März gekündigt. Ursprünglich sollten die USA das Land sofort verlassen, was jedoch nicht nur aufgrund ihrer Anzahl (mehr als 1.000 Personen), sondern vor allem wegen der zahlreichen hochtechnologischen und streng geheimen Ausrüstungen auf dem Stützpunkt in Agadez technisch unmöglich war. Seitdem haben die USA mehrere Versuche unternommen, die nigrischen Militärs zum Überdenken ihrer Entscheidung zu bewegen, indem sie verschiedene einflussreiche Delegationen entsandten, was die Situation jedoch nur noch verschlimmerte.

Nun ist eine neue Delegation in Niger eingetroffen. Die US-Botschafterin in diesem afrikanischen Land Kathleen FitzGibbon und Generalmajor Kenneth Ekman von der US-Luftwaffe (AFRICOM) werden an den Verhandlungen teilnehmen. Wer sie von nigerianischer Seite empfangen wird, ist noch nicht klar. Wahrscheinlich wird es sich um Vertreter des "Nationalen Rates für die Verteidigung des Vaterlandes" (CNSP) handeln, dem herrschenden Militärgremium des Landes. Nigers Hauptziel ist es, den sicheren Abzug des US-Stützpunktes zu gewährleisten und auch noch etwas dafür zu erhalten.

Nächste Woche werden in Niamey der stellvertretende US-Verteidigungsminister für Sondereinsätze und Konflikte niedriger Intensität Christopher Meyer und Generalleutnant Doug Anderson, der Direktor für gemeinsame Streitkräfteentwicklung der US-Armee, zu Gesprächen erwartet. Wahrscheinlich werden sie die Einzelheiten des Abzugs von Stützpunkten und Truppen aus Niger abschließend erörtern, denn das Ereignis selbst steht nicht in Frage. Diskutiert werden vielmehr einige Details und die Möglichkeiten, wie sich die USA aus Niger zurückziehen können, ohne zu weit zu gehen. Der stellvertretende US-Außenminister Kurt Campbell wird in den kommenden Monaten ebenfalls nach Niamey reisen, um über wirtschaftliche Aspekte zu sprechen.

Vor diesem Hintergrund meldete sich der nigrische Minister für Inneres, öffentliche Sicherheit und territoriale Verwaltung Mohamed Toumba zu Wort. Er sagte:

"Wir möchten, dass Russland unsere Truppen ausbildet."

Toumba fügte hinzu, dass die Ausbildung von Truppen im Kampf gegen den Terrorismus helfen könnte:

"Das gilt auch für den Kampf, für den Einsatz von Waffen. Wir sind am Kauf von Waffen interessiert."

Der Minister ergänzte, dass ein US-General nun Niger besuchen werde, "um einen Plan für den Abzug (der Militärbasis) festzulegen".

Was in Niger geschehen ist, ist zweifellos ein schwerer Schlag für das Image der Vereinigten Staaten und ein Misserfolg nicht nur für Washington, sondern auch für seine Verbündeten. Dabei geht es nicht nur um den derzeitigen Stützpunkt in Agadez, für den bereits 110 Millionen Dollar ausgegeben wurden. Die USA planten, in Niamey einen zweiten Stützpunkt für Drohnen zu errichten, da Niger sehr günstig gelegen ist.

Es ist jedoch verfrüht, einen geopolitischen Sieg über die USA in Afrika zu feiern. Die USA ziehen nicht ab, sondern formieren sich neu. Die laufenden Verhandlungen in Niamey werden nicht wie im Tschad mit dem ultimativen Abzug des US-Militärkontingents in drei Tagen enden. Die US-Amerikaner werden offensichtlich noch einige Zeit dort bleiben, bis sie eine Gelegenheit finden, ihre Truppen irgendwo in der Nähe zu stationieren.

In der Zwischenzeit ist den USA die Bedrohung durch den Dschihadismus in der Sahelzone gleichgültig, die früher der offizielle Grund für die westliche Militärpräsenz in der Region war. In diesem Fall stellt der Dschihadismus keine wirkliche Bedrohung für Washington dar. Man ist bereit, die Terrorismusbekämpfung den russischen Militärberatern in Afrika zu überlassen.

Der Verlust des Stützpunktes in Niger ist ein schwerer Schlag, aber er ist kein Grund für die USA, ihre gesamte Strategie der Präsenz in der Region zu ändern. Die Entwicklung ist vielmehr ein Grund, die Strategie anzupassen. Schließlich gibt es immer noch genügend Länder in der Region, die bereit wären, sowohl US-Stützpunkte als auch Militärkontingente aufzunehmen. Das Pentagon hat bereits Pläne geäußert, US-Stützpunkte und -Truppen in der Elfenbeinküste, Benin und Ghana zu stationieren.

Die Länder der Sahelzone, die in den letzten anderthalb Jahren eine neue Runde des antikolonialen Kampfes eingeläutet und freundschaftliche Beziehungen zu Russland deklariert haben, sind strategisch sehr verwundbar. Zunächst einmal haben sie keinen Zugang zum Meer, das von denjenigen kontrolliert wird, die gewohnt und bereit sind, mit den USA und Frankreich zusammenzuarbeiten: Togo, Benin, Ghana. Selbst die Lieferung russischen Getreides in die Sahelländer erfolgt über die Häfen dieser drei Länder. Und es sei daran erinnert, dass das Hauptproblem der bisherigen russischen Präsenz in der Sahelzone die Logistik ist.

Die derzeitige Situation bietet den USA zudem die Gelegenheit, sich von ihrem toxischen Partner – dem neokolonialen Frankreich – zu distanzieren. In einem solchen Kontext ist es sogar möglich, sowohl die militärische Präsenz in der Region als auch die wirtschaftliche Durchdringung zu verstärken, indem man zum Beispiel Niger einige zusätzliche Vorteile verspricht.

Auf diese Weise könnten die USA die strategischen Verluste eines Rückzugs aus der Sahelzone durchaus minimieren. Das ist eine unangenehme Geschichte für sie, vor allem unter dem Gesichtspunkt des Images und der Diskreditierung der Rolle, die sie sich selbst zugedacht haben. Es wäre jedoch verfrüht und unverantwortlich, von einer vollständigen Verdrängung der westlichen Präsenz aus Westafrika zu sprechen und sie durch eine russische Präsenz zu ersetzen. Afrika ist zu heterogen, als dass sich aus ein paar Einzelfällen schnell ein Trend ableiten ließe. Und die US-Amerikaner und Franzosen haben viel mehr Erfahrung in der Region als wir. Russland sammelt seine Erfahrungen erst.

Übersetzt aus dem Russischen. Mit freundlicher Genehmigung der Zeitung Wsgljad (vz.ru). 

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