Afrika

Unmoralisches Angebot?: USA bieten Sudan Streichung von Terrorliste gegen Entschädigung für Opfer

Das sudanesische Volk ist in einem heiklen Dilemma: Hoffnungen, dass die Streichung aus der Liste der "Schurkenstaaten" wirtschaftliche Vorteile bringt, kreuzen sich mit der Empörung, die USA würden mit diesem Akt eine Annäherung an Israel erpressen.
Unmoralisches Angebot?: USA bieten Sudan Streichung von Terrorliste gegen Entschädigung für OpferQuelle: Reuters © Mohamed Nureldin Abdallah

Das US-Außenministerium hat mit dem Sudan eine Vereinbarung ausgehandelt: Der Sudan soll mit einem monetären Ausgleich von 335 Millionen US-Dollar Opfer sudanesisch gestützter Terroranschläge entschädigen – sowohl Amerikaner als auch anderer Nationalitäten. Dafür wollen die USA den Sudan aus der offiziellen Terroristenliste streichen, so die Washington Post am 07. August 2020. Doch bekam diese Nachricht durch die derzeitige Rundreise des US-Außenministers Mike Pompeo im Nahen Osten aktuelle Relevanz.

Der US-amerikanische Außenminister Mike Pompeo befindet sich seit Anfang dieser Woche auf einer diplomatischen Tour durch den Nahen Osten. Ziel seiner Reise ist vor allem die Anbahnung von bilateralen Beziehungen der arabischen Staaten mit Israel. Nach seinem ersten Stopp in Israel war Pompeo am Dienstag im Sudan eingetroffen.

Den Premierminister der sudanesischen Übergangsregierung in Khartum, Abdalla Hamdok, erklärte Pompeo, dass die Übergangsregierung kein Mandat habe, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel zu beschließen. Sie würde lediglich bis zu den Wahlen 2022 an der Macht sein und könne nicht über einen "so gewichtigen Schritt" entscheiden.

In der sudanesischen Bevölkerung wird darüber inzwischen heftig diskutiert: Wird das Angebot der USA, den Sudan von der US-amerikanischen Terrorliste zu entfernen, dem armen Sudan wirtschaftlich und politisch neue Horizonte eröffnen? Oder muss es doch als ein Erpressungsversuch der USA gedeutet werden, um die Annäherung an Israel zu erzwingen?

Ruptly hat sich vor Ort umgehört. Majzoun Abdoun aus der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist beispielsweise der Meinung, dass diese (Terror-)Akte zwar vom vorherigen Regime begangen worden seien, wie der Bombenangriff auf die USS Cole, aber wenn man an die Vereinbarung denke, könne den Sudanesen das Zahlen einer Kompensation ökonomische Vorteile bringen. Das würde das Land von der Liste der Länder herunterholen, die den Terror sponsern. Trotz der Bedenken, die einige äußerten, weil sie es als eine Art Erpressung des Volkes und der Übergangsregierung Sudans sehen – "wir sind in einer sehr schwierigen Situation, und es ist nicht klug, sich ihnen entgegenzustellen", so Abdoun.

Dagegen sagt Sayyed Mohamad Ahmad, auch ein Einwohner Khartums: "Die Idee eines Tausches ist feige. Wir zahlen ein Bußgeld im Gegenzug zur Streichung (Sudans aus Washingtons Liste der terrorunterstützenden Staaten). Aber es ist nicht die Schuld der USA, es ist unsere Schuld, die Schuld des sudanesischen Volkes. Denn wir haben eine Phase erreicht, in der unsere Entscheidungen von ihnen abhängen, und wir brauchen die USA dringend."

Am 07. August 1998 waren zwei riesige Autobomben zeitgleich in zwei US-Botschaften in Afrika explodiert; eine in Nairobi in Kenia, die andere in Dar as-Salaam in Tansania. Bei den Explosionen wurden insgesamt 224 Menschen, darunter 12 amerikanische Botschaftsmitarbeiter, getötet und Tausende verletzt. Als Drahtzieher der Anschläge gilt die Terrororganisation Al-Qaida. Osama bin Laden, der Anführer der Al-Qaida, hatte von 1992 bis 1996 im Sudan gelebt. Die sudanesische Regierung unter Omar al-Baschir wird beschuldigt, islamistische Terrororganisationen zu unterstützen, unter anderem auch die Al-Qaida. Nach den Explosionen in Nairobi und Dar as-Salaam hatten die USA Raketen auf Khartum abgefeuert und dabei eine Medikamentenfabrik zerstört.

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