Von George Trenin
Am 19. März fand in Moskau die zweite internationale Parlamentarische Konferenz "Russland – Afrika" statt. Über 40 offizielle Delegationen von dem gesamten Kontinent haben an der Veranstaltung teilgenommen, wobei die Kernthemen von der russisch-afrikanischen Zusammenarbeit bis zum westlichen Neokolonialismus reichten.
Das Forum ist nur ein Glied in einer langen Kette jüngster Kontakte zwischen dem offiziellen Moskau und seinen afrikanischen Gegenparts, die im zweiten Russland-Afrika-Gipfel münden werden, der für kommenden Juli in Sankt Petersburg geplant ist. Moskau hofft, dass die Veranstaltung seine Beziehungen zu den beteiligten afrikanischen Ländern auf "eine neue Ebene der Zusammenarbeit" heben wird. Aufgrund der jüngsten Treffen zwischen russischen und afrikanischen Diplomaten ist klar geworden, dass die neuen Beziehungen nicht nur von wirtschaftlicher, sondern auch von militärischer Partnerschaft geprägt sein werden.
Die USA und ihre Verbündeten haben ihre Besorgnis über die Angelegenheit zum Ausdruck gebracht und, wie das russische Außenministerium zuvor warnte, versucht, den Gipfel zu torpedieren. Aber gibt es etwas, das der Westen damit erreichen könnte, wenn man bedenkt, dass sein Einfluss auf die Entwicklungs- und Schwellenländer Afrikas zunehmend schwindet?
Eine Wette auf den globalen Süden
Moskau hat Ende des vergangenen Jahrzehnts sein ernsthaftes Interesse an der am schnellsten wachsenden Region der Welt bekundet. Der erste Russland-Afrika-Gipfel, der 2019 in Sotschi stattfand, versammelte Vertreter aus allen 54 afrikanischen Ländern, wobei 43 Staaten auf höchster Ebene vertreten waren. Außerdem beteiligten sich acht große Integrationsverbände und -organisationen. Der russische Staat ließ sich diese Veranstaltung 4,5 Milliarden Rubel (63 Millionen Euro) kosten und sie war eine der teuersten ihrer Art. Diese Investition zahlte sich jedoch hundertfach wieder aus: Bis zum Ende des Gipfels wurden Verträge und Vereinbarungen im Wert von mindestens 800 Milliarden Rubel (11,1 Milliarden Euro) unterzeichnet.
Nach dem Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine und dem Abbruch der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sind die Kontakte zum globalen Süden für Russland noch wertvoller geworden. Davon zeugen die jüngsten Aktivitäten des russischen Außenministers, Sergei Lawrow. In den ersten Monaten des Jahres 2023 bereiste er bereits zweimal Afrika. Ende Januar besuchte er mehrere Länder südlich der Sahara: Südafrika, Eswatini (Swasiland), Angola und Eritrea. Im Februar bereiste er Nordafrika und besuchte dabei Mali, Mauretanien und den Sudan. Zuvor hatte Lawrow bereits im Juli 2022 eine große Afrikareise unternommen, die Ägypten, Äthiopien, Uganda und die Republik Kongo umfasste. Darüber hinaus trafen sich seine Stellvertreter in den ersten Monaten des Jahres 2023 mit Botschaftern afrikanischer Staaten in Moskau, während russische Botschafter in afrikanischen Ländern mit den jeweiligen lokalen Behörden zusammentrafen.
Militärische Zusammenarbeit
Neben den Diskussionen über den bevorstehenden Russland-Afrika-Gipfel konzentrierten sich die jüngste Treffen von Lawrow mit afrikanischen Vertretern auf die Zusammenarbeit bei der Ernährungs- und Energiesicherheit und auf die militärische Partnerschaft. In Südafrika erörterte der russische Außenminister gemeinsame trilaterale Marineübungen zusammen mit China, die dann vom 17. bis 27. Februar im Indischen Ozean stattfanden. Um an diesen Übungen teilzunehmen, segelte eine russische Fregatte der Admiral-Gorschkow-Klasse den Atlantik hinunter, entlang der afrikanischen Küste, bis zum südafrikanischen Durban am Indischen Ozean.
In Angola erinnerte Lawrow an den erfolgreichen Start des Satelliten Angosat-2 durch Roskosmos im Oktober 2022. Er versicherte den angolanischen Behörden eine weitere Zusammenarbeit im Hightech-Bereich, drückte seine Freude über das wachsende Interesse an der russischen Sprache aus und sprach über die Schaffung gemeinsamer Währungen im Rahmen von Institutionen wie BRICS. In Eritrea erklärte Lawrow, Moskau sei bereit, die Bedürfnisse des Landes in Bezug auf die "Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeiten" und die Entwicklung der militärisch-technischen Zusammenarbeit zu erfüllen. In Mali erörterte der russische Außenminister den gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus in der Sahel-Sahara-Zone, die Ausbildung malischer Kadetten durch das russische Verteidigungsministerium und das Innenministerium sowie die Lieferung von Waffen und militärischer Ausrüstung.
In Mauretanien erörterten dann beide Seiten den russischen Technologietransfer und die Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, einschließlich der Ausbildung mauretanischer Studenten an russischen medizinischen Universitäten und der Arbeit russischer Ärzte im Land selbst. Mit dem sudanesischen Staatschef, Abdel Fattah al-Burhan, wurde eine vorläufige Vereinbarung über den Bau eines russischen Marinestützpunktes in Port Sudan an der Küste des Roten Meeres getroffen.
Diese Ereignisse fanden eine breite Berichterstattung in den westlichen Medien und wurden offenbar zu einer Quelle der Besorgnis für die Politiker des kollektiven Westens. Bald darauf lancierte der Westen eine eigene Reihe von Kontaktaufnahmen mit afrikanischen Ländern.
Der Westen schlägt zurück
Im Dezember 2022 behauptete US-Verteidigungsminister Lloyd Austin auf einer Pressekonferenz am Vorabend eines USA-Afrika-Forums, dass der wachsende Einfluss Russlands und Chinas in Afrika die Region destabilisieren könnte. Nach dieser Aussage gingen die Vereinigten Staaten zur Tat über und versprachen, 55 Milliarden Dollar für afrikanische Länder bereitzustellen. Tatsächlich führten die Vereinigten Staaten Anfang 2023 gemeinsame Militärübungen mit 32 afrikanischen Ländern im Atlantik durch. Es gab auch Berichte über US-Pläne für eine Militärbasis in Marokko, die genutzt werden sollte, um den Einfluss Russlands und Chinas in Afrika einzudämmen.
Im März forderten die Vereinigten Staaten die afrikanischen Länder offen auf, die Partnerschaft mit Russland einzuschränken, und knüpften diese Forderung an den Konflikt in der Ukraine. "Unser Ziel ist es, ehrlich gesagt, diesen Ländern aus wirtschaftlicher Sicht sehr deutlich zu machen, dass ihre wirtschaftlichen Interessen mit der schnellstmöglichen Beendigung der russischen Invasion in der Ukraine übereinstimmen sollten", sagte der stellvertretende Finanzminister, Wally Adeyemo. Noch in diesem Monat soll Adeyemo Ghana, Nigeria und einem weiteren afrikanischen Land einen offiziellen Besuch abstatten. US-Finanzministerin Janet Yellen ihrerseits reiste bereits im Januar nach Senegal, Sambia und Südafrika.
Washingtons Kontakte mit Afrika sind dabei nicht auf Beamte des Finanzministeriums beschränkt. Im Februar stattete die First Lady, Jill Biden, Namibia und Kenia einen diplomatischen Besuch ab. Die Reihe der US-Besuche soll mit der Reise von Vizepräsidentin Kamala Harris fortgesetzt werden, die sie vom 25. März bis 2. April durch Ghana, Tansania und Sambia führen wird.
Laut dem Sonderbeauftragten des russischen Präsidenten für den Nahen Osten und Afrika, dem stellvertretenden Außenminister Michail Bogdanow, "reiten die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten eine beispiellose Kampagne, um Russland in Afrika politisch und wirtschaftlich zu isolieren und auch um den zweiten Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg im kommenden Juli zu torpedieren." Bogdanow erwähnte übrigens nicht nur die USA, sondern auch einen ihrer Partner, der in letzter Zeit in Afrika sehr aktiv geworden ist, wenn auch weniger erfolgreich: Frankreich.
Anfang März besuchte der französische Präsident, Emmanuel Macron, während einer einwöchigen Tour vier zentralafrikanische Staaten: Gabun, Angola, die Republik Kongo und die Demokratische Republik Kongo. Während der Reise erklärte er, dass die Ära des "Françafrique", in der Paris eine informelle Vormundschaft über seine ehemaligen Kolonien ausübte, nun vorbei sei und einer neuen harmonischen Partnerschaft Platz gemacht habe. Laut Macron impliziere diese neue Partnerschaft eine "spürbare Reduzierung" der französischen Militärpräsenz in Afrika, die Reorganisation von Militärbasen und ein neues Modell der militärischen Zusammenarbeit. Diese Aussagen sehen jedoch viel mehr nach einer zwangsläufigen Akzeptanz der Realität aus als nach einer Geste des freien Willens.
In den vergangenen Jahren hat Paris beschlossen, seine Truppen aus der Zentralafrikanischen Republik, aus Mali und Burkina Faso abzuziehen. Dieser Entscheidung gingen nicht nur Massendemonstrationen der lokalen Bevölkerung gegen Frankreich voraus, sondern auch die wachsenden Beziehungen Russlands zu den genannten Staaten.
Paris weicht zurück
Das auffälligste Beispiel für das Scheitern Frankreichs ist die Zentralafrikanische Republik. Frankreich hat dort seine Truppen erst im Dezember 2022 abgezogen. Viele Jahre lang nutzte Paris verschiedene Mittel, einschließlich jene des Militärs, um in die nationale Politik des Landes einzugreifen, indem es seine Präsidenten entweder unterstützte oder absetzte. Als 2012 ein Bürgerkrieg zwischen der Regierung und Aufständischen ausbrach, versuchten Friedenstruppen aus Frankreich und anderen EU-Staaten erfolglos, den Konflikt zu beenden. Im Jahr 2018 wandten sich die Behörden der Zentralafrikanischen Republik hilfesuchend an Russland und unterzeichneten ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit.
Moskau versorgt die Republik seither mit Munition, bildet das lokale Militär aus und hat nach und nach die Zahl seiner Militärausbilder im Land erhöht. Weniger als ein Jahr nach dem Eingreifen Russlands gelang es den Behörden, mit mehreren lokalen Gruppen einen Waffenstillstand auszuhandeln. Später drückten die Behörden der Zentralafrikanischen Republik ihre Dankbarkeit gegenüber Russland für dessen Rolle im Friedensprozess aus.
Der Erfolg der Kombination russischer Waffen und Diplomatie wurde in wirtschaftliche Vorteile umgewandelt. 2020 erhielten russische Unternehmen die Erlaubnis, Gold und Diamanten in der Zentralafrikanischen Republik abzubauen. Vor nicht allzu langer Zeit erklärte die Außenministerin der Zentralafrikanischen Republik, Sylvie Baïpo-Temon, offen, dass die "Fehler Frankreichs" den Weg für Russland geebnet hätten.
Ähnlich verliefen die Ereignisse in Mali. Seit 2013 kämpften dort französische Truppen auf Ersuchen der örtlichen Behörden gegen muslimische Aufständische. Doch mit der Zeit verschlimmerte sich die Situation. Schließlich bat die Militärjunta um russische Hilfe bei der Bekämpfung der mit Al-Qaida und dem Islamischen Staat in Verbindung stehenden Aufständischen. Infolgedessen bildeten russische Militärs die örtliche Armee aus und halfen bei der Bekämpfung der Militanten.
Generell verliert Frankreich seine militärische und diplomatische Präsenz in Afrika. Mali wies Anfang 2022 den französischen Botschafter aus, und im August wurden französische Truppen in den benachbarten Niger abgezogen. Im September 2022 kam es in Burkina Faso zu einem Militärputsch, und die neue Regierung forderte die französischen Truppen schließlich auf, das Land zu verlassen. Tausende Demonstranten versammelten sich in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, um die neue Regierung zu unterstützen, nur wenige Tage nachdem Paris den Abzug seiner Truppen aus dem Land bestätigt hatte. Berichten zufolge trugen die Demonstranten die Flaggen von Burkina Faso und Russland durch die Straßen.
Wie das russische Nachrichtenportal Wsgljad berichtete, soll der Putsch in Burkina Faso zu Nigers erstem offiziell genehmigten Protest seit fünfzig Jahren geführt haben. Dabei skandierten die Demonstranten die Parolen "Frankreich raus!" und "Lang lebe Putin und Russland!"
Das Tauziehen
Die französische Publikation Le Point hat einen Artikel, der die Ereignisse in Afrika zusammenfasst, mit einer vielsagenden Schlagzeile versehen:
"Frankreich den Weg zur Tür gezeigt und ein roter Teppich für Russland ausgebreitet."
Der Artikel stellt fest, dass die Situation durch die öffentliche Skepsis in Bezug auf die Fähigkeit und Bereitschaft der französischen Truppen, die Menschen in Mali und Burkina Faso zu schützen, verursacht wurde. Laut französischen Medienquellen blieben nur 2.000 französische Militärs im Niger, 500 im Senegal und weitere 900 in der Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste).
Während seiner Rede in Benin unmittelbar nach Lawrows Sommertour durch Afrika versuchte Macron Schatten auf Moskau zu werfen, indem er Russland als "eine der letzten imperialen Kolonialmächte" bezeichnete. Der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, schloss sich ihm an und äußerte sich besorgt über die Demonstrationen in Mali. "Ich habe im Fernsehen diese jungen Afrikaner gesehen, die mit Plakaten durch die Straßen von Bamako liefen, auf denen stand: 'Putin, danke! Sie haben den Donbass gerettet und jetzt werden Sie uns retten!'. Das ist schockierend", sagte Borrell.
Der ehemalige US-Sondergesandte J. Peter Pham sagte gegenüber der Financial Times, dass der kollektive Westen aufgrund seiner fehlenden Kooperationsbereitschaft im militärisch-technischen Bereich seinen Einfluss in einigen afrikanischen Ländern verloren habe. Insbesondere wies er darauf hin, dass das US-Außenministerium gegen den Verkauf eines Airbus-Transportflugzeugs an Mali, das mit einem in den USA hergestellten Transponder ausgestattet war, ein Veto eingelegt hatte. Das malische Außenministerium erklärte sich anschließend bereit, sowohl Ausrüstung als auch militärische Hilfe aus Moskau zu beziehen. Laut der britischen Times haben die USA und die ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich ihre Kontrolle über Afrika verloren, während Moskau und Peking ihre Präsenz in der Region ausbauen.
"Russlands wachsender Einfluss unterstreicht die sich entwickelnden Beziehungen auf dem am schnellsten wachsenden Kontinent der Welt", berichtete die Zeitung. Die Autoren behaupteten, Moskau könne sich auf globaler Eben auf die Unterstützung Afrikas verlassen, das "seit langem der Spielplatz der großen Weltmächte ist" – und zwar insbesondere bei der UN. Die Times fügte hinzu, Ziel des US-Afrika-Gipfels sei es gewesen, "afrikanische Staatsführer dazu zu bringen, sich der westlichen Seite anzuschließen." Aber der erneute Kampf um Afrika "könnte angesichts der wachsenden Präsenz Russlands und Chinas in der Region bereits verloren sein."
Gesenkte Erwartungen
Russland schätzt im Vergleich zum Westen seine Perspektiven in Afrika deutlich zurückhaltender ein. Eine Reihe von Experten glaubt, dass die zunehmende Militärpräsenz Moskaus dort keine solide Grundlage für erfolgreiche russisch-afrikanische Beziehungen bietet. Der Anthropologe und Moderator des Telegram-Kanals African Behemoth, Artjom Rykow, stellte fest, dass Russland mehr als bloß eine militärische Präsenz benötige, um seinen Einfluss in Afrika zu festigen und neue Verbündete auf diesem Kontinent zu gewinnen.
Moskau müsse großangelegte gemeinsame Kultur- und Wirtschaftsprojekte mit afrikanischen Ländern in die Wege leiten, die es derzeit noch nicht gebe.
"Es geht um informelle Bindungen. Zum Beispiel zu verstehen, wo lokale Eliten ihre Freizeit verbringen und wo sie ihre Kinder erziehen lassen. Es geht auch um Handel und darum, einen Markt für unsere Waren in einem afrikanischen Land zu finden. Es ist zudem wichtig zu verstehen, über welche Art von Waren wir sprechen", sagte Rykow.
Grigori Lukjanow, ein Forscher beim russischen Rat für Internationale Angelegenheiten (RIAC), ist ebenfalls zuversichtlich, dass eine Zusammenarbeit zwischen Russland und Afrika in verschiedenen Bereichen aufgebaut werden kann, um die Partnerschaften zu vertiefen. Seiner Ansicht nach bedürfen die bilateralen Beziehungen derzeit konkreter wirtschaftlicher Projekte und eines systematischeren Ansatzes. Afrikas gegenwärtige Sympathie für Russland wurzele laut Lukjanow vor allem in antiwestlichen Empfindungen.
"Die anti-französische, anti-britische, anti-koloniale Agenda ist in Afrika wieder einmal dominant. Sie hat Unterstützer gewonnen, die bereit, fähig und willens sind, sie lautstark zu diskutieren und großen politischen Nutzen daraus zu ziehen. Aber bedeutet das wirklich, dass die Region pro-russischer geworden ist?", fragt sich Lukjanow. Der Forscher glaubt, dass eine pro-russische Haltung, die auf anti-amerikanischen, anti-europäischen, anti-französischen und anti-britischen Stimmungen beruhe, nicht als stabiles Modell angesehen werden könne:
"Das Fehlen einer konstruktiven Agenda wird sich bald manifestieren. Wenn Frankreich oder die Vereinigten Staaten ein bestimmtes Land verlassen, verlieren die pro-russischen Ansichten ihre Grundlage. Wenn man jemanden nicht gemeinsam hassen kann, warum sollte man dann befreundet bleiben? Warum sollte man sich lieben oder zumindest tolerieren und verstehen?"
Artjom Rykow glaubt, die westlichen Medien und Politiker seien sich dessen bewusst und diskutierten präventiv über eine Bedrohung durch Russland in Afrika. In Wirklichkeit, so stellt Rykow fest, könne man nicht sagen, dass Russland gekommen sei, um den Westen in Afrika zu "ersetzen". Auch Vertreter der afrikanischen Elite äußern ähnliche Ansichten. In einem Interview mit RT France mit der Frage "Will Burkina Faso, dass Russland Frankreich ersetzt?", antwortete der Premierminister des Landes:
"Unser Ziel ist es, uns mehr Möglichkeiten zu verschaffen. Es geht nicht darum, dass irgendjemand jemand anderen ersetzt."
Bemerkenswert ist auch, dass die meisten afrikanischen Länder davon absehen, im Konflikt zwischen Russland und dem Westen öffentlich Partei zu ergreifen. Dies ist womöglich der wahre Grund – und nicht Afrikas angebliche Sympathie für Russland –, warum die Region anti-russische Sanktionen nicht unterstützt, wie die Washington Post bereits im vergangenen Dezember feststellte.
Lukjanow gibt jedoch zu bedenken, dass "Russland nicht die Gunst der afrikanischen Länder gewinnen muss. Russland braucht Partnerschaften mit den afrikanischen Ländern."
Er glaubt auch, dass Russland und Afrika gegenseitig vorteilhafte Beziehungen brauchen – nicht um Ressourcen zu erschließen oder Stimmen in der UN zu gewinnen, sondern um Partnerschaften innerhalb einer neuen und gerechten Weltordnung aufzubauen – eine, mit der die aktuelle Krise überwunden werden könnte. Lukjanow ist zuversichtlich, dass der Verlauf der Ereignisse in Russland, Afrika und der Welt – sowohl im kommenden Jahrzehnt als auch im 21. Jahrhundert im Allgemeinen – von der effektiven Erfüllung dieser Aufgabe abhängen wird.
Nach Ansicht vieler Experten stehen wir derzeit am Anfang einer langen Reise und können die Ergebnisse der Aktivitäten Russlands in Afrika nur vorwegnehmen. Wie Lukjanow betonte, ist vor allem im Spannungsfeld "Kirche, Gesellschaft, Staat und Wirtschaft" noch viel Arbeit nötig, bevor man langfristig über große Ergebnisse sprechen kann.
Übersetzt aus dem Englischen
George Trenin ist ein russischer Journalist und Politikwissenschaftler.
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