Sudan: Blutbad nach Protesten gegen Militärjunta
Mindestens fünf Menschen sind am Samstag bei Protesten gegen den Militärputsch im Sudan getötet worden. Das berichtete das Zentralkomitee der Sudanesischen Ärzte, die zu den Kräften gehört, die die Proteste gegen das Militär unterstützten. Vier Demonstranten seien erschossen worden, ein weiterer sei in Folge des Einsatzes von Tränengas erstickt. Vor drei Wochen hatte das sudanesische Militär die zivile Übergangsregierung gestürzt. Der Ärzteverband wirft dem Militär vor, den Transport von Verletzten zu behindern. Auch soll es zu Übergriffen gegen Ärzte in Krankenhäusern gekommen sein.
An den Protesten in der Landeshauptstadt Khartum sollen mehr als eine halbe Million Sudanesen teilgenommen haben, wie ein Korrespondent des Nachrichtenportals Middle East Eye berichtete. Der Demonstrationszug habe sich bisweilen über mehr als 19 Kilometer erstreckt. Die Protestierenden sollen Losungen wie "Das Volk will den Sturz des Regimes" gerufen und Bilder des gestürzten Ministerpräsidenten Abdalla Hamdok getragen haben. Dieser mutiert immer mehr zum Symbol des Widerstandes gegen den Militärputsch. Bisher sind im Zuge von Demonstrationen gegen die Machtübernahme des Militärs mindestens 20 Menschen getötet worden.
Ein Zivilist berichtete, dass das Militär am Samstag mindestens drei Stunden lang Schusswaffen gegen die Demonstranten einsetzte. Trotz der blutigen Niederschlagung der Proteste in der Hauptstadt fanden auch in anderen sudanesischen Städten Demonstrationen statt, so etwa in der Stadt Bur Sudan, in der sich der wichtigste Hafen des Landes befindet. In mehreren Provinzhauptstädten soll es ebenfalls Proteste gegeben haben, wie das sudanesische Nachrichtenportal Dabanga, das seinen Sitz in den Niederlanden hat, berichtete. Auch bei diesen Protesten soll es unbestätigten Berichten zufolge zu Todesopfern gekommen sein.
Das sudanesische Militär hatte Ende Oktober erklärt, die demokratisch gewählte Regierung abgesetzt zu haben. Die Putschisten setzten den Ministerpräsidenten Abdalla Hamdok sowie zahlreiche weitere Regierungsbeamte fest. Andere sollen laut Medienberichten verschwunden sein. Das Militär rief einen Ausnahmezustand aus. Es kam zu Massenprotesten in der Hauptstadt Khartum und gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften.
Die Machtübernahme erfolgte zu einem Zeitpunkt, als sich die Amtszeit des elfköpfigen sudanesischen Übergangsrates dem Ende näherte und das Militär die Macht endgültig an eine zivile Regierung hätten übergeben sollen. Der Übergangsrate hatte das Land nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Umar al-Baschir geleitet. Dieser war im April 2019 nach Massenprotesten und einem Militärputsch als Präsident abgesetzt. Al-Baschir selbst war im Jahr 1989 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen.
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