Spanien gibt seine Neutralität im Westsahara-Konflikt auf: Stoppt Algerien Gaslieferung nach Europa?
von Seyed Alireza Mousavi
Die spanische Regierung gibt ihre Neutralität im Westsahara-Konflikt auf. In einem Brief an Marokkos König Mohammed VI. schreibt Spaniens sozialistischer Ministerpräsident Pedro Sánchez:
"Spanien betrachtet die von Marokko 2007 präsentierte Autonomieinitiative als die seriöseste, realistischste und glaubwürdigste Grundlage zur Lösung des Streits."
Mit dieser Haltung hat Spanien faktisch die marokkanische Souveränität über die Westsahara anerkannt.
Im Jahr 2021 hatte sich der Anführer der Polisario-Front (der politisch-militärischen Organisation der westsaharischen Befreiungsbewegung), Brahim Ghali, noch zur Behandlung einer Coronainfektion in Spanien aufgehalten. Marokko protestierte dagegen und berief seine Botschafterin in Spanien zu "Konsultationen" nach Rabat. Infolge der Kehrtwende der spanischen Regierung kehrt die marokkanische Botschafterin nun zurück nach Madrid, während der algerische Botschafter die Stadt verlässt.
Marokko beansprucht Westsahara als Teil seines Staatsgebietes. Demgegenüber strebt die Polisario-Front die Unabhängigkeit der Region an. Die westsaharische Befreiungsbewegung wird ihrerseits von Algerien unterstützt. Für die Polisario-Front und ihre Schutzmacht Algerien stellt die jüngste Haltung der spanischen Regierung einen "historischen Verrat" dar. Polisario verurteilte den Schritt daher aufs Schärfste. Die Bewegung erklärte:
"Die Position der spanischen Regierung steht im völligen Widerspruch zur internationalen Legitimität."
Vor mehr als einem Jahr nahm Marokko unter Vermittlung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump diplomatische Beziehungen zu Israel auf. Im Gegenzug erkannten die USA den marokkanischen Anspruch auf die Westsahara an. Marokko und Algerien stehen seither am Rande eines Krieges, da Algier als Schutzmacht der Polisario-Front für die Unabhängigkeit des Gebietes kämpft.
Der Kurswechsel der spanischen Regierung inmitten des Ukraine-Krieges ist dramatisch. Denn Spanien bezieht fast die Hälfte seines Erdgases aus Algerien, das seit der russischen Offensive in der Ukraine als Lieferant immer wichtiger geworden ist. Angesichts des Westsahara-Konfliktes funktioniert seit dem Herbst 2021 nur noch die Pipeline, welche die algerische Wüste direkt über das Mittelmeer mit Spanien verbindet. Eine zweite, die durch Marokko verläuft, wurde von Algerien nach Angriffen marokkanischer Drohnen in der Sahara-Wüste lahmgelegt. Denn bei diesen Attacken sollen algerische Lkw-Fahrer ums Leben gekommen sein. Spanien ist ebenso wie Portugal und Italien ein wichtiger Abnehmer algerischer Gaslieferungen. Das Land bezog im letzten Jahr fast die Hälfte seines Bedarfs aus Algerien.
Aufgrund der Engpässe in der Ölversorgung im Zuge des Ukraine-Krieges versucht der Westen alternative Wege zu finden, um seine Leitungen zu Russland kappen zu können. Saudi-Arabien ist einer der größten Öllieferanten der Welt. Das Land am Persischen Golf hat sich aber bislang geweigert, die Ölförderung zu erhöhen. Eine mögliche Einstellung der Öllieferungen aus Nordafrika könnte die Lage weiter eskalieren und die Ölpreise in die Höhe treiben. Zudem ist anzumerken, dass sich Algerien in der letzten Zeit stärker an Russland angenähert hat: Algier gilt als Verbündeter der Kremlführung in Nordafrika.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
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