Geopolitischer Wandel: Schon zwei afrikanische Länder haben französische Truppen rausgeschmissen

Der Einflussverlust des Westens in Afrika geht weiter. Die ehemaligen französischen Kolonien Burkina Faso und Mali haben die französischen Truppen aus dem Land geworfen. Auch französische Medien wurden verboten. Russland hingegen ist als Partner sehr willkommen.

Von Thomas Röper

Afrika ist geopolitisch weitaus wichtiger, als man es in den Medien erfährt. In Afrika liegt vielleicht sogar der Schlüssel zum Sieg in dem geopolitischen Kampf der Systeme zwischen dem Westen einerseits und Russland und China andererseits. Der Grund ist, dass Afrika sich bisher zwar neutral verhält, mit seinen Bodenschätzen und aufstrebenden Märkten aber in Zukunft entscheidend sein kann. Ohne Afrika wird keine der Seiten gewinnen können, wenn sich der Kampf der Systeme lange hinziehen sollte.

Der Machtverlust Frankreichs

Frankreich verliert in Afrika sehr schnell an Einfluss – seit Dezember 2022 hat sich der Prozess sogar beschleunigt. Im Dezember hat Burkina Faso zwei Franzosen wegen Spionage ausgewiesen und den französischen Sender Radio France verboten. Anfang Januar hat Burkina Faso von Paris gefordert, den Botschafter auszutauschen, weil der französische Botschafter „kein verlässlicher Gesprächspartner mehr“ sei. Am 18. Januar hat Burkina Faso sein Militärabkommen mit Frankreich gekündigt und den französischen Truppen im Land einen Monat Zeit gegeben, das Land zu verlassen.

Mali, ebenfalls eine ehemalige französische Kolonie, hatte schon vorher französische NGOs in seinem Land verboten und die französischen Truppen des Landes verwiesen. Sehr zum Ärger des Westens hat der malische Außenminister, Abdoulaye Diop, am 7. Februar verkündet:

"Was Frankreich betrifft, so haben wir alle Schlüsse gezogen. Diese Zusammenarbeit entsprach nicht den Wünschen des malischen Volkes (…). Unser Ziel ist es, die autonomen und unabhängigen Kapazitäten unseres Landes zu entwickeln, um die Integrität Malis zu verteidigen, und heute sind wir dazu absolut in der Lage."

Der malische Minister erklärte außerdem, dass alle Staaten, die mit seinem Land zusammenarbeiten wollen, "das Prinzip der Souveränität Malis sowie das Prinzip der Freiheit, den richtigen Partner zu wählen", respektieren müssten und fügte hinzu: "Sie müssen unsere Interessen respektieren, es muss eine aufrichtige Partnerschaft sein, die nicht dazu führt, Zwietracht zwischen Teilen unserer Gesellschaft zu säen. Das gilt für alle Länder, nicht nur für Frankreich, sondern für jedes andere Land, das mit uns zusammenarbeiten möchte."

Diop hob hervor:

"Russland hat sehr effektiv auf unsere Bitten reagiert und heute sind unsere Streitkräfte technisch in der Lage, Operationen durchzuführen, die zu Ergebnissen führen. Wir werden unsere Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation auf der Grundlage des strategischen Plans unserer Regierung und unseres Verteidigungsministeriums fortsetzen, und obwohl eine militärische Lösung nicht umfassend sein kann, können wir ohne Stabilität nicht von Frieden sprechen."

Lawrows Afrikareise

Dem Westen gefällt es gar nicht, dass Russland seinen Einfluss in Afrika ausbaut, indem es den afrikanischen Ländern eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe anbietet, ohne ihnen vorschreiben zu wollen, welche "Werte" sie zu vertreten haben oder sich sonst wie in ihre (Innen)Politik einzumischen, wie es der Westen ständig tut.

Entsprechend harsch reagieren die westlichen Medien. Der Spiegel zum Beispiel titelte: "Daran gewöhnen, dass die Welt sich verändert hat – Lawrow verhöhnt Frankreich während Mali-Visite" und stellte es in seinem Artikel so dar, als habe Frankreich seine Armee freiwillig aus Mali abgezogen, weil die malische Regierung engere Kontakte zu Russland sucht. Wenn man allerdings erfahren will, wie Lawrow Frankreich "verhöhnt" hat, muss man das russische Fernsehsender schauen und nicht den Spiegel lesen.

In Mali hat es nämlich Massenproteste gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich gegeben, bei denen die Menschen russische Fahnen geschwenkt haben. Daher hat Lawrow den Menschen in Mail wahrscheinlich aus der Seele gesprochen, als er sagte:

"Die ehemaligen Kolonialherren müssen vergessen, wie sie diese Gebiete, diesen Kontinent, erobert und ausgebeutet haben. Sie sollten sich daran gewöhnen, dass sich die Welt verändert hat und die Unabhängigkeitserklärung der 1960er-Jahre keine diplomatische Imitation war, wie man heute im Westen das eine oder andere Abkommen nennt, sondern ein verbindliches Dokument."

Für den Spiegel war diese Aussage Lawrows eine "Verhöhnung" Frankreichs.

Die private russische Militärfirma Wagner ist in Afrika aktiv und während westliche Medien behaupten, die Firma begehe dabei am Fließband Morde, Vergewaltigungen und so weiter, sehen das die Menschen in den betroffenen Ländern offenbar anders, denn dort finden prorussische Proteste statt, weil Wagner den Ländern offenbar wirklich dabei hilft, militante Islamisten zu bekämpfen.

Dass Lawrow auf seiner Afrikareise im Sudan auch noch die Einrichtung eines russischen Marinestützpunktes vereinbart hat, dürfte dem Westen ebenfalls nicht gefallen. Zumal, wenn man bedenkt, dass die USA ein Africa Command in Europa einrichten mussten, weil kein afrikanischer Staat bereit war, es bei sich aufzunehmen.

Die Schatten der kolonialen Vergangenheit

Die Afrikaner sind von ihrer Kolonialgeschichte geprägt, in der sie vom Westen ausgebeutet und versklavt wurden. Daher gibt es dort ein tiefverwurzeltes Misstrauen gegen Versprechen aus dem Westen. Damit hat man dort so seine Erfahrungen gemacht.

Mit Russland (und vorher der Sowjetunion) haben die afrikanischen Länder allerdings nur positive Erfahrungen gemacht, denn die Sowjetunion hat ihnen, nachdem sie unabhängig geworden waren, geholfen. Afrikaner haben zum Beispiel in der Sowjetunion studiert und so den Grundstein für eigene Universitäten gelegt.

Auf wessen Seite die Sympathien in Afrika liegen, zeigt auch der Ukraine-Konflikt, denn trotz allen Drucks aus dem Westen hat sich kein einziges afrikanisches Land den antirussischen Sanktionen angeschlossen und der russische Außenminister wird mit offenen Armen empfangen. Wie gut die Afrikaner zu Russland stehen, werden wir im Mai erleben, denn im Mai findet im russischen Sankt Petersburg der nächste Russland-Afrika-Gipfel statt, zu dem praktisch alle afrikanischen Staatschefs anreisen wollen.

Die afrikanischen Staaten sind bisher schwach gewesen und konnten sich nicht wirklich aus der Kolonialisierung befreien, die auch heute noch andauert, wenn westliche Firmen in Afrika Öl, Gold, Uran und alle anderen Bodenschätze abbauen. Den Löwenanteil stecken sich dabei die westlichen Konzerne in die Tasche, die afrikanischen Länder werden mit einem Bruchteil des Wertes ihrer eigenen Bodenschätze abgespeist. Für diese Fortsetzung der Kolonialzeit mit anderen Mitteln gibt es sogar einen Fachbegriff, er lautet Production Sharing Agreement (PSA).

Die afrikanischen Staaten beobachten den Kampf des Westens gegen Russland daher sehr genau, denn wenn Russland erfolgreich ist, dürften viele afrikanische Staaten den Mut fassen, sich ebenfalls gegen die Ausbeutung aus dem Westen aufzulehnen. Dieser Prozess hat schon begonnen.

Erstveröffentlichung auf dem Medienportal Anti-Spiegel.

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